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Neukölln hat Sorgen
ОглавлениеHaben Sie es auch geglaubt? Dass Neukölln schon immer Neukölln hieß?
Nein. Neukölln, in dem heute Menschen aus verschiedensten Ländern nebeneinander leben, hieß bis 1922 Rixdorf. Dieser Stadtbezirk, der danach in Neukölln umbenannt wurde, hat heute 320.000 Einwohner.
Der Neuköllner Bezirks-Bürgermeister Buschkowsky ist der Ansicht, dass in Neukölln Menschen nicht mit, sondern nebeneinander leben. Das Integrationsziel wurde nicht erreicht.
Heinz Buschkowsky ist darüber nicht sehr glücklich. Was ihn besorgt, ist die Tatsache, dass es Ausländern, insbesondere Türken, nicht gelungen ist, sich zu integrieren.
Als Herr Buschkowsky seine Sorgen vorträgt, macht er überraschende Mitteilungen: „Die dritte Generation spricht schlechter Deutsch, als die erste Generation“, stellt er fest.
Bürgermeister Buschkowsky sagt, dass die Türken in Neukölln fast eine kleine Türkei errichtet haben. Solange die türkische Präsenz sich mit Einrichtungen wie Türkischer Arzt, Türkische Bank, Türkischer Fleischer gegenüber der Welt verschließe, könnten die türkischen Kinder leider auch in den Schulen keinen Erfolg haben. Die türkischen Familien würden nur türkisches Fernsehen einschalten und seien nicht imstande, ihren Kindern Deutsch beizubringen, sodass sechsjährige Kinder ohne Deutschkenntnisse und somit ohne Zukunftschance dastehen würden, bedauert der Bürgermeister. Im Laufe des Gesprächs lässt er einen Appell auf den anderen an türkische Familien folgen: Kümmert euch um eure Kinder!
Heinz Buschkowsky betont, dass die Bildung einer multikulturellen Gesellschaft eine Illusion ist. Er weist darauf hin, dass es nicht beabsichtigt sei, jemanden zu assimilieren — die Integration habe kein solches Ziel. Für ein Zusammenleben müssten sich die Ausländer bemühen, sich an die Gesellschaft anzupassen, in der sie leben ...
Die vom Bürgermeister angesprochenen Probleme sind nachvollziehbare Realitäten. Es ist wohl an der Zeit, dass die Türken Neuköllns sich entscheiden: Wo wollen sie leben? In der Türkei oder in Neukölln?
Wenn sie sich für Neukölln entscheiden, ist es nötig, die Ärmel sofort hochzukrempeln und Wege zu finden, wie man in der Gesellschaft nicht neben-, sondern miteinander leben kann.