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Winter zuvor

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Ein lautes Krächzen durchdringt die frostige Stille. Der Mann auf der Bank schaut kurz auf, dann zieht er sich seinen schwarzen Hut tiefer ins Gesicht und lässt den Kopf wieder zur Brust hinabsinken.

Mit verschränkten Armen sitzt er da, dösend, als sei es ein herrlicher Sommertag. Er hört die Jungen nicht kommen.

Sie kriechen über den schneebedeckten Boden und nähern sich ihm langsam. Vorfreude spiegelt sich in ihren rotwangigen Gesichtern.

Jetzt sind sie dicht genug. Der eine unter einem verschneiten Rhododendron kauernd, der andere etwas weiter entfernt hinter einem Schneehügel versteckt.

Sie nicken einander zu. Geschickt formt einer der beiden einen Schneeball in seinen Händen. Er zielt auf den Hut des Mannes und wirft.

Doch der Schneeball verfehlt sein Ziel und endet an einem Baumstamm.

Jetzt versucht es der andere Junge. »Warte nur, meiner trifft!«, denkt er sich siegesgewiss und schleudert sein kaltes Geschoss in Richtung der Parkbank. Doch auch sein Schneeball bleibt ohne Wirkung. Zu früh fällt er herab und versinkt im Schnee.

»Verflucht!«, ärgert sich der Junge, da trifft es ihn plötzlich selbst mit voller Wucht.

»Autsch«, stöhnt er leise und wischt sich den nassen Schnee aus dem Gesicht. Mit geballter Faust droht er in Richtung seines Komplizen. Doch der zuckt nur mit seinen Schultern.

»Na warte, nicht mit mir!« Erneut gräbt er seine Hände in den Schnee und formt einen weiteren Ball. Wütend feuert er ihn ab, doch schon nach halber Strecke fällt er taumelnd wie ein angeschlagenes Insekt zu Boden. Ein anderer Schneeball hat ihn im Flug erwischt.

Irritiert schaut der Junge zu dem Mann auf der Bank. Doch dieser hat sich keinen Zentimeter bewegt.

Wieder zischt ein Schneeball auf den Jungen zu. Gerade noch rechtzeitig kann er sich ducken. Grinsend kommt er hoch, doch er hat sich zu früh gefreut, ein weiterer kommt geflogen und trifft ihn mitten im Gesicht. Nun reicht es ihm. Entnervt springt er aus seiner Deckung hervor und rennt davon.

Sein Freund, der alles beobachtet hat, blickt sich suchend um. Doch außer ihm und dem Mann auf der Bank scheint niemand da zu sein.

»Wie in aller Welt macht er das?« Kaum hat der Junge zu Ende gedacht, da werden die schneebedeckten Baumzweige über ihm getroffen. Im nächsten Augenblick prasselt eine weiße Lawine auf ihn herab, die ihn vollständig unter sich begräbt. Mit beiden Armen und Beinen zugleich rudernd, wühlt er sich wie ein hilflos auf dem Rücken liegender Käfer aus dem kalten Nass. Auch er hat nun genug und läuft über beide Beine stolpernd davon.

Der Mann auf der Bank schiebt seinen Hut aus dem Gesicht und lächelt.

»Du kannst aus deinem Versteck kommen, die Jungen sind weg.«

Für einen Moment bleibt es still, dann raschelt es in einem Strauch, und da stehe ich, nass bis auf die Haut, aber zufrieden mit mir selbst.

»Woher haben Sie gewusst, dass ich hier bin?«, frage ich den Mann und schüttele meine Mütze aus.

»Ich habe gute Ohren«, erwidert der Mann und beginnt zu lachen. Er lacht und klopft sich dabei auf die Schenkel. »Du kannst erstaunlich gut werfen - oh ja, das kannst du wirklich gut«, stellt er amüsiert fest.

Ich kichere und erkläre stolz: »Das sagen die Jungen in meiner Klasse auch, für ein Mädchen sehr respektabel, sagen sie.«

»Damit haben sie allerdings recht«, stimmt mir der Mann zu.

Dann wird er ernst und fragt: »Ich möchte gern wissen, wer mir gerade so exzellent zur Seite gestanden hat. Ich stelle mich natürlich auch vor! Gestatten, mein Name ist Sedanius!« Schwungvoll zieht er seinen Hut vom Kopf.

»Ich heiße Anne, Anne Lusott.«

»Nun, Anne Lusott, kannst du genauso gut zuhören wie du werfen kannst?« Erwartungsvoll schaut Herr Sedanius mich an. Ich nicke und setze mich zu ihm auf die Bank.

Die Sonne erscheint hinter einer grauen Wolke und wärmt mein Gesicht. Gebannt lausche ich seinen Worten, die mein Leben für immer verändern sollten.

Lusakata

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