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PROLOG

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Pedro Ramirez log. «Tolle Party, Harri.»

«Schön, konntest du vorbeikommen. War schon lange überfällig.»

Ramirez nickte. «Tolles Haus.» Das hingegen entsprach der Wahrheit. Die Villa war der Wahnsinn, nicht zu vergleichen mit Ramirez’ kleiner Zwei-Zimmer-Wohnung in Sins. Er stand etwas verloren unter all den Gästen, die sich herausgeputzt hatten. Ramirez’ beste Hose war in die Jahre gekommen, Jeans wollte er heute Abend nicht tragen. Extra Lederschuhe hatte er sich nicht gekauft, dafür hatten seine weissen Sneakers eine Runde in der Waschmaschine gedreht. Das hellblaue Hemd hatte er sich geborgt und zur Wäscherei gebracht, Bügeln war keine seiner Stärken.

Harri klopfte ihm auf die Schulter. «Schön, dass ich dich überreden konnte, zu meiner kleinen Feier zu kommen. Du wirst mir fehlen. Sicher, dass du nicht bei mir im neuen Labor als Nachtwächter einsteigen willst?»

«Das entscheide nicht ich. Safetron macht die Zuteilung.»

«Klar doch. Mehr Champagner?»

Ramirez starrte auf sein halb volles Glas, das er unbeholfen zwischen den Fingern drehte. Sektgläser mit dünnem Stiel waren nicht sein Ding. Er mochte Bier in Dosen.

Rebecca, Harris Frau, trat zu ihnen, das dunkelhäutige Baby im Arm. «Schatz, Professor Zach fragt nach dir.»

Sie entschuldigten sich und liessen Ramirez zurück. Er beobachtete die Gäste, bekannte Gesichter, aber fremde Persönlichkeiten. Viel mehr als ein Hallo und Tschüss kam selten über die Lippen der anderen, wenn er ihnen zu den Randstunden über den Weg lief. Er suchte nach Tamara, fand sie aber nicht. Da fiel sein Blick auf Natalie, die Tochter von Harri. Ramirez kannte sie nicht persönlich, aber bei Rivoli wurde viel über sie gesprochen. Er wusste, dass sie ein Schmetterlingskind war. Sie litt an einer genetischen Krankheit, und ihr Vater forschte oft nächtelang im Labor, um eine Heilung zu finden. Natalie war in ihrer Erscheinung ein echter Schmetterling. Sie trug bunte, afrikanische Kleidung, besass aber die blasseste Haut, die Ramirez je gesehen hatte. Sie war gross, sehr dünn und strahlte etwas Magisches aus. Als ob sie seine Blicke spürte, schaute sie zu ihm her und lächelte freundlich. Ramirez grinste zurück, eher unbeholfen, wie er fand.

Zeit zu gehen, dachte er. Coco, sein Hund, musste raus. Der Arme war schon zu lange in der Wohnung eingesperrt. Ende Juli waren die Nächte perfekt für einen Spaziergang mit seinem Deutschen Schäferhund. Draussen war es auch um zehn Uhr nachts noch hell. Es blieben genug Gäste zurück, um mit Harri seinen Abschied von Rivoli zu feiern. Ende August war sein letzter Arbeitstag, bevor er sich selbstständig machte. Fast zwanzig Jahre war Harri bei Rivoli angestellt gewesen. Eine lange Zeit. Ramirez beschloss, sich heimlich davonzumachen. Nur bei Tamara, seiner Arbeitskollegin bei Safetron, wollte er sich verabschieden. Wo steckte sie bloss? Ramirez suchte Salon, Küche und das Entrée nach ihr ab. Sie war auch nicht auf der Terrasse oder im Papiliorama, das mit tropischen Pflanzen und Tausenden Schmetterlingen bestückt war, zu finden. Ramirez ging zurück in die Villa. Er bemerkte, wie die Tür zu Harris Arbeitszimmer ein Stück offen stand. Von Natur aus war Ramirez ein neugieriger, aber auch vorsichtiger Mensch. Er klopfte kurz an und schob die Tür ein Stück weiter auf. «Hola?»

Die Frau schoss herum. «Ramirez!»

«Was machst du denn hier?», fragte er und bekam ein wunderschönes Lächeln geschenkt.

Wildspitz

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