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3) August 1907: Enhil
ОглавлениеMeryem verteilte den Kaffee erst an die Gäste dann an ihren alten Vater und ihren Onkel, den Vater von Yawsef.
Der wohlhabende Gast, ein Onkel aus Hisni Kifo lud auf einem weiß-grauen Maulesel mehrere große Melonen aus Diyarbekir, mehrere volle Walnuss-, Mandeln- und Pistaziensäcke auf und kam mit seinen Freunden und Bekannte von seinen Bekannten, nach Enhil. Er schlürfte an seinem warmen Kaffee und erläuterte sein Anliegen.
Ziyane aus der Familie Antar erzählte an ihre Schwester, die in Midyat verheiratet war, wie fleißig Meryem sei. Die Schwester empfahl Meryem an Bekannte aus Hisni Kifo, die auf der Suche nach einer Braut für ihren Sohn, Habib, waren. Weswegen er und seine Freunde und deren Bekannte, die die Eltern von Meryem kannten, sich hier zusammenfanden.
Er saß mit einem sehr ernsten Gesicht und bat für seinen Sohn, Habib, um die Hand von Meryem.
Der Vater von Meryem schaute erst zu seinem Bruder dann zu den Bekannten von Anwerbern, die aus Enhil stammten, rüber.
„Was sagen die jungen, ledigen Leute? Sind sie einverstanden, wenn unsere Tochter das Dorf verlässt, um einen Jungen, aus einem anderen Dorf, zu heiraten?“
Als der Vater sah, dass die beiden Männer nickten, drehte er sich zu den Gästen.
„Bringt eine Diyarbekir-Melone. Wir wollen es zusammen essen und unsere Verwandtschaft besiegeln!“ sagte der alte Vater von Meryem laut, so dass auch alle, die außerhalb des Zimmers waren, es auch hören konnten.
Unter dem „lilililili“-Freudenschrei der Frauen, die sich außerhalb des Zimmers aufhielten, aßen alle Gäste die große Melone, die der Onkel aus Hisni Kifo, als Zeichen der Wertschätzung der Gast-Familie, mitbrachte.
Am Nachmittag verließen die Männer das Dorf, um in einer Woche zurückzukehren, um Meryem als Braut für Habib abzuholen.
Vor Sonnenuntergang träumte Meryem von ihrem schönsten Tag, der auf sie wartete, und ihrem zukünftigen Mann, den sie noch nicht sah, als die Stimmen auf der Straße immer lauter wurden.
Am Dorfplatz standen viele aufgebrachte Männer, um einen mit blutender Nase auf dem Boden liegenden Mann, der ängstlich um sich schaute und nach einer Fluchtmöglichkeit suchte.
„Es waren vier Männer, die sich unseren Frauen nährten. Drei konnten uns entwischen. Diesen einen haben wir auf dem Weg des Dorfes Dalin abgefangen. Er will nicht sagen, wer er ist und aus welchem Dorf er stammt“ berichtete Isa Eliyas an den alten Herr, Danho, in Anwesenheit seiner Söhne Bisso, Isho und Malke.
„Bisso, kümmere du dich bitte um den Mann“ sagte Danho mit einer müden Stimme.
„Hänge ihn an die Decke des Stalls …“ befahl Bisso.
„…mit dem Kopf nach unten und peitschen“ fügte er hinzu.
Nach ein paar Peitschen erzählte der Mann aus welchem Dorf er und seine Begleiter waren.
„Seid ihr ledig?“
„Ich ja, Herr! Die anderen nein, Herr! Wir wollten uns mit Frauen aus Enhil amüsieren!“
„War euch nicht bekannt, wessen Frauen ihr schänden wolltet!“
„Ein Agha-Kind war dabei, Herr! Er dürfe… er hätte keine Angst vor Euch, sagte er.“
„Sooo!“ flüsterte Bisso, dessen Lippen zitterten.
„Hol ihn runter Eliyas! Lass ihn aber gefesselt im Stall, reite mit zwei Männern nach Dalin und erzähl das Geschehen dem Agha. Mein Bruder Malke begleitet euch. Ihr beide sollt keine Waffen tragen außer Dolch. Mit erhobenem Haupt geht zu Agha. Alle sollen wissen, dass ihr Einwohner von Enhil seid. Bis ihr zurückkommt, soll dieser Hayvan –Tier- unter seinen Artgenossen weilen.“
Vor Sonnenuntergang kehrten Malke und Isa Eliyas, begleitet vom Agha aus Dalin, zurück.
Unter den Augen von Bisso ging der Agha aus Dalin mit einem blutbeschmierten frischen Granatapfel-Stock auf den gefesselten Mann los. Der Stock hinterließ hintereinander tiefe Wunden auf dem jungen Körper.
Der Mann versuchte seinen Körper mit seinen Füssen mal nach rechts mal nach links zu schieben, um den Schlägen seines Aghas zu entkommen.
Durch die Schreie des Mannes aufgeschreckte zwei Esel trampelten mit den Füssen und verschwanden zusammen mit weiteren Tieren in dem dunkeln Stall.
Während die zwei Begleiter von Isa Eliyas mit aufgeschreckten Augen die Schläge beobachteten, schauten er, Bisso und sein Bruder teilnahmslos zu dem feuchten Stock, das immer wieder auf dem Körper des Mannes landete, der nach kurzer Zeit mit blutigen Linien überzogen war.
„Die anderen drei bekamen auch ihre Lektion“ hörte Bisso das Geflüster von Isa Eliyas und nickte kurz mit den Augen.
„Sag oben Bescheid, wir werden mit Agha Tee trinken, bevor er weggeht.“