Читать книгу Rache zum Dessert - Monika Clayton - Страница 4
PROLOG
ОглавлениеPlötzliche Sanftmut von Frauen ist oft nur eine ungewöhnliche Geduld
beim Planen einer wirklich lohnenden Rache.
von Ambrose Bierce
Müde blickte Theresa auf ihren Wecker. 5:30 Uhr las sie und zog sich die Decke wieder über den Kopf. Sie fühlte sich wie gerädert, so als wäre sie eben erst eingeschlafen. In gewisser Weise stimmte das sogar, denn die halbe Nacht hatte sie wachgelegen und sich über das bevorstehende Casting Gedanken gemacht.
„Was?!“ Sekunden später riss Theresa erneut die Augen auf. „Das Casting! So ein Mist!“, stieß sie aus. Wieso hatte denn bloß dieser verdammte Wecker nicht geklingelt? Hektisch strampelte sie sich die Bettdecke von den Beinen und sprang auf. Neben ihr warf sich Sven auf die andere Seite und murmelte etwas, das wie „ich will mit dir schlafen“ klang.
Verdutzt sah Theresa ihn an. Hä? Sie fuhr sich durch ihr zerzaustes Haar und schüttelte den Kopf. Sicherlich hatte sie sich verhört. So gut lief ihre Beziehung nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich war es wohl doch eher so etwas wie, „ich will … gähn, grunz … schlafen“.
Egal, sie hatte jetzt sowieso keine Zeit. Schnell hastete sie ins Bad und kickte mit dem Fuß die Türe hinter sich zu. Prüfend besah sie ihr zerknautschtes Gesicht im Spiegel und wusch sich mit kaltem Wasser ab. Leider ließ auch der zweite Blick keine wesentliche Verbesserung erkennen, was sie achselzuckend zum Aufgeben zwang. Das ließ sich nun mal nicht mehr ändern. Dafür hatte sie einfach zu wenig geschlafen und jetzt zu wenig Zeit, um sich die Kissenabdrücke wegzumassieren.
Wenn sie die U-Bahn pünktlich erreichen wollte, hatte sie ab jetzt noch zehn Minuten. In Windeseile bürstete sie sich durch ihr widerspenstiges blondes Haar, während sie mit der anderen Hand begann, sich die Zähne zu schrubben. Vier Minuten später fegte sie durch den Flur, schnappte sich im Vorbeilaufen ihre Lieblingsjeans vom Boden und hüpfte einbeinig zurück ins Schlafzimmer, um sich einen Sweater aus dem Schrank zu holen.
„Was für ein Morgen“, fluchte Theresa vor sich hin und warf einen Blick auf ihre Uhr. Noch fünf Minuten.
„Kannst du nicht leiser sein, Tessa?“, raunzte Sven ihr unfreundlich zu.
Oh Mann, wie sie es hasste, wenn er sie so nannte. Tessa hier, Tessa da, sie konnte diese Abkürzung ihres Namens einfach nicht mehr hören. Okay, am Anfang ihrer Beziehung hatte sie es schon prickelnd gefunden, wenn er ihr ein „Oh Tessa“ ins Ohr gehaucht hatte, aber erstens war sie jetzt nicht mit ihm im Bett und zweitens – keine Ahnung – sie mochte es einfach nicht. Jetzt war sie sich auch sicher, dass sie sich vorhin wirklich verhört hatte.
„Ich hab´s eilig, Sveni“, zischte Theresa gehässig und ließ unsanft die Schlafzimmertür ins Schloss fallen. Für Leise hatte sie wirklich keine Zeit.
Hätte sie nicht diesen verdammten Druck ihrer Agentur im Nacken gehabt, hätte sie sich jetzt erst einmal hingesetzt und eine Tasse Kaffee gegönnt. Würde sie jedoch noch einmal verspätet zu einem Casting erscheinen, musste sie sich auf einen Rauswurf einstellen. Und ihre Agenturchefin meinte das ernst, da war sich Theresa sicher. Das konnte und wollte sie wirklich nicht riskieren. Denk nicht mal daran, mahnte sich Theresa deshalb. Noch vier Minuten. Eilig riss sie, bevor sie die Wohnung verließ, ihre Jacke vom Haken und hastete die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinunter.
Keuchend erreichte sie auf die Minute genau die U-Bahn und sprang hinein, bevor sich die Türen zischend hinter ihr schlossen. Das war wirklich knapp gewesen. Kurz blickte sie sich in dem fast leeren Abteil um, und warf sich dann ächzend auf eine Bank. Aus ihrer Jeanstasche zog sie einen Haargummi und fasste sich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Danach band sie die Schnürsenkel ihrer Sneaker und atmete auf. „Puh … Endlich geschafft.“
Erst jetzt fiel ihr der Blick eines jungen Mannes auf, der sie, mit einem Kaffee-to-go-Becher in der Hand, beobachtet hatte. Seine verquollenen Augen machten den Eindruck, als hätte er die gestrige Nacht, länger als für ihn gut war, gefeiert. Aber wenigstens gab es für ihn Kaffee, dachte Theresa neidvoll. Missmutig wandte sie sich zum Fenster und starrte auf graue vorbeifliegende Wände.
Dass ihr Tag so beschissen begann, war sicherlich wieder ein Zeichen dafür, dass er nicht gut enden würde.