Читать книгу Über das Gärtnern - Monty Don - Страница 16
ОглавлениеGestaltung
Denken Sie in größeren Zeiträumen. Seien Sie geduldig. Drei Jahre lang werden nur wenige sehen, was Sie tun, denn es wird vorerst alles in Ihrem Kopf stattfinden. Dann wird der Garten seine wahren Farben offenbaren. Nach fünf Jahren wird er wie eine jugendliche Version seiner selbst aussehen. Mit sieben Jahren werden viele nicht einmal mehr sein Alter beziffern können, und mit zwölf wird alles mit Ausnahme der Bäume gut eingewachsen und reif aussehen. Danach werden Sie eher zurückschneiden und begrenzen als fördern.
Pflanzen Sie nur, was sinnvoll ist. Viele wählen Gewächse aus und suchen dann nach Möglichkeiten, sie durchzubringen. Denken Sie in die andere Richtung: Finden Sie heraus, was auf Ihrem Stück Land wächst, und machen Sie das Beste aus diesem Repertoire.
Versuchen Sie nicht, woanders zu sein. Seien Sie hier. Woanders ist interessant, weil es anders ist.
Vergessen Sie Ihren Ehrgeiz. Größer ist nicht besser – nur anders. Größe beeinflusst das Konzept. Eine Doppelgarage ist nicht dasselbe wie ein Parkhaus. Finden Sie sich mit der Größe Ihres Gartens ab und arbeiten Sie damit.
Andererseits können Sie natürlich eine Idee aus einem großen Garten nehmen und sie so auf das Wesentliche reduzieren, dass sie sich gut in Ihren eigenen Garten einfügt.
Die Bedeutung der Schönheit
Schönheit ist entscheidend. Sie geht keine Kompromisse ein. Machen Sie das Beste aus allem Schönen und opfern Sie es nie auf dem Alter der Zweckmäßigkeit. Der Preis dafür ist zu hoch.
Fügen Sie nichts Hässliches hinzu. Nehmen Sie vorhandene Hässlichkeit nie als naturgegeben hin. Sie sollte nach Möglichkeit entfernt oder ausgetauscht, zumindest aber verändert oder kaschiert werden.
Was wir in unserem Garten am sorgfältigsten anstreben und schaffen, ist immer ein guter Indikator für das, was uns fehlt. Deshalb scheuen Australier und Kalifornier keine Mühe, um einen üppig grünen Rasen anzulegen. Wir wiederum schützen mit viel Aufwand nicht winterharte Pflanzen, die aus einem ganz anderen Klima als dem unseren kommen.
Nehmen Sie Hässlichkeit nie als naturgegeben
hin. Sie sollte entfernt oder ausgetauscht,
verändert oder kaschiert werden.
Zwei Pflanzen sind in der Regel interessanter als eine. Wie Gewächse interagieren und sich ergänzen, unterscheidet den Garten von einer botanischen Sammlung.
Machen Sie sich mit jedem noch so kleinen spezifischen Detail vertraut. Achten Sie auf das Licht zu jeder Tages- und Jahreszeit. Welche Schatten werfen Blätter? Sind manche Abschnitte des Wegs immer rutschig? Merken Sie, wie einige Exemplare, die eigentlich in der vollen Sonne stehen, sich trotzdem zum Licht hin recken? Wo sitzt die Drossel, wenn sie die Dämmerung besingt?
Machen Sie Ihren Garten zum taktilen Erlebnis. Positionieren Sie Pflanzen so, dass man ihr Laub im Vorübergehen anfassen und streicheln kann. Bestimmte Bereiche sollten ihren Augenblick im Rampenlicht haben und anschließend, wenn ihre Zeit vorbei ist, sich eine Weile zurückziehen dürfen. Kein Garten kann ständig in Hochform bleiben. Genießen Sie seine unterschiedlichen Ecken und Abschnitte, solange sie sich von ihrer besten Seite zeigen.
Wasser wertet alles im Garten auf – Aussehen, Klang, Duft, Textur, Licht, Pflanzen, Tierwelt – und verbessert die Gesundheit des Mini-Ökosystems insgesamt. Wasser, egal in welcher Form, ob als gefüllte Schale, Bach oder Weiher, sollte immer dabei sein.
Legen Sie die Struktur des Gartens früh fest. Ein guter, interessanter Garten lässt sich allein aus Hecken mit Gras dazwischen anlegen. Wenn man später bereit zu mehr ist, kann man den Rasen durch Rabatten ersetzen. Auf jeden Fall sollten Sie ihn sorgfältig planen, denn eine Hecke umzusetzen ist eine mühselige Angelegenheit.
Pflanzen Sie Hecken und Bäume, solange sie noch sehr klein sind – sie wachsen danach umso schneller und besser. Außerdem sind sie wesentlich billiger als große Exemplare und holen Pflanzen von der doppelten Größe rasch ein.
Nehmen Sie Trampelpfade hin – sie sind »Ideallinien«. Jeder nimmt immer den direktesten, leichtesten Weg, selbst wenn er dabei über den Rand einer Rabatte oder durch eine Lücke in einer jungen Hecke steigen muss. Berücksichtigen Sie das. Legen Sie zweckmäßige Wege an: zum Komposthaufen, Geräteschuppen, Gewächshaus, Gartentor. Sie sollten gerade und hindernisfrei verlaufen und für Schubkarren und schmutzstarrende Stiefel geeignet sein. Wer dagegen die Menschen zu einem langsameren, stärker mäandernden Gehen animieren möchte, schafft gewundene Wege und versperrt in ihrem Verlauf Sichtlinien, damit man der vorgegebenen Route folgen muss, um herauszufinden, was sich hinter der Barriere verbirgt. Auch Abkürzungen müssen dann blockiert werden.
Legen Sie eine Grasfläche an. Mähen Sie sie und nennen Sie sie von mir aus Rasen, aber streben Sie nicht den »perfekten Rasen« an – das Leben ist zu kurz dafür. Mir reicht es, wenn ein Gras weich und grün ist und nach frisch Gemähtem riecht.
Ein Garten sollte – das ist sehr wichtig – einnehmend sein. Nur Sie selbst aber entscheiden, was darunter zu verstehen ist. Sorgen Sie dafür, dass er seinen Zauber entfaltet, und genießen Sie ihn.
Setzen Sie sich in die Sonne. Suchen Sie sich Stellen, die im Tagesverlauf von der Sonne beschienen werden. Ist die Anlage groß genug, setzen Sie sich hin, wann immer sich die Gelegenheit ergibt, etwa um eine Tasse Kaffee zu genießen, in der Sonne zu entspannen oder das letzte Abendlicht zu genießen. Es genügt schon eine einfache Sitzgelegenheit, selbst wenn sie mitten in einer Rabatte platziert ist.
Sorgen Sie für Privatsphäre. Sie können in Ihrem eigenen Garten nicht entspannen, wenn Sie sich beobachtet fühlen. Richten Sie sich ein Plätzchen ein, das uneinsehbar ist, in das sie sich also zurückziehen und im übertragenen Sinne die Tür hinter sich schließen können – selbst wenn dort nur Raum für einen einzigen Sitzplatz ist. Sie fühlen sich gleich mehr zu Hause und Herr Ihres eigenen Reichs.