Читать книгу Schrift - Bild - Ton (E-Book) - Mirjam Weder - Страница 9

Übersicht über die Beiträge

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Der erste Teil des Sammelbands ist der Multimodalität des Schreibens im Bildungskontext gewidmet.

Arlene Archer beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit den sich verändernden Formen des Schreibens in der Hochschulbildung. Den Fokus legt sie dabei auf ein Schlüsselkonzept des akademischen Schreibens: Voice (das sich mit Stimme nur unzureichend ins Deutsche übertragen lässt). Sie untersucht, wie Schreibende durch semiotische Entscheidungen in verschiedenen Modi «authorial engagement» realisieren und wie sie Voice intertextuell konstruieren. Schließlich argumentiert sie für den Nutzen kritischer Metasprachen, um Studierende, Lehrende und Forschende bei der Produktion und Kritik verschiedener Arten von Texten zu unterstützen.

Einer visuellen Seite des multimodalen Schreibens widmen sich Ursina Kellerhals und Vinzenz Rast. Sie fordern, dass an der Hochschule neben Schreiben und Reden auch das Visualisieren gelehrt werden müsse. Visualisieren, so halten sie fest, müsse sich an ein Regelwerk halten und dürfe nicht einfach nur in gefälliger Darstellung bestehen. Als Beispiel für ihre Vorstellung von Vermittlung multimodaler Textkompetenz stellen sie ein Unterrichtsmodul vor mit dem Namen Visual Communication in Corporate Contexts und fokussieren dabei auf didaktische Stolpersteine.

Eine Verbindung der Frage nach der Vermittlung von visueller Kommunikation und der Domäne der wissenschaftlichen Kommunikation findet sich im nächsten Beitrag. Roswitha Dubach, Anita Gertiser und Ruth Wiederkehr stellen darin basierend auf der Analyse von 45 Postern von angehenden Ingenieurinnen und Ingenieuren dar, wie Multimodalität im Hochschulkontext gezielt ausgeschöpft werden kann. Die Untersuchung zeigt, dass sich Studierende beim Gestalten von Postern stark an Mustern orientieren, Corporate-Design-Elemente übernehmen und vor allem Titel, Fließtext, Infoboxen, Fotografien und Skizzen einsetzen. An vier Beispielen zeigen die Autorinnen, welche Mittel Zusammenhang zwischen unterschiedlichen sprachlichen und bildlichen Elementen stiften und welche Wechselbeziehungen dadurch entstehen. Es wird klar, und darin kommen Dubach, Gertiser und Wiederkehr mit Kellerhals und Rast überein, dass Studierende neben Vorlagen auch Anleitung brauchen, damit sie Multimodalität in Postern ausschöpfen können. Daraus ziehen die Autorinnen Konsequenzen für die Lehre.

Dem multimodalen Schreiben in der Vermittlung von Mathematik widmet sich Stefan Jörissen, wenn er die Bedeutung von Wandtafelnotationen in Kombination mit mündlicher Erklärung und Herleitung im Unterrichtskontext untersucht. Jörissen thematisiert das Zusammenspiel typografischer, stimmlicher und körpersprachlicher Gestaltung multimodaler kommunikativer Handlungen im Mathematikunterricht. Dabei unterscheidet er Produkt und Prozess: Während das Produkt (finished mathematics) an der Wandtafel stringent und logisch erscheint, ist der Entstehungsprozess (mathematics in the making) geprägt von Dynamik und Iterationen zum Eliminieren von Unsicherheit. Das Produkt ist charakterisiert durch ein oft nichtlineares Neben- und Miteinander unterschiedlicher Zeichensysteme und Gestaltungselemente wie Farben, Einrahmungen, Variationen in Strichdicke und Schriftgröße. Der Prozess ermöglicht es z.B. mittels Streichungen eine Umformung unmittelbar an der Tafel vorzunehmen oder Variablen durch Auswischen zu ersetzen – im Zusammenspiel von Schrift, Bild und Ton lassen sich so wesentliche Prozesse des mathematischen Denkens und Handelns dynamisch veranschaulichen.

Bernadette Rieder und Cordula Schwarze stellen in ihrem Beitrag ein hochschuldidaktisches Konzept vor, das von Studierenden Kompetenzen in geschriebener und gesprochener Sprache fordert und fördert. Es geht dabei um das Kompetenzfeld Argumentieren am Beispiel der wissenschaftlichen Debatte und um das Kompetenzfeld literarisches Leben am Beispiel der Autorenlesung. Rieder und Schwarze verbinden Positionen der modernen Textlinguistik mit Positionen der interaktionalen Linguistik und thematisieren verschiedene Aspekte von Multimodalität.

Tobias Schmohl schlägt im anschließenden Beitrag ein Modell zur wissenschaftlichen Begleitung von Promotionen vor. Das Modell schöpft über die verschiedenen Stufen der Informationserschließung, der Wissensgenese und -organisation sowie der Textproduktion systematisch multimediale und multimodale Verfahren aus und hebt sich somit von anderen Formen der Wissensgenese- und -organisation ab, die eher an assoziatives Schreiben anknüpfen.

Matthias Knopp und Kirsten Schindler schließlich untersuchen in ihrem Beitrag multimodale Verfahren in fiktionalen Schülertexten, die im Rahmen von zwei Kooperationsprojekten zwischen Studierenden des Lehramtsfaches Deutsch der Universität Köln und Grundschülern und -schülerinnen entstanden sind. Beide Projekte erlaubten es den Schülern und Schülerinnen, erste Erfahrungen mit kooperativem Schreiben sowie dem Verfassen von Texten am Computer mit all seinen gestalterischen Möglichkeiten zu sammeln, wobei das Endprodukt in einem Projekt ein linearer Text und in einem anderen ein Hypertext war. Die quantitativen und qualitativen Analysen der Textprodukte zeigen, dass schon in der Grundschule multimodale Schreibkompetenz angebahnt ist, die beim Schreiben am Computer aber noch stark an die Praxis des Handschreibens und -zeichnens angelehnt ist.

Der zweite Teil des Bandes versammelt Beiträge zum multimodalen Schreiben in der professionellen Kommunikation.

Den Anfang machen hier Adrian Aebi und Bruno Frischherz. Sie unternehmen in ihrem Beitrag eine empirische Bestandsaufnahme des multimodalen Designs der Textsorte Nachhaltigkeitsbericht. Dazu unterziehen sie ein Korpus von 50 Nachhaltigkeitsberichten aus den D-A-CH-Ländern einer quantitativen und einer qualitativen semiotischen Analyse und suchen so nach einem textsortenspezifischen Muster für den Einsatz und die Verknüpfung von Bild und Text in diesem immer wichtiger werdenden Instrument der Unternehmenskommunikation.

Dem Zusammenhang von Multimodalität und Suchmaschinenoptimierung gehen Susan Göldi und Cécile Zachlod nach. Weil Lesende stark gelayoutete Texte mit Verlinkungen und Visualisierungen schätzen, bewerten Suchmaschinen multimodale Texte als relevanter als wenig gestaltete reine Schriftwerke. Die Autorinnen zeigen, wie für die Suchmaschinenoptimierung in dieser Hinsicht die Konzepte Keywords und Metadaten genutzt werden können. Diese Konzepte werden im Beitrag eingeführt und in Hinsicht auf eine Multimodale Schreibkompetenz für die Suchmaschinenoptimierung interpretiert.

Aus der Domäne Journalismus stammt der Beitrag von Marina Bräm und Susan Göldi. Dieser beschäftigt sich mit visuellem Storytelling und der Textsorte Infografik und bietet neben Definitionen auch Kategorisierungen von Infografiken im journalistischen Kontext. Insbesondere unterscheidet er zwischen abstrakten Infografiken zur Datenvisualisierung und konkreten Infografiken zur Erklärung komplexer Zusammenhänge. Zu beiden Kategorien zeigt er an je einem Beispiel aus der journalistischen Praxis, wie aus Recherchematerial eine visuelle Idee entsteht und daraus eine multimodale Geschichte entwickelt wird. Der Beitrag macht deutlich, dass visueller Journalismus neue Anforderungen an Redaktionen stellt und multimodale Geschichten in Form von Infografiken ein neues hochwertiges Genre begründen.

Im abschließenden Beitrag zeigt der Graphic Designer Jiří Chmelik, wie multimodale Kommunikation im Kommunikationsdesign realisiert wird. Er nutzt kommunikationstheoretische Ansätze aus anderen Disziplinen dazu, die strukturellen Möglichkeiten des Kommunikationsdesigns zu erweitern, und schlägt vor, Kommunikation als Ritual und als Rollenspiel zu verstehen. Chmeliks Beitrag ist auch ein Plädoyer für eine verstärkte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis bei der Erforschung und Umsetzung von multimodaler Kommunikation bzw. der Vermittlung von multimodaler Kommunikationskompetenz und rundet den Sammelband so stimmig ab.

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