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Beginn und Neuanfang

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Die Nacht hatte sich über Lusakata gelegt. Alexander spürte bleierne Müdigkeit.

Er lag auf einer Pritsche in Mattis‘ Zimmer und lauschte dessen gleichmäßigen Atemzügen. Die Ereignisse des Tages ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Heute Mittag war noch alles in bester Ordnung gewesen. Niemals hätte er gedacht, dass er am selben Tag der Kjerobande eins auswischen, um ein Haar lebendig begraben und dann noch in ein völlig fremdes Land gebracht werden würde. Und nicht zu vergessen, wäre da ja auch noch die Sachen mit den Verschwundenen.

»Alexander, bist du noch wach?«, flüsterte Mattis. Alexander bejahte leise.

»Weißt du, es tut mir leid, dass du hier bei uns in Lusakata festsitzt. Ich bin mir aber ganz sicher, dass ich das Richtige getan habe. Du wirst uns helfen, das weiß ich. Ein Gefühl tief in meinem Bauch sagt mir das. Und auf dieses Gefühl kann ich mich immer verlassen! Ich werde dir Lusakata zeigen, und du wirst sehen, es wird dir gefallen.«

Schwermütig entwich Alexander ein leiser Seufzer. Noch nie war er länger von zu Hause fort gewesen, ohne Bescheid zu sagen.

Doch er erinnerte sich an die aufmunternden Worte des alten Jogaschs: »Sorge dich nicht, mein Junge! Alles wird sich fügen, vertraue mir. Du wirst nicht oft an zu Hause denken, das ist gewiss!«

Die Worte verhallten in Alexanders Kopf. Seine Gedanken flogen mehr und mehr davon, bis sie so weit entfernt waren, dass er sie nicht mehr greifen konnte, und er schließlich einschlief.

In der Nacht träumte er von hohem Gras, in dem er hockte. Alles um ihn herum war in schwärzeste Dunkelheit getaucht. In der Ferne rief jemand seinen Namen, doch er konnte nicht antworten. Dann hörte er ein Wehklagen, und Stimmen riefen: »Alexander ist verschwunden, er ist nicht mehr da!« Und eine weitere Stimme flüsterte ihm zu: »Du bist fremd hier, kehr heim, kehr heim!«


Als Alexander am nächsten Morgen aufwachte, sah er Mattis, der neben ihm auf der Pritsche saß. »Na, du Langschläfer, heute ist es soweit! Heute werde ich dir Lusakata zeigen!«

Etwas träge rappelte sich Alexander auf und blickte in Richtung Fenster.

Die aufgehende Sonne schien ihm warm ins Gesicht. Der Himmel war klar und frei von Wolken. Alexander fühlte sich gut an diesem Morgen. Seine Neugierde auf Lusakata war geweckt, und die Zweifel vom Vorabend waren wie weggeblasen.

Onkel Jogasch stand vor dem Ofen und hantierte mit einem alten, gusseisernen Teekessel. Als er die Jungen sah, rief er gutgelaunt: »Guten Morgen, ihr zwei! Alexander, ich hoffe, du hast wohl geruht?« Alexander nickte noch etwas schläfrig.

Daraufhin hielt ihm der alte Mann einen dampfenden Becher mit heißem Tee unter die Nase.

»Hier, nimm einen Schluck, er wird dir den Schlaf aus den Gliedern treiben und deinen Geist beleben!« Dankend nahm Alexander den Becher mit dem angenehm duftenden Trank entgegen.

»Wo du schon dabei bist, von meinen Amarklößen musst du ebenfalls probieren. Sie sind mit Lorbeeröl beträufelt!«

»Gerne«, meinte Alexander und nahm einen Bissen davon. Auch Mattis konnte es kaum abwarten, etwas in seinen Bauch zu bekommen.

Mit dicken Backen schlang er Happen für Happen hinunter, als wäre dies seine letzte Mahlzeit.

Onkel Jogasch wandte sich Alexander zu: »Ach, bevor ich es vergesse, möchtest du mich heute zum Palast begleiten? Ich muss dort einige Bücher abgeben, um die ich mich in den vergangenen Tagen gekümmert habe.«

Alexander bekam leuchtend große Augen. »Oh, ja natürlich, wenn ich darf?«

»Und du, mein lieber Mattis, kannst in der Zwischenzeit die Dinge erledigen, um die ich dich schon vor Tagen gebeten hatte«, bemerkte Jogasch freundlich.

Mattis schien von dieser Idee wenig begeistert, stieß einige tiefe Seufzer aus und murmelte: »Ach, wie gern würde ich mit euch gehen! Wenn ich an all die Köstlichkeiten denke, die in der Palastküche zubereitet werden...«

Alexander kicherte und hob warnend den Zeigefinger: »Weißt du, Mattis, was meine Großmutter immer sagt? Sie sagt, wenn das Schwein am fettesten ist, hat es den Metzger am meisten zu fürchten!«

»Nun, dem ist gewiß nichts hinzuzufügen«, sprach Jogasch amüsiert, während er zu den Bücherregalen nebenan schlurfte und aus einer ungeordneten Ablage einige staubige Bücher herauszog.

»Ich bin soweit! Meinetwegen können wir jetzt aufbrechen«, bemerkte der Alte.

»Prima!«, rief Alexander begeistert.

»Ja, prima!« brummelte Mattis.

»So soll es denn sein!«, verkündete Onkel Jogasch und entledigte sich seiner Pantoffeln, indem er einen kurzen Hüpfer tat. Dann eilte er in großen Schritten zur Tür und schlüpfte aus einer gekonnten Drehung heraus in ein Paar feste Schuhe hinein.

Unter den krächzenden Rufen Kokobals: »Auf Wiedersehen…, auf Wiedersehen!«, verließen die drei das Haus.

Sie nahmen den gleichen Weg, den Alexander mit Mattis am Tag zuvor gegangen war. Das Licht der Sonne fiel in zarten Strahlen durch die Kronen der Bäume, die frisch begrünt den Weg säumten. Die Häuser, an denen sie vorbeispazierten, wirkten hell und einladend. Alexander fand, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts darauf hindeutete, dass hier etwas Bedrohliches vor sich ging.

Schon bald bogen sie in eine der Gassen ein, die in die Stadt führte. Hier trennten sich Jogasch und Alexander von Mattis. Je näher sie dem Marktplatz kamen, desto lebhafter wurde es. Holzlatten wurden herbeigeschleppt sowie große Körbe voll Obst und Gemüse. Einige Bewohner standen in Gruppen und gestikulierten wild. Andere hingegen sägten und hämmerten Hölzer zusammen. Wieder andere schnitten farbenprächtige Stoffe zurecht.

Alexander sah das bunte Treiben und fand, dass die Bewohner Lusakatas keinesfalls traurig wirkten. Ganz im Gegenteil, sie schienen sich auf das bevorstehende Fest zu freuen.

»Herr Jogasch, wie kann es denn nur sein, dass jeder hier so fröhlich ist? Ist ihnen denn nicht bewusst, was in Lusakata vor sich geht?«, fragte Alexander erstaunt. Der alte Mann hielt inne und überlegte kurz.

Nachdenklich antwortete er: »Es ist nicht so, dass alle die ganze Zeit trauern. Vielen ist der Ernst der Lage nicht bewusst, weißt du. Sie glauben, dass nichts in Lusakata verloren geht. Andere dagegen haben das Verschwinden der Leute erst gar nicht bemerkt. Es werden ja auch nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen gleich ein Dutzend Bewohner vermisst. Und nicht alle von ihnen stammen aus der Stadt. Sie kommen aus den umliegenden Gegenden, dem Südlich, dem Nördlich, dem Östlich und auch dem Westlich. Allerdings wird gegenwärtig mehr getuschelt als sonst, und auch die Blicke der Leute sind nicht mehr so offen und vertrauensvoll wie früher. Aber das bevorstehende Fest für die Prinzessin ist wirklich ein Grund zur Freude, du wirst schon sehen!«

Jogasch lachte fröhlich, als gäbe es keine Sorgen und Nöte.

»Guten Tag, Zauberer Jogasch!«, rief eine Frauenstimme.

»Ja schau, wen sehe ich da, Toleija Sari!«, begrüßte Jogasch eine junge Frau von schlanker Gestalt. Ihr auffallend helles Haar trug sie zu einem kunstvoll gebundenen Zopf, der ihr locker über die Schulter fiel. Alexander war fasziniert von den Augen der Fremden, sie waren bernsteinfarben und hatten etwas Katzenartiges.

»Sag nur, liebe Toleija, wirst du auf dem Fest für uns auf deiner Rubebe spielen?«, wollte Jogasch wissen.

»Natürlich werde ich das!«, antwortete sie strahlend. »All die vielen Melodien, die meine Träume mir so wunderbar in unzähligen Nächten sangen, dürfen doch nicht ungehört bleiben!«

Plötzlich fiel ihr Blick auf Alexander, der bis dahin versucht hatte, sich so unauffällig wie möglich im Hintergrund zu halten. Neugierig betrachtete Toleija ihn und fragte: »Hallo, wen haben wir denn da?«

Noch bevor Alexander auf diese Frage antworten konnte, ergriff Jogasch schnell das Wort: »Das ist Alexander, Alexander Turius, er kommt aus dem Nördlich. Er ist ein Freund von Mattis, und sie werden beide von Meister Jengus unterrichtet. Er bleibt eine Weile bei uns zu Besuch.«

»Sehr erfreut, Alexander. Sage mir, bist du interessiert an der Musik? Hm, lass doch mal sehen, vielleicht schlummern ja verborgene Melodien in dir!« Anmutig umkreiste Toleija den Jungen und musterte ihn dabei eindringlich. Nach einem kurzen Augenblick fragte sie ihn schließlich: »Was meinst du, soll ich dir zeigen, wie man sie einfängt?«

»Ich..., äh..., ich weiß noch nicht, vielleicht später?«, stammelte Alexander verunsichert.

Jogasch ergriff wieder das Wort: »Sei uns nicht böse, Toleija, aber wir müssen jetzt weiter. Über dein großzügiges Angebot wird Alexander gewiss nachdenken.« Er hob die Hand zum Abschied und schob Alexander voran.

»Zugegeben, sie ist schon etwas besonders, in Acht nehmen musst du dich vor ihr aber nicht«, flüsterte Jogasch hinter vorgehaltener Hand.

»Die Musik ist ihr Ein und Alles. Wenn sie auf der Rubebe spielt, dann ist es, als sängen Himmelswesen. Wunderbare Töne kann sie ihrem Instrument entlocken, und die Melodien findet sie in ihren Träumen«, schwärmte Jogasch. Dann ermahnte er Alexander mit ernster Stimme: »Du weißt nun um deinen Namen, und woher du kommst. So vermeiden wir unnötiges Aufsehen.«

Alexander nickte. Etwas schien ihn jedoch zu beschäftigen. »Herr Jogasch - warum hat Toleija Sari Sie einen Zauberer genannt?«

Der alte Mann schmunzelte. »Nun, weil ich doch einer bin«, antwortete er. »Viel wichtiger für dich ist es allerdings zu wissen, wer du von nun an bist!«

Alexander staunte nicht schlecht. Nie hätte er auch nur im Traum daran gedacht, irgendwann einmal einen echten Zauberer zu treffen. Was für eine Neuigkeit! Je länger er aber darüber nachdachte, desto mehr Fragen hatte er auch.

»Zaubern ist sicherlich eine sehr spannende Aufgabe, Herr Jogasch. Doch warum über Bücher wachen, Melodien in Träumen finden oder andere seltsame Tätigkeiten ausüben? Bei uns zu Hause machen die Berufe einen Sinn, sie sind wichtig für unser Leben. Es gibt Handwerker, Apotheker, Straßenarbeiter... «

Erwartungsvoll schaute Alexander den Alten an. Der lächelte und antwortete: »Auch hier macht alles, was wir tun, einen Sinn. Unser Aljetra ist es, das dafür sorgt. Es ist so etwas wie ein verborgenes Talent, das in jedem von uns schlummert. Es wartet nur darauf, entdeckt zu werden. Hat ein Kind sein Aljetra erst einmal gefunden, so wird es dieses sorgsam entwickeln und mit viel Leidenschaft versuchen, es immer weiter zu vervollkommnen. Es kann kaum etwas Besseres geben, als genau das zu tun, was einem besonders liegt und wofür man sich begeistert, nicht wahr?«

Jogasch hielt kurz inne und nickte in Richtung eines Mannes, der damit beschäftigt war, ein Seil an einer Fahne auszutauschen.

»Das ist übrigens Meister Jengus. Er ist Seilbinder und fertigt alle Arten von Zug- und Klettergeschirr an. Dafür benötigt er vor allem Ausdauer und Fingerfertigkeit. Diese Fähigkeiten können Kinder bei ihm lernen. Und alles, was ein Kind lernt, hilft ihm, dem eigenen Aljetra ein Stück näher zu kommen. Für uns Ältere ist es immer eine große Freude zu beobachten, wie die Kinder ihre Begabung entdecken. Denn jede neu entwickelte Fähigkeit eines Einzelnen ist zugleich eine Bereicherung für uns alle - vielleicht nicht immer auf den ersten Blick, da gebe ich dir recht, Alexander, doch am Ende fügt sich alles zu einem großen Ganzen - das ist das Geheimnis des Lebens hier in Lusakata.«

Die Worte des alten Mannes klangen noch eine Weile in Alexanders Ohren nach.

Irgendwie ergab das Sinn und fühlte sich richtig an. Doch im Leben kann man sich nicht alles aussuchen - das jedenfalls war die Ansicht der Erwachsenen in seiner Welt.

»Gibt es nicht auch Aufgaben hier, die niemand gerne erledigt, obwohl sie wichtig wären?«, wollte Alexander wissen.

Der Zauberer nickte kurz und antwortete: »Sicher doch, da hast du wohl recht! Vor einigen Jahren gab es niemanden mit der Leidenschaft für die Braukunst. So geschah es, dass 70 Monde lang kein Hopfengetränk gebraut wurde. Das waren schwere Zeiten, denn oft habe ich diesen angenehmen Trank schmerzlich vermisst. Aber es nutzte ja nichts. In solchen Situationen müssen wir einfach Geduld haben, bis wieder jemand kommt, der die notwendigen Fähigkeiten und die Begeisterung mit sich bringt. Schließlich soll es ja auch schmecken, nicht wahr?«

»Weiß nicht«, antwortete Alexander.

Sie gingen weiter und folgten dem Fluss, der sich behäbig durch die Stadt in Richtung des Palastes schlängelte.

Dann passierten sie eine prachtvoll gearbeitete Brücke, die bogenförmig in das Innere der Palastmauern führte. Zwei Männer kamen ihnen entgegen.

»Schau nur, dort kommen Tokull und Roschka«, stellte Jogasch erfreut fest. »Die beiden sind Brüder und verstehen sich außerordentlich auf dem Gebiet der Farbenkunst! Ihre Bilder verzaubern jeden, und die Prinzessin gehört zu ihren größten Bewunderern.«

Alexander nahm beide in Augenschein. Die langen, braunen Haare der Männer schwangen verwegen im Rhythmus ihres Ganges, während ihre durchdringenden, fast schwarzen Augen befremdlich, aber fesselnd zugleich wirkten.

Tokull war der redselige, Roschka der eher ruhige und ernster wirkende von beiden.

»Ich grüße Euch, Meister Jogasch!«, rief Tokull erfreut.

»So tue ich es denn auch!«, antwortete Jogasch.

»Darf ich vorstellen, Alexander, das sind Tokull und Roschka, die beiden größten Farb- und Formschöpfer weit und breit!«

»Nun, wenn Ihr es sagt, Meister Jogasch. Tatsächlich hat Roschka erst kürzlich wieder einen völlig neuen Farbton entdeckt!«, merkte Tokull stolz an.

»Das ist ja kaum zu glauben! Ich staune immer wieder, wie ihr es schafft, eine neue Farbschattierung ins Licht zu holen, die wir sonst nie zu Gesicht bekommen hätten. Fabelhaft ist das!«, kommentierte Jogasch begeistert.

Alexander sah zu Roschka hinüber. Dieser wirkte missmutig und schien im Augenblick auch kein Interesse an einer Unterhaltung zu haben.

Da bemerkte Alexander einen schwarzen Stoffzipfel, der seitlich aus seiner ledernden Umhängetasche hing.

»Reesa hat mir davon erzählt. Schlimme Geschichte, wirklich schlimm!«, klagte Tokull und rang dabei um Fassung. »Wenn ich das Untier nur zu packen bekäme, das unsere lieben Männer und Frauen raubt!«, ereiferte er sich weiter.

Da wandte sich Roschka seinem Bruder zu und bemerkte mürrisch: »Woher willst du wissen, dass es ein Tier ist? Vielleicht geschieht hier ja etwas ganz anderes!«

Während er das sagte, schaute er Alexander zum ersten Mal direkt in die Augen. Erschrocken blickte Alexander zur Seite.

Glücklicherweise ergriff in diesem Augenblick Jogasch das Wort: »Nun, wie auch immer, die Zukunft wird zeigen, was mit Lusakata geschieht. Wir müssen noch ein paar Schriftwerke zurück in die königliche Bibliothek bringen, die Zeit drängt! Lasst es euch wohl ergehen und auf Wiedersehen!«

Ehe sich Alexander versah, hatte Jogasch den beiden Brüdern auch schon den Rücken zugekehrt und eilte davon. Alexander musste sich sputen, denn Jogasch wartete nicht.


Es war bereits früher Nachmittag, als die beiden wieder heimkehrten.

Draußen war ein Unwetter aufgezogen. Dicke Regentropfen fielen vom Himmel herab. Nass bis auf die Haut betraten Alexander und Onkel Jogasch die Stube. Das Feuer im Kamin knisterte leise. Hin und wieder sprang zischend ein Funke daraus hervor.

Mattis hatte es sich in einem Sessel in der Wohnstube gemütlich gemacht.

»Da seid ihr ja endlich!«, rief er. »Und, Alexander, sag schon, wie hat es dir gefallen?«

Schlotternd trat Alexander näher an den Kamin heran und wärmte sich am Feuer. Ungeduldig fragte Mattis nach: »Und? Komm schon, erzähl!«

»Es war einfach klasse!«, begann Alexander seine Schilderung.

»Der Wasserfall im Palasteingang - so etwas habe ich noch nie gesehen! Und das Kuppelzimmer! Von dort aus soll man nachts den besten Blick auf die Sterne haben!«

»Ja, ja, weiß ich doch!«, fiel Mattis ihm ins Wort.

»Hast du Raja gesehen?«, löcherte er Alexander ungeduldig.

»Raja, die Prinzessin? Nein, die war nicht dort«, antwortete er ihm.

»Und das Beste von allem? Seid ihr auch in der Palastküche gewesen? Blaubeerpudding, Vanilleeis und kleine Birnenküchlein, Mandelkrapfen und Säfte aus den erlesensten Früchten gibt es dort zum Naschen!« Mattis rückte sich im Sessel zurecht und wartete mit weit aufgerissenen Augen auf eine Antwort.

»Nein, dort waren wir nicht, dafür aber in der Palastbibliothek«, entgegnete ihm Alexander.

»Hast du LIBRA gesehen?«, bohrte Mattis nach. »Nein. Aber denk nur, dein Onkel hat dort Bücher von einem Ort zum anderen bewegt, ohne sie überhaupt nur zu berühren! Er musste lediglich auf eines in den Regalen zeigen, und schon kam es herbeigeschwebt. Wie wild begann es, in seinen Seiten zu blättern. Als er dem Buch dann zunickte, stoppte es sofort, und er konnte in Ruhe darin lesen - unglaublich, oder?«, erläuterte Alexander fasziniert.

Mattis gähnte laut.

Für einen kurzen Augenblick drang ein kleiner Sonnenstrahl durch das Fenster und landete auf seinem Gesicht. Er musste blinzeln.

»Ach ja«, fuhr Alexander fort, »dann begegneten wir noch dem Magier Kigur und Arnas, dem krüppeligen Palastdiener. Der war vielleicht unheimlich, sage ich dir - egal, wohin mich dein Onkel im Palast auch führte, Arnas war jedes Mal vor uns dort!«

»Wie du siehst, ist der Palast ein bemerkenswerter Ort, nicht wahr, Alexander?«, fügte Jogasch bedeutsam an. Dann ging er zum Fenster und blickte hinaus. Es hatte aufgehört zu regnen. Nachdenklich strich sich der alte Mann über seinen grauen Bart.

Lusakata

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