Читать книгу Reisen ins Ungewisse - Nadja Solenka - Страница 8
5. Kapitel – Aufenthalt in San Sebastian
ОглавлениеTymon war überrascht, dass sie ihm so auswich, aber er wollte ihren privaten Raum wahren und ließ sie ihren Gedanken so nachgehen.
Später fuhren sie in San Sebastian ein und hatten die Idee, ein Cafe aufzusuchen. Dort saßen sie lange Zeit, in Gesprächen, vertieft beieinander. Emeline hatte es wichtig gefunden noch einmal nachzufragen, „warum so spät noch ein Sohn?“ Tymon antwortete: „Die halbe Kollegen-Welt und auch unsere Freunde nehmen uns nicht an, weil wir „nur“ zwei Töchter haben. Und nicht wenige mokieren sich heute noch darüber, dass ich dich nie arbeiten ließ.“ „Ach, lasse die Leute doch reden, die halten sich sowieso immer als die wichtigeren und nehmen das meiste nur für sich wahr. Auch bin ich der Auffassung, dass da bestimmt auch Neid und Groll eine Rolle spielen, ansonsten sind sicherlich auch Projektionen dabei im Spiel. Viele wollen ja so ihre eigene Liebe zu ihrem Vater oder ihrer Mutter bestehen lassen.“ „Da hast du bestimmt recht, auch wenn viele von ihnen mit Übertragungen einiges zu tun haben und damit arbeiten müssen.“
„Aber es ist nicht richtig, wenn sie zum Projektil werden.“ Tymon schmunzelte: „Ich werde Schattenspiele schon noch nicht gegen dich verwenden wollen.“ Emeline nahm es sehr ernst und sagte: „Das will ich hoffen.“ Einige Zeit redeten sie sich von der Seele, wie schwer sie es doch mitunter mit den Schwierigkeiten anderer Leben hatten. Sie gaben sich ein hohes Verständnis, nach einigen Cafe au Laits verließen sie wieder gut gelaunt das Cafe.
Nachdem sie sich einige Zeit die Altstadt, die Alderdi Zaharra von San Sebastian angeschaut hatten, suchten sie dort eine Restauration auf. Die Stadt war mittlerweile in goldenes Licht getaucht und eine romantische Stimmung kam in Tymon auf. Als sie sich an den festlich gedeckten Tisch setzte, dachte sie dann doch, ob sie sich nicht durch die mögliche Schwangerschaft mit einem Sohn frei gewordene Räume durch das erwachsene Alter ihrer Töchter verbauen würde. Zu diesen Freiräumen gehörte nicht nur eine lebensfähige Ehe mit ihrem Mann, sondern auch, dass sie eventuell nochmal als Hebamme von vorne anfangen wollen würde. Mit Tymon wollte sie dies nicht an so einem öffentlichen Platz besprechen. Sie hatte den Plan nach Biarritz gefasst, merkte es sich aber vor, dies auf jeden Fall einmal aufs Trapez bringen zu wollen.
Beide sprachen eine halbe Stunde später der guten, würzigen Mahlzeit zu, die spanische Küche war einfach unglaublich anregend. Beide waren gespannt, wie der Urlaub mit ihrer Jüngsten und deren Ehemann werden würde. Tymon freute sich auf jeden Fall, Thibaut besser kennenzulernen. Er fand, sein Schwiegersohn wäre ein ungewöhnlicher Mann, der viele Frauen haben konnte. Seine brünetten Locken und der dichte Bart ließen ihn ausschauen wie ein Mann von Welt. Diesmal fragte Emeline: „Drei Penny für deine Gedanken.“ Tymon erklärte: „Ach ich dachte, wie wohlschmeckend das Essen ist und wie spannend es bald sein wird, mit Jolas Mann vertrauter zu werden.“ „Er ist ganz umgänglich, er hat wie du nur seinen eigenen Kopf“, meinte sie. „Da kann nichts falsches dran sein“, antwortete Tymon sanft. Ihr Mann war so vernarrt in den Ort, dass er nach dem Essen noch einiges schauen wollte. Emeline schmunzelte ein wenig und meinte: „Der Ort hier ist nicht wirklich langweilig, aber um fast ewiglich hier zu bleiben, dafür ist er zu schnell zu durchleben.“ „Tymon antwortete, während er mit ihr durch die Gassen ging und antwortete: „Vertue dich nicht, San Sebastian wurde zur Kulturhauptstadt Europas 2016 gewählt. Interessanterweise findet hier sogar seit 1953 jedes Jahr im September das weltberühmte San Sebastian international Film Festival statt, das dann auch Prominente aus der internationalen Filmindustrie in die Stadt bringt.“ Seine Frau war überrascht, dachte daran, wie gerne sie, als sie jung waren, ins Kino gegangen waren. Man nannte sie damals sogar im Freundeskreis die Cineasten. Laut sagte sie: „Das machen wir dann mal in einem anderen Leben.“ Tymon lachte laut auf und sagte: „Das heißt, du findest mich interessanter.“ „Beileibe“, sagte Emeline lächelnd. Dann konnte sie Tymon überreden, wieder zum Auto zu gehen, sie unterbreitete ihm, bald ihre Tochter wiedersehen zu wollen. Auch hätten sie vielleicht ja die eine oder andere Fahrtunterbrechung vor, damit die Reise nicht zu anstrengend werden würde. Ihr Mann ließ sich überreden und sagte noch erstaunt, dass sie nicht schwimmen gehen wollte am goldenen Strand, würde ihn doch erstaunen. Dann meinte er auch, sie wäre aber auch eine Frau, die sich den Gezeiten unterordnen könnte - ganz von ihrem Gefühl her bestimmt. Emeline zuckte unmerklich zusammen und antwortete: „Wenn es dafür der richtige Moment ist, werde ich dafür zu haben sein, aber jetzt will ich einfach weiter, OK?“ Tymon gab ihr einen Nasenstüber und sagte: „Natürlich, dein Wunsch ist mir Befehl.“
Auf dem Weg zu ihrem Wagen, machten sie noch in einem Laden halt, denn sie wollte für ihre Freundin Liane noch ein Tuch erstehen. Auch kaufte sie für ihre Jola eine schöne Halskette. Emelines Tochter würde bald ihren ersten Hochzeitstag haben und das sollte eine Überraschung sein. Ihrer Freundin Liane beabsichtigte sie dann, einen Seidenschal mit gelb-lilanen Blüten zu kaufen. Tymon kratzte sich am Hinterkopf und meinte, dass die Farbe vielleicht zu den roten, langen Locken nicht gehen würde. So nahm Emeline einen weißen Schal, mit silbernen Fäden durchgewebt, er würde auch besser zu dem Alter ihrer Freundin passen, dachte sie bei sich. Emeline würde bald eine kleine Reise zu Liane unternehmen wollen, denn sie hatte im nächsten Monat Geburtstag. Schade fand die Reisende, dass Tymon schon meinte, nicht mitkommen zu wollen. Er hätte vor, dann ein geruhsames Wochenende zu haben. Innerlich musste sie schlucken, sie unternahm ungern etwas ohne ihn.
Als sie zum Auto zurück gingen, wurde Emeline irgendwie mulmig, sie wusste gar nicht mal warum und sie sagte bloß: „Gut, dass es jetzt weitergeht.“ Bevor Tymon anfuhr, machte er noch eine Übernachtung in Spanien in einem Hotel per Smartphone klar. Sie musste sich wirklich wundern, dass nach all den Jahren, noch Schmetterlinge in ihrem Bauch herumflatterten. Ihr Mann, der dies kaum mitbekam, fragte nur, „ist was dagegen anzumerken?“ Emeline sagte nur: „Kein Kommentar.“ Tymon sagte, um sie zu necken: „Das ist auch eine Antwort.“ Lächelnd startete er den Wagen.