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Kapitel 5

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Zur Feier des Tages bestellten sie sich eine Flasche Prosecco, die aber Luisa würde allein bezahlen müssen. Wie immer war Theresa für solche Großanschaffungen einfach zu blank.

„Wer weiß, vielleicht ist es ja diesmal dein Durchbruch zum Film“, schrie Luisa durch den Lärm hindurch ihrer Freundin zu. Fröhlich erhob sie ihr Glas und prostete Theresa zu.

„Wahrscheinlich ist das nicht sehr wahrscheinlich. Aber trotzdem ein netter Gedanke“, kommentierte Theresa die wohlgemeinten Worte.

Luisa dachte über die seltsame Ausdrucksweise ihrer Freundin nach. Sollte sie etwas sagen? Theresa hielt sich unterdes ihren Pferdeschwanz vor das Gesicht und prüfte ihre ausgefransten Spitzen. Luisa entschied, es einfach so stehen zu lassen. Zwinkernd beugte sich zu Theresa über den Tisch.

„Vielleicht steigst du auch auf, und deinen nächsten Spot machst du für Stilleinlagen. Oberweite hast du ja genug.“

„Mann bist du wieder witzig“, gab Theresa bissig zurück, als ihr Handy piepste. Erneut begann das Suchspiel in einer Tasche, die einen endlosen Schlund zu haben schien. Ihre Hand zu einer Schaufel geformt, breitete sie ihre Habseligkeiten aus, bis sie endlich an das Telefon herankam. Verwundert zog sie die Augenbrauen nach oben, als sie Svens SMS las. Was machst du heute Abend? Vermisse dich! Kuss Sven.

Was sollte denn diese Frage? Sven war doch sowieso im Büro.

Seit zwei Jahren war sie nun schon mit ihm zusammen, aber seit einiger Zeit benahm er sich merkwürdig. Leider wusste sie nicht, woher dieses Gefühl rührte, aber irgendwie fühlte es sich nicht mehr richtig an.

„Was ist los?“, wollte Luisa besorgt wissen.

„Ach, ich weiß auch nicht“, zuckte Theresa mit den Schultern. „Das war Sven.“

„Und?“

„Was und?“

„Muss ich dir immer alles aus der Nase ziehen? Sprich mit mir“, erwartungsvoll blickte Luisa sie an.

„Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.“

„Interessant. Und was genau meinst du damit?“

„Hmm …“, überlegte Theresa und zog dabei ihren Pferdeschwanz fester. „Er arbeitet immer öfter länger und will pausenlos wissen, was ich so mache.“

Luisa zog die Lippen kraus. „Es ist doch schön, dass er an deinem Leben teilhaben will, oder denkst du …?“

„Dass er fremdgeht? Keine Ahnung. Ja … nein …“, Theresa wusste selbst nicht so richtig, was sie davon halten sollte. Egal wie sie es auch drehte, das komische Gefühl blieb. Sein unauffälliges Verhalten war schon wieder so auffällig, dass Theresa sich manchmal vorkam, als hätte sie in einer der täglichen ausgestrahlten Soaps eine Hauptrolle ergattert. Intuitiv spürte sie, dass hier irgendetwas im Busch war.

„Jetzt mal den Teufel nicht an die Wand“, beruhigend legte Luisa ihre Hand auf Theresas. „Manchmal sind die Dinge gar nicht so, wie sie scheinen. Aber wenn es dich beruhigt, fahren wir in seinem Büro vorbei.“

Sven arbeitete als Angestellter einer Architekturfirma und hatte sein Büro nicht unweit von Luisas Wohnung. Es wäre also im Handumdrehen ausgekundschaftet, ob er wirklich noch im Büro zu tun hatte.

„Nein“, Theresa entzog ihre Hand und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. „Wenn ich ihm nachspioniere, kann ich die Beziehung auch gleich beenden.“

Leicht stupste Luisa Theresas Arme vom Tisch. „Vertrauen ist nur dann gut, wenn du die Kontrolle darüber behältst.“ Sie ließ aber auch wirklich keine Gelegenheit aus, um eines ihrer Sprichwörter an den Mann, zu bringen. Ob umgeschrieben oder im Original spielte dabei keine Rolle.

Theresa schüttelte den Kopf. „Nicht heute. Lass uns lieber trinken.“

Luisa erhob ihr Glas. „Also schön, dann trinken wir auf deine Inkontinenz und deine unkontrollierte Beziehung.“

„Du weißt, dass du mich manchmal aufregst, oder?“

„Ja, aber genau das macht doch unsere Freundschaft aus, oder nicht?“

„Hast du ein Glück, das ich so gutmütig bin“, prostete Theresa ihrer Freundin lachend zu.

„Apropos Glück, hast Du eigentlich deinen Text schon?“, fragte Luisa.

„Ja warum?“

„Ach nur so. Hätte mich einfach interessiert.“ Unschuldig zwinkernd legte sie ihren Kopf schief. Sie liebte es, wenn ihre Freundin ihre Rollen zum Besten gab.

Wie zu erwarten, stieg Theresa natürlich darauf ein und tat Luisa den Gefallen. Warum auch nicht. Ein bisschen Übung konnte nicht schaden.

Sie nahm sich eine Serviette zur Hand und faltete sie einmal zur Hälfte. Dann stand sie auf und stellte sich in Pose.

„Für frische Wäsche den ganzen Tag lang“, begann Theresa ihren Text und hielt Luisa die Serviette vors Gesicht. „Ob morgens im Büro, abends beim Sport oder nachts beim Tanzen - mit Slipfresh Ultra fühle ich mich 24 Stunden frei und sauber.“

Theresa ging in ihrer Rolle mehr als auf. Sie zelebrierte das Freiheitsgefühl, welches man nur mit dieser Einlage haben konnte, mit solchem Enthusiasmus, dass sie nicht merkte, wie ihre Stimme immer lauter wurde und andere Gäste interessiert die Darbietung beobachteten.

„Ohne Slipfresh geh ich nicht mehr außer Haus.“ Dann wurde ihr Gesicht ernst. „Inkontinenz kann jeden treffen, aber mit Slipfresh Ultra, können sie wieder den Schritt ins Leben wagen. Und für unterwegs - packen sie ihre Windeln, (das hatte Theresa kurzfristig selbst umgetextet) diskret in die Ultrabox.“

Luisa schmiss sich weg vor Lachen, und der Applaus der anderen Gäste, erinnerte Theresa daran, wie sehr sie diesen Job liebte. Schade nur, dass sie diesem so selten nachgehen konnte.

„Siehst du, in mir schlummert so viel mehr als nur eine gewöhnliche Frau mit Inkontinenz.“

„Ich glaub auch“, gluckste Luisa. „Wollen wir uns noch eine bestellen?“, fragte sie mit dem Blick auf die leere Flasche.

„Nein, lass mal“, wehrte Theresa den Vorschlag ab und erklärte mit einem Hicksen: „Ich warte daheim auf Sven, vielleicht ergibt sich ja noch etwas …?“

Rache zum Dessert

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