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7. Kapitel – Weiterfahrt

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Sie würden noch einige Stunden unterwegs sein müssen. Tymon, der unterhalten werden wollte, fragte nach, wie seine Frau eigentlich Jolantas neuen Film aus Erzählungen heraus empfinden würde. Seine Frau fände ihn romantisch, ehrlich und sehr unterhaltsam, wie sie sagte. Auch meinte sie, dass Jolantas Lieblingsbuch „Stolz und Vorurteil“ ihr mit Sicherheit bei der Ausarbeitung der Rolle geholfen hätte. „Warum?“, fragte Tymon erstaunt. Emeline antwortete: „Das Thema des Films dreht sich ja um Ehrlichkeit in der Liebe. Das Liebespaar, das in der Fremde keinen außerhäusigen Kontakt findet, steht so außerhalb der Gesellschaft, so dass man zunächst ganz in sich verkümmert. Aber der Mann, der Pianist ist und die Malerin lernen bald durch die Kinder elterliche Wesen kennen, die ihnen in den Stand bringen, was ihre Liebesbeziehung ist. Die beiden Protagonisten nehmen somit Anerkennung, Sympathie und Akzeptanz. Trotzdem, die Protagonistin Charena, die ja von Jolanta gespielt wird, wird sich durch ihre Malkunst erst so richtig kennen lernen. Der Pianist wird von einem noch gänzlich unbekannten Schauspieler gegeben.“

„Und ist er nett?“, fragte Tymon interessiert. Schon noch, er sieht ein bisschen aus wie Clark Gable, Jolanta hat mir ein Bild im Anhang ihrer Mail geschickt, natürlich wirkt sein Charme subtiler.“ Emeline erklärte auch, dass sie ein gutes Gefühl hätte, dass ihre „Älteste“ die Rolle richtig ausgefüllt haben würde, davon wäre sie überzeugt. Jolanta wüsste am ehesten, was sich hinter jeder Fassade abspielen würde.

Dann kam Tymons Frau wieder auf sich selber zu sprechen: „Weißt du noch, wie ich als ganz junge Frau den Wunsch hegte, Kindergärtnerin zu werden?“ „Ja, das war schon zu meiner Zeit, aber du kannst doch immer noch irgend etwas für dich tun, um eine bessere Zeit zu haben.“ Emeline zuckte zusammen, sie sagte: „Ich habe mir doch schon mal überlegt, dass ich eventuell als Hebamme noch mal gerne von vorne anfangen würde.“ Tymon lachte ein wenig auf: „Das entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, die Mutter der berühmten Jolanta Dahn geht wieder in den Beruf und bringt anderer Leute Kinder zur Welt.“ „Ach, damit hätte ich gar keine Probleme, erstmal hat unser Schatz einen Künstlernamen und dann wäre es besser als nur die „Mutter Von“, ohne jegliche Beschäftigung zu sein“, antwortete sie bestimmt. „Aber was ist, wenn du schon einen Sohn unter dem Herzen trägst und dich viel ruhen müsstest“, fragte er ernsthaft. Emeline sagte ihren bekannten Spruch: „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ „Wollen wir es nicht hoffen“, sagte er besorgt. Tymon hatte sie sowieso ein Leben lang heilen wollen. Dass sie sich durch andere zu definieren hätte, befand er von Anfang an als grundfalsch. Oft musste sie für ihre kinderlose Schwester Odette, die nun Kinderkrankenschwester war und durch Emeline soweit gekommen war, da sein. Dabei war Emeline die Jüngste. Und ihr Bruder, Gabin, der Gärtner gelernt hatte, wurde alle Jubeljahre durch Emeline zumeist durch Zuspruch vor den unglücklichsten Frauenbeziehungen bewahrt. Tymon war froh, als Einzelkind geboren zu sein, weil er einer der selbstständigsten Männer der Welt war. Nun ja, der erhoffte Sohn fehlte ihm und für seine Frau wünschte er schon noch einen neuen, eigenen Lebensbereich. Zwar war sie eine gute Hausfrau und sehr gerne für sich und mit die selbstständigste Mutter, nur in der Ehe haperte es ihm für sie an Eigenständigkeit.

Nun hatte er das ganze laut gedacht. Emeline erklärte, dass sie eigentlich durch den Kontakt im Dorf bislang eigene Schritte stets hatte gehen können. Die Unternehmungen mit ein paar Freundinnen in die Stadt, wie Kino – und Restaurant-Besuche, und die Aktivitäten, die von der Kirche ausgingen, hätten ihr bislang gereicht.“ „Aber?“, fragte Tymon neugierig. „Ich würde gern wieder etwas tun, was nur meine Dinge sind, die ich zu erledigen hätte.“ „So, das wäre, wenn es denn mit einem eigenen Baby nicht klappt, kein schlechter Ansatzpunkt. Nur du musst bedenken, dass du Menschen helfen musst, und nicht umgekehrt. Aber du kommst dann vielleicht wirklich mehr herum, was mit dir ist.“ Emeline verliebte sich wieder einmal in Tymons sensitive Art.

Nach einer Weile des Geplänkels erklärten sie sich, was aus ihren Töchtern doch alles geworden war und, dass das schon noch reichte, um wirklich stolz auf sich zu sein.

Tymon fuhr noch weg von der Straße, um zu tanken. Seine Frau kaufte sich einen Schokoladenriegel und Tymon fragte ernsthaft: „Schon erste Schwangerschaftsgelüste?“ „Ach so, nein wirklich, das noch nicht, ich brauchte nur etwas für den Blutzuckerspiegel, hier ich habe noch einen für dich mit gekauft.“ „Na, so kenne ich meine Liebste, aber komm, lasse uns weiterfahren.“

Ein warmer Wind umwehte sie, bevor sie wieder in den Wagen stiegen.

Die letzten Stunden unterbrachen sie noch mit der ein oder anderen Rast. So wie es Autoreisen mit sich brachten, brauchten sie die Erholung für sich, damit ihre Urlaubsreise nicht unter Stress stehen sollte. Die Eheleute dachten, ihre Fahrt stünde unter einem guten Stern und doch wussten beide so gar nicht, was sie noch zu erwarten hatten.


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