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Kapitel 8
ОглавлениеHeulend fand sich Theresa auf dem Rücksitz eines Taxis wieder. „Amalienstaße“, wies sie den Fahrer mit tränenerstickter Stimme an und starrte in die erleuchteten Schaufenster. Hals über Kopf war sie aus dem Haus gerannt, hatte sich lediglich ihre Jacke vom Haken gerissen und ihr Handy geschnappt. Orientierungslos war sie die Straßen entlang gelaufen, hatte den Kopf frei bekommen wollen und aufgelöst überlegt, was sie denn nun tun sollte. Ob Sven bemerkt hatte, dass sie gegangen war? Wahrscheinlich nicht, denn ihr Handy blieb stumm. Irgendwann hatte Theresa dann diesen Taxistand erreicht und sich in eins hinein geflüchtet.
Die Stadt schien noch immer nicht zu schlafen. Vereinzelt sah sie Pärchen eng umschlungen durch die Stadt mit Herz flanieren. München, so kam es ihr vor, hatte sie allerdings aus dem Herzen verbannt, was ihr einen schmerzhaften Stich versetzte.
Verunsichert blickte der Fahrer in den Rückspiegel. Das Letzte was er wollte war, eine hysterisch heulende Frau durch die Nacht zu fahren.
„Alles Okay“, las sie seine Gedanken und blickte wieder stur auf die Straße. Der Schmerz drückte sie wie eine Zentnerlast immer tiefer in die Bank hinein.
„Es geht vorbei“, durchbrach er die Stille. „In ein paar Monaten werden sie im Arm eines anderen liegen und darüber lachen.“
Stumm schüttelte Theresa den Kopf. Was wusste er schon von Liebe? Wer nachts durch die Straßen fuhr, statt bei seiner Familie zu sein, konnte wirklich nicht viel Ahnung davon haben.
Sie war sich sicher, nie wieder würde sie lieben können, nie wieder unbeschwert lachen. Überhaupt würde sie nie wieder glücklich sein können.
Endlich waren sie vor Luisas Haus angekommen. Mit tränenverschmiertem Gesicht bezahlte sie den Fahrer und hievte sich aus dem Wagen. In Luisas Wohnung brannte Licht. Sie hatte also ihre SMS, dass etwas Schreckliches passiert war, bekommen und erwartete sie nun.
„Verdammter Altbau“, keuchte Theresa, als sie die Treppe in den dritten Stock hochstieg. Luisa stand bereits am Treppenabsatz, um sie in Empfang zu nehmen.
„Was ist denn los, Schatz?“, fragte sie bestürzt, als sie Theresa die letzten Stufen hinaufsteigen sah. Ich hätte sie doch nachhause begleiten sollen, dachte sich Luisa erschrocken. Theresa sah aus, als wäre sie gerade einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer gefallen. Mütterlich nahm sie ihre verstörte Freundin in den Arm und führte sie in die Wohnung.
„Der, …“, schluchzte Theresa auf. „… der Mistkerl … betrügt mich. Seit Monaten schon … mit der Sekretöse.“
Luisa fiel die Kinnlade herunter. Sie hatte ja mit Vielem gerechnet, aber nicht mit so etwas. Ihr fiel in diesem Moment absolut nichts ein, was sie hätte darauf sagen können. Selbst eine ihrer Lebensweisheiten wie, Liebeskummer lohnt nicht, oder der Schmerz geht vorbei, wären jetzt sicherlich wenig hilfreich.
Minutenlang ließ Theresa ihren Tränen freien Lauf, und Luisa ließ sie weinen. Erst einige Minuten später fand Theresa ihre Sprache wieder und erzählte, was vorgefallen war. „Was soll ich denn jetzt bloß tun?“, fragte sie an Luisas Schulter gelehnt, während ihr langsam der Rotz aus der Nase lief.
„Was schon? Du bleibst erst mal bei mir“, erklärte Luisa etwas pikiert, als sie bemerkte, was außer Tränenflüssigkeit noch so an ihrem Shirt klebte. Schnell reichte sie Theresa ein Taschentuch. „Morgen ist ein neuer Tag, und dann sehen wir weiter.“
Danach richtete Luisa die Couch für die Nacht und schob die weinende Theresa unter die Decke. Sanft wiegte sie ihre Freundin im Arm, und Theresa nahm dankbar die wohltuende Fürsorge an.