Читать книгу Über das Gärtnern - Monty Don - Страница 18
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Je kleiner der Garten, desto mehr sollte man ihn füllen, etwa indem man breite Rabatten anlegt und die Wege schmal lässt. Ein gängiger Fehler ist es, am Rand eines Kleingartens einen dünnen Rabattenstreifen zu ziehen und so alles nur noch schäbiger und eingeklemmter wirken zu lassen.
Die meisten kleinen Anlagen lassen sich sogar noch gliedern. Ein langer, dünner Garten kann mindestens einmal von einer Mauer, Hecke oder einem Zaun mit schmalem Weg oder Tor unterteilt werden. So sieht er gleich größer aus, wirkt vielschichtiger und bekommt kleine, einladende Räume. Genauso gut aber kann diese Regel mit spektakulärem Erfolg gebrochen werden.
Der wesentliche Bezugspunkt eines Gartens ist immer der menschliche Körper. 1,8 m sind eine gute Höhe für eine unterteilende Hecke. Die eigene Reichweite, etwa 1,2 m, nimmt man als Maß für eine niedrige Hecke. Ein Schritt, 90 cm, ist gerade richtig für einen schmalen Weg und eineinhalb Schritte oder 1,5 m sind die optimale Breite für einen Weg, auf dem man zu zweit nebeneinander gehen möchte.
Beobachten Sie die Sonne so oft wie möglich beim Auf- und Untergehen. Formen Sie den Garten danach, indem Sie Lücken in Hecken lassen und Äste zurückschneiden. Lassen Sie die Sonne hinein.
Bringen Sie Ordnung in vertikale Linien. Blicke schweifen stets zum Rand. Halten Sie diesen Rand – Eingänge, Ausgänge, Säume, Öffnungen – gerade und sauber, dann wird das von ihm eingefasste Widerspenstige betont, verändert und verziehen.
Setzen Sie auf Ihre Stärken. Wir alle würden gern das tun, worin wir nicht gut sind, um unseren Horizont zu erweitern und unser Selbstwertgefühl zu heben. Aber es gibt vermutlich einen guten Grund, warum wir und unser Garten in etwas nicht erfolgreich sind. Beschränken Sie sich daher auf das Einfache. Tun Sie, was Sie tun, mit Leichtigkeit – und tun Sie es gut.
Kaum ein Garten ist so groß, dass er auch nur die Hälfte der Pflanzen fasst, die wir gerne kultivieren würden. Meist müssen wir unsere botanischen und stilistischen Ambitionen drosseln, weil der Platz fehlt. Machen Sie aus der Not eine Tugend. Planen Sie Ihren Garten gut, sodass alles darin eine Bedeutung hat.
Kaum ein Garten ist so groß, dass er
auch nur die Hälfte der Pflanzen fasst,
die wir gerne kultivieren würden. Meist
müssen wir unsere Ambitionen drosseln.
Mir gefällt, dass man selbst den kleinsten Garten mit den Ambitionen seines Besitzers füllen kann. Er mag fehlerhaft, ungepflegt oder kurios sein, aber er ist vor allem individuell. Wenn ich mit dem Flugzeug über Vorstädte fliege oder mit dem Zug durch Orte fahre, sehe ich nicht endlose Reihen immer gleicher Straßen, sondern Tausende Gärten, die sich Seite an Seite erstrecken und alle herrlich unterschiedlich sind. Falls das bedeutet, dass man Unordnung und »schlechtes« Gärtnern hinnehmen muss, dann nehme ich es gerne hin.
Das Wesen eines Gartens
Ein »guter« Garten sollte vor allem seinen genius loci haben. Nur wenn er zutiefst »da« ist, erwacht er zum Leben und hat eine eigene Persönlichkeit, seine eigene Atmosphäre und einen realen, fühlbaren Ortscharakter, den er nirgendwo sonst so entwickeln könnte.
Oft preist jemand einen Garten, indem er ihn mit einer berühmteren, prachtvolleren Anlage vergleicht. Das geht für mich an der Sache vorbei. Die besten, genussvollsten Gärten sind häufig Schrebergärten, diese bunt durcheinandergewürfelten, dicht an dicht liegenden Parzellen, die mitunter nur für eine Saison gepachtet und doch beansprucht, gepflegt und geliebt werden – eben weil sie so individuell sind.