Читать книгу Das Geheimnis der Madame Yin - Nathan Winters - Страница 16

The City of London Kurz vor Mittag

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Inspector Edwards hatte schlechte Laune. Der Dauerregen in der Nacht hatte ihn nicht schlafen lassen. Das verdammte Dach war undicht und es hatte durch seine Decke ins Wohnzimmer getropft. Er hatte eine Kanne darunter gestellt und dann hatte ihn das ständige Ping, Ping, Ping der Tropfen wach gehalten. Zu allem Überfluss hatte er die Kanne nach dem Aufstehen auch noch schlaftrunken umgetreten. Sein Wohnzimmer glich nun einem Ententeich ohne Enten.

Nun lief er mit grimmigem Gesichtsausdruck durch die Straßen der City, vorbei an Häusern, deren Fassaden glänzten, als würden sie Regen ausschwitzen.

Die Straßenhändler hatten kaum Kundschaft und so stürzten sie sich lärmend auf ihn. Lumpen wurden ihm von einem zahnlosen Mann als beste Ware angepriesen. Eine runzelige Alte wedelte mit allerlei Klimperzeug vor seiner Nase herum. „Schutzamulette, Sir. Schutzamulette“, brabbelte sie.

Ein paar Jungen kamen herbeigelaufen, rannten im Kreis um ihn herum. Er achtete auf seine Börse und ging weiter, ohne den Jungs einen weiteren Blick zu schenken, die bereits ein lohnenderes Ziel ausgemacht hatten. Eine Kutsche klapperte vorbei, viel zu schnell unterwegs für die groben Pflastersteine.

Edwards war auf dem Weg zu seinem Büro im Scotland Yard. Zuvor hatte er dem Haus von Familie Wiggins einen Besuch abgestattet und obwohl er wusste, dass die Eltern der toten Estelle nicht zugegen sein würden, hatte er doch einige interessante Dinge in Erfahrung gebracht.

Der wachhabende Beamte am Tresen begrüßte ihn, indem er aufsprang und stramm stand. „Guten Morgen, Inspector. Was für ein wundervoller Tag.“

Edwards klopfte sich ein paar Regentropfen vom Ärmel. „Higgins. Haben Sie schon mal einen Blick vor die Tür geworfen?“ Er wollte weiter, die Treppe hinauf zu seinem Büro.

„Oh, Sir. Einen Moment bitte.“ Higgins eilte ihm nach.

„Ja, was gibt's denn?“

„Chief Inspector DeFries möchte Sie sprechen.“

„Wann? Jetzt?“

„Sobald Sie eintreffen, Sir. Er hat es mir persönlich mitgeteilt.“

„Ja, gut. Danke.“

DeFries' Büro lag am Ende eines breiten Flurs, dessen Parkettboden von einem dunkelroten Läufer bedeckt war. An den Wänden hingen die Porträts jener Männer, die die Geschicke Scotland Yards in der Vergangenheit geleitet hatten. Zurzeit war das Lieutenant Colonel Edmund Handerson. Ein Mann, dem Edwards tatsächlich bisher nur ein einziges Mal auf dem Flur begegnet war.

Er erreichte DeFries' Büro, öffnete den Mantel und zupfte die Weste darunter zurecht, dann klopfte er an.

„Nur herein, Robert.“

Verwirrt trat Edwards in das ausladende Büro mit den hohen Fenstern und dem riesigen Schreibtisch, hinter dem DeFries fast zu verschwinden schien. „Guten Morgen, Sir. Woher wussten Sie, dass ich …“

„Das ist kein Kunststück, mein lieber Inspector. Niemand anderes kommt den Flur so entlang gestampft wie Sie. Die Erschütterungen schlagen Wellen in meinem Kaffee.“ Er zeigte auf einen Sessel mit grünem Samtpolster und geschnitzten Armlehnen, die den Kopf eines Löwen zeigten. „Setzen Sie sich bitte. Darf ich Ihnen eine Tasse anbieten?“

Edwards konnte Kaffee nichts abgewinnen, dessen Geruch das ganze Büro erfüllte. DeFries trank ihn, seit er ihn bei einer Reise nach Frankreich probiert hatte. Er lehnte höflich ab.

„Sie wollten mich sprechen, Sir?“

„Nein, mein lieber Robert. Sie wollten mich sprechen. Haben Sie das schon vergessen? Sie haben eine Nachricht bei meinem Sekretär hinterlassen.“

Jetzt fiel es ihm wieder ein. „Natürlich. Verzeihung, Sir. Es geht um Sergeant Dyers.“

„Dyers?“

„Kippwells Sergeant aus der L-Division.“

DeFries forderte Edwards mit einer Geste auf, fortzufahren.

„Ich möchte ihn für diesen Fall anfordern.“

„Sie?“ DeFries stellte die Tasse Kaffee zurück auf den Untersetzer aus weißem Porzellan. „Warum wollen Sie das tun?“

„Er ist ein guter Mann. Er könnte mir nützlich sein.“

DeFries legte die Fingerspitzen aneinander. „Es hat nicht zufällig etwas mit Inspector Kippwell zu tun? Wenn Sie ihm nur eins auswischen wollen … dann werde ich das ganz sicher nicht unterstützen.“

„Nein, es geht nicht um Kippwell. Der ist mir völlig gleich.“

„Wenn ich das befürworte, würde ich die ohnehin schon angespannte Lage zwischen Ihnen und Inspector Kippwell unnötig verschärfen. Außerdem ist Sergeant Dyers schon für eine andere Aufgabe vorgesehen.“

„Ach ja? Welche?“

DeFries lehnte sich zurück. Seine Augenbraue zuckte. „Das geht Sie nun wirklich nicht das Geringste an, Inspector.“ Dann nahm er die Tasse und nippte am Kaffee, bevor er sagte: „Wenn Sie einen Assistenten brauchen, gebe ich Ihnen Sergeant Fulston.“

„Fulston?“ Edwards kniff die Lippen zusammen. „Der stolpert doch über seine eigenen Füße.“

„Er ist übereifrig und dadurch ein bisschen tollpatschig“, stimmte DeFries zu, „aber unter Ihrer Führung, Robert, wird er schnell lernen. Haben Sie Nachsicht. Sie haben auch mal klein angefangen.“

Edwards versuchte es erneut. „Aber Dyers hat bereits an dem Fall gearbeitet. Er kennt die Akten. Er verdient diese Chance.“

„Ich habe Ihnen meine Entscheidung mitgeteilt. Wenn sie Unterstützung wollen, dann gebe ich Ihnen Fulston. Jemand anderen habe ich nicht für Sie.“

Edwards knirschte mit den Zähnen. Er war es nicht gewohnt, klein beizugeben, wusste aber auch, dass jedes weitere Wort verschwendet war.

„Haben Sie mit den Ermittlungen begonnen?“, fragte DeFries.

„Die Akten geben nicht allzu viel her. Estelle Wiggins, Kind aus gutem Haus. Behütet aufgewachsen. Musikalisch, ein lebensfrohes Mädchen. Bevor ich herkam, war ich nochmal am Haus ihrer Eltern. Ihr Vater ist in Indien und ihre Mutter soll in einem Sanatorium in Brighton sein.“

„Das klingt so, als wäre sie es nicht.“

„Nein. Ich traf die Haushälterin und sie ließ mich ins Haus und ich konnte mich ein wenig umsehen.“ Er griff in seine Manteltasche und zog ein paar Briefe heraus, die er DeFries reichte. „Die habe ich gefunden.“

Während DeFries den ersten Brief öffnete, erklärte Edwards: „Sie ist hier. In London. Man hat sie in eine Irrenanstalt gesteckt.“

Jeder der Umschläge trug den Absender St. Bethlem. Lambeth Road.

„Und ihr Mann bezahlt die Behandlungskosten nicht.“ Edwards suchte den passenden Brief und tippte mit dem Finger darauf. „Sie schreiben, dass sie gezwungen wären, Mrs. Wiggins in einen anderen Trakt zu verlegen, wenn die Zahlungen nicht fortgeführt würden und hier: Sie haben die Behandlung eingestellt.“ Edwards ließ den Brief fallen. Er war wütend. „Ich würde sagen, die haben sie weggesperrt und vergessen.“

Er kannte die Waisen und Armenhäuser der Stadt und wusste nur zu gut, dass ein Menschenleben dort nichts zählte. Eine Irrenanstalt war ihm selbst bisher erspart geblieben, aber die Gerüchte genügten, um sie für den schrecklichsten Platz auf Erden zu halten.

„Glauben Sie, der Tod ihrer Tochter hat sie in den Wahnsinn getrieben?“, fragte DeFries.

„Möglich. Aber vielleicht hat Mr. Wiggins auch nur eine elegante Gelegenheit gesehen, seine Frau loszuwerden. Wie auch immer. Ich werde sie besuchen.“

„Gibt es noch irgendetwas Neues wegen Madame Yin?“

„Ich wollte gleich zu ihrem Haus in die Newcomen Street fahren, um mich da etwas umzusehen.“

„Nun gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden, Robert.“

„Mach ich das nicht immer, Sir?“

„Nein, eigentlich machen Sie das nie.“

Edwards wandte sich zum Gehen, doch DeFries hielt ihn auf. „Sergeant Fulston ist in seinem Büro.“

„Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn nehme, Sir.“

„Nein, das haben Sie nicht. Aber da das Gespräch schon auf ihn gekommen ist, halte ich es für eine gute Sache. Fulston wird Ihnen nützlich sein, außerdem kann es ihm nicht schaden, wenn er ein wenig Erfahrung sammelt.“

„Aber, Sir … ich …“

„Guten Tag, Inspector.“

Edwards ließ theatralisch den Kopf sinken. „Wie Sie meinen, Sir.“ Er schloss die Tür hinter sich.

Fulston tat ihm jetzt schon leid. Er selber war ein grauenhafter Untergebener gewesen und glaubte nicht, dass er als Vorgesetzter besser sein würde. Mit Riesenschritten stapfte er in das Büro seines neuen Sergeant. „Fulston!“, donnerte er mit tiefer Stimme.

„Sir!“ Der junge Polizist fuhr erschrocken zusammen. Ein paar Aktenblätter wirbelten um ihn herum und segelten nun langsam zu Boden. Die Augen hinter den runden Brillengläsern wirkten riesengroß.

„Klopfen Sie sich den Staub ab, Sergeant. Sie kommen jetzt mit mir. Chief Inspector DeFries hat Sie mir zugeteilt.“

„Ihnen, Sir?“ Fulston bekam hektische Flecken. Ein Gang zum Schafott hätte für ihn vermutlich nicht schrecklicher sein können, wie Edwards grinsend feststellte.

„Wir werden sicher gut zusammenarbeiten. Ich freue mich schon darauf, Sie in Aktion zu erleben.“

„Ich … ich … hab … noch zu tun … Sir. Diese Akten …“

Edwards nahm eine davon vom Stapel und sah auf den Deckel. „1870? Die Fälle sind ja uralt. Kommen Sie, ich habe etwas Aktuelleres für Sie.“

Ohne auf den erneuten Protest zu achten, ging Edwards aus dem Büro hinunter ins Foyer.

„Wohin fahren wir denn?“ Fulston beeilte sich, Schritt zu halten, während er versuchte, den rechten Ärmel seines Mantels zu erwischen.

„Zuerst nach Bedlam.“

„Was tun wir denn da?“

„Sie gar nichts. Sie warten, während ich mit Mrs. Wiggins spreche.“

„Sie ist im Irrenhaus? Was wollen Sie denn da erfahren?“

Edwards blieb abrupt stehen und sah seinen Sergeant strafend an. „Das werde ich Ihnen wohl erst sagen können, wenn ich mit Ihr gesprochen habe.“

„Natürlich, Sir.“

Edwards ging weiter. „Danach fahren wir nach Lambeth.“

„Was? Lambeth? Wieso denn ausgerechnet da hin?“

„Was wissen Sie über den Fall, Sergeant?“

„So gut wie gar nichts, Sir.“

„Sie können sich in die Akten einlesen, während ich mit Mrs. Wiggins rede. Gehen Sie und holen Sie die Akte aus meinem Büro, sie liegt auf meinem Schreibtisch.“

Als Fulston mit der Akte wieder zurückgeeilt kam, sprach Edwards weiter, als wäre dieser gar nicht weg gewesen. „Also, das zweite Opfer hieß Madame Yin. Sie war eine Größe in der Londoner Unterwelt. Prostitution, Opium und was weiß ich noch alles. Sie war sehr umtriebig. Sie wohnte in Lambeth und da werden wir uns mal umsehen.“

„Wenn Sie meinen, Sir.“

„Jetzt machen Sie mal nicht so ein Gesicht. Sie werden da nicht gleich gefressen. Wir ermitteln ein wenig, befragen die Leute, vielleicht nehmen wir jemanden fest, oder wir schlagen ein paar Köpfe aneinander. Sie werden sehen, es wird Ihnen gefallen.“ Edwards freute sich diebisch über die Panik, die in Fulstons Gesicht fröhliche Kapriolen schlug.

„Köpfe zusammenschlagen?“

Edwards grinste. „Sind Sie bewaffnet?“

„Bewaffnet? Nein, Sir.“

„Wo ist denn Ihre Waffe?“

„Ich … ich besitze keine.“

„Das ändern Sie bis morgen. Verstanden?“

„Aber ich kann nicht schießen.“

Edwards wischte die Bemerkung beiseite. „Das lernen Sie schnell. Keine Sorge. Ich werd's Ihnen zeigen.“

Fulston nickte stumm.

Während sie die Stufen zum Foyer hinabstiegen, musste Edwards an Dyers denken. Der Mann hätte sein rechtes Bein und seine rechte Hand dafür gegeben, um an den Ermittlungen beteiligt zu werden. Es tat Edwards leid, ihn enttäuschen zu müssen, und er beschloss, ihn persönlich über die Absage zu informieren.

Sie steuerten gerade auf den Ausgang zu und hatten die Tür schon fast erreicht, als Doktor Aegelwoods Assistent aus dem Keller heraufkam. „Ah, Inspector Edwards!“ Er lief ihnen nach.

„Morgen, Willoughby. Was gibt es denn so Dringendes?“

„Es geht um die Tote. Madame Yin. Der Doktor hat die Untersuchungen abgeschlossen.“

„Sehr gut. Hören wir mal, was uns der gute Doktor zu sagen hat. Kommen Sie, Fulston.“

„In den Leichenkeller?“ Sofort kamen die hektischen Flecken zurück.

„Keine Angst. Die da unten werden Sie schon nicht beißen. Es sei denn Dr. Aeglewood hat mal wieder einen schlechten Tag. Dann würde ich ihm allerdings nicht die Hand geben.“

„Meinen Sie, Sir?“

„Unbedingt.“

Sie betraten die Kellerräume, in denen es nie wärmer als zwölf Grad wurde, und folgten einem langen Flur aus weiß gekalkten Backsteinen. Gaslampen beleuchteten die Wände.

Willoughby führte die beiden Beamten durch eine Doppeltür, die beim Hin- und Herschwingen leise quietschte, in einen mit weißen Fliesen gekachelten Raum. Hier lagen vier Leichen auf Bahren aus Metall. Saubere Leinenlaken bedeckten die Körper.

Es war so still, dass jedes laute Geräusch wie ein Sakrileg erschien.

In solchen Momenten geschah es, dass die Toten die Lebenden daran erinnerten, dass sie da waren.

Dann glucksten und blubberten sie. Manche rülpsten sogar, wie nach einem guten Essen. Faulgase waren dafür verantwortlich. Aeglewood hatte eine poetischere Bezeichnung dafür gefunden: Die Toten sangen ein letztes Mal.

Er erwartete sie bereits.

Seine Nase war tiefrot und wund, als sie näher traten, schnäuzte er sich zum wiederholten Mal in ein Taschentuch. „Meine Herren. Ich bin mit Yins Untersuchung fertig.“ Dann stockte er. „Sergeant Fulston? Ist Ihnen nicht wohl?“

„Geht … schon“, brachte dieser nur mühsam heraus.

Aeglewood sah ihn zweifelnd an. „Wollen Sie sich lieber setzten?“

„Nein, es geht mir gut, wirklich“, blieb Fulston hartnäckig, „es ist nur dieser … Geruch.“

„Irgendwann gewöhnt man sich daran.“ Mit diesen Worten zog Aeglewood das Leichentuch beiseite, damit sie einen Blick auf den nackten Leib der Toten werfen konnten.

Ihre Haut wirkte merkwürdig weiß, nur an der Unterseite ihres Körpers hatten sich große dunkle Flecken gebildet. Ihr Mund stand ein wenig offen, sodass Edwards die Zunge zwischen den Zähnen sehen konnte. Ihr Haar schimmerte feucht. Auf ihn wirkte sie, als wäre sie in der Badewanne eingeschlafen.

„Der Mörder hatte sie geknebelt, vermutlich mit einem ähnlichen Knoten wie dem, mit dem er sie später tötete. Ich fand Reste davon zwischen ihren Zähnen. Irgendein grobes Material. Hanf, möglicherweise. Es stammt jedenfalls nicht von dem gelben Tuch.“

Aeglewood ging um die Leiche herum und hob ihren rechten Arm. „Hier sind Male. Von der Position her würde ich vermuten von Fingern. Sie wurde hart angefasst. Vom Abstand her bin ich mir sicher, dass es eine Männerhand war. Zudem wurde sie gefoltert.“

„Gefoltert?“

Aeglewood nahm eine Lupe zur Hand und beugte sich über Madame Yins Bauch. „Hier. Wenn man genau hinsieht, kann man feine Einstiche erkennen. Ich vermute Nadeln, wie sie zum Nähen von Leder verwendet werden. Sie sind nicht tief, aber zahlreich. Ich habe an die achtzig gezählt. Am Bauch, an den Innenseiten der Schenkel und an den Brüsten. Die Einstiche haben kaum geblutet, was mich darauf schließen lässt, dass die Nadeln glühend heiß waren, ehe sie ins Fleisch gestoßen wurden.“

„Wurde sie auch … na ja … du weißt schon?“

„Nein. Im Genitalbereich konnte ich keine Verletzungen feststellen.“

„Yin wurde gefoltert. War das bei Estelle Wiggins auch der Fall?“

„Ich habe die Untersuchung nicht durchgeführt, aber in den Akten meines Kollegen steht davon nichts. Nur die Todesursache ist identisch.“

„Seltsam. Der Mörder tötet beide, aber quält nur eine?“

„Ja, so sieht es aus.“

„Aber warum?“

„Vielleicht hat er Geschmack daran gefunden, sie erst zu quälen und dann zu töten.“

„Du glaubst, es bereitet ihm mehr und mehr … Freude?“

Aegelwood zuckte mit den Achseln. „Es wäre nicht das erste Mal.“

Edwards verzog die Lippen und nickte.

Nachdem sich die beiden Polizisten von Aeglewood verabschiedet hatten, bestiegen sie eine der Kutschen vor Whitehall und fuhren los. Die Luft flirrte vom Nieselregen. Der Geruch von nassem Leder und den typischen Ausdünstungen eines Pferdes kribbelten Edwards in der Nase. Er dachte an Madame Yin. Wer hatte sie zuletzt gesehen? Wen hatte sie gesprochen?

Wie weit reichte ihr Netzwerk und wer würde jetzt am meisten von ihrem Tod profitieren? Vielleicht war Estelle Wiggins nur eine unliebsame Zeugin gewesen? Zur falschen Zeit am falschen Ort. Aber ein Mädchen aus feinem Haus und eine Bordellbesitzerin – wo war der Zusammenhang? Gab es überhaupt einen? Vielleicht sollte Estelles Tod auch nur vom eigentlichen Ziel ablenken, das Madame Yin hieß. Schließlich war sie die ungekrönte Opiumkönigin von Lambeth, Spitalfields und Whitechapel gewesen.


Das Geheimnis der Madame Yin

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