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3. Kapitel – Damals
ОглавлениеDamals in Biarritz, die gleißende Sonne und das azurblaue Meer und die Ferienlieben, die sich nicht einstellten, ließen die beiden jungen Mädchen noch Freundinnen sein. Auch wenn sie sich zur heutigen Zeit kaum trafen, blieben sie doch eine eingeschworene Freundschaft. Manchmal bedrückte es Emeline, ihrer Freundin mit ihren fünf Kindern und ihrer Arbeit als Ärztin, also mit ihrem Leben nicht helfen zu können. Aber Uschi wohnte ja auch am anderen Ende der Welt, im tiefen, bayrischen Wald. Außerdem wollte sie der fünffachen Mutter nicht eine zusätzliche Last sein.
Beide Väter von ihnen hatten schon prophezeit, dass sie einmal getrennte Wege gehen würden, weil sie sich zumeist um das stritten, wer sie vor aller Welt sein wollten. Ihr gemeinsamer Nenner war aber ihr Glaube und Emeline konnte ihr oft mit ihrem realistischeren Gottvertrauen helfen. So hatte Uschi einmal ihren Brustbeutel in der Dusche auf einem Zeltplatz liegen lassen, den Emeline in letzter Sekunde entdeckte, so dass sie ihr Geld und Papiere retten konnte.
Tymon fühlte, dass es seiner Frau nicht so gut ging. Er hielt ihr aber vor, wie so oft, in ihrer inneren Welt befangen zu sein und, dass sie ihn nicht richtig benehmen würde.
Ihr ging es wirklich nicht so gut und sie befand, dass Tymon ihr wohl auf die Spur kommen wollte, bezogen auf ihren damaligen Urlaub mit ihrer Freundin Uschi. Dabei war Emeline sich selber treu geblieben.
Während des Schlenderns versuchte Tymon sich zu entspannen. Dann suchte er mit seiner Frau ein Bistro auf, wo sie eine Kleinigkeit zu essen einnahmen.
Beide parlierten über ihre damaligen getrennten Urlaube. Tymon war mit einem Freund nach Ungarn gereist, wo sie eine Städtetour unternahmen und noch einen Badeurlaub an einem der Seen hatten. Immer mal wieder kam die Sprache auf ihren Urlaub mit Uschi und seine Frau erzählte über ihre Ausflüge ins Baskenland, ihre Strandtage und wie sie damals ein Open-Air-Konzert besuchten. Tymon schien noch sehr eifersüchtig zu sein und konnte wohl nicht denken, was er in der Zwischenzeit so erlebt hatte.
Als er nachfragte, was Uschi denn heute so trieb erklärte sie, dass ihre damalige Busenfreundin mit ihren fünf Kindern und mit ihrem Lebensberuf Ärztin wenig Zeit hätte für sie, außerdem hätte man sich auseinandergelebt. Auch wenn da noch viele Freundschaftsgefühle wären. „Das ist oft der Fall“, meinte Tymon.
Nach dem Essen gingen sie noch eine Weile am Strand spazieren, dann setzten sie sich auf ihre Jacken.
Tymon blickte über das dunkle Meer und schaute hoch zu den Sternen. Schließlich fragte er: „Und gibt es für dich irgendeine Reue, dein Amt als Hebamme so lange für die Kinder niedergelegt zu haben?“ „Nicht, wirklich, ich war im Beruf viel zu perfektionistisch, um auf allen Hochzeiten tanzen zu können. Und außerdem konnte ich nicht fünf gerade sein lassen. Aber das Leben im Beruf, das fehlt schon. Bald werde ich über weiteres nachdenken“, antwortete Emeline. „Kommt Zeit, kommt Rat, wie mein polnischer Großvater so schön sagte“, erwiderte Tymon. „Nicht falsch ist das, nicht falsch ist das“, sagte sie sich wiederholend.
Eine Weile kuschelten sie sich aneinander, dann kreierte Tymon noch ein paar Photos von Emeline vor den leicht wogenden, schwarzblauen Wellen, sie lächelte ihn an, wie früher. Und er verliebte sich in sie, fast wie am ersten Tag. Er hoffte der Urlaub würde so schön und unerwartet bleiben. Tymon brauchte bezogen auf seinen Beruf als Psychotherapeut wirklich Tapetenwechsel und Emelines romantische Art half ihm dabei. Nach einer Weile spazierten sie zurück zum Hotel, gemeinsam, Arm in Arm.