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Wer ist Jesus für Sie?

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Aber so hat sich Jesus die Kirche nicht vorgestellt. Zweimal sprach er direkt von der „Kirche“ bzw. „Gemeinde“. Das erste Mal erwähnte er sie, als er mit seinen Jüngern unterwegs nach Cäsarea Philippi war (vgl. Mt 16,13-20). Jesus führte mit den Jüngern einen unangekündigten Test durch. Lehrer haben gute Gründe für solche Tests: Diese zeigen ganz deutlich auf, wie es um das Wissen der Schüler wirklich steht.

Die erste Testfrage war einfach: „Was sagen die Leute, wer ich bin?“ Das machte den Jüngern Spaß, alle wollten sich beteiligen und jeder hatte seine eigene Theorie. Es ist immer einfach, über die Fehler der anderen zu reden. Was die Jünger aber nicht merkten, war, dass dies nur eine Aufwärmfrage war.

Die zweite Frage war dann die eigentliche Prüfung – die wichtigste Frage, die man jemals beantworten kann. Jesus fragte: „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“ Die Bibel erwähnt das zwar nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es plötzlich äußerst still geworden ist. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Blicke, die gerade noch so voller Enthusiasmus waren, sich nun langsam zu Boden senkten. Diese Frage ist wesentlich schwerer zu beantworten, weil es eine persönliche Frage ist. Beantworten wir sie falsch, sind wir es, die im Unrecht sind. Diese eine Frage möchten wir auf keinen Fall falsch beantworten, denn daran hängt schließlich die ganze Ewigkeit.

Das Gewicht dieser Frage erzeugte eine starke Spannung. Ich stelle mir vor, dass die Jünger langsam ihre Köpfe zu Petrus hindrehten, in der Hoffnung, er würde, wie schon so oft, das Wort übernehmen und für sie in die Bresche springen. Petrus fand die Stille wahrscheinlich unangenehm und war bereit, den Kopf hinzuhalten. In einem einzigartigen Moment erhob er kühn und voller Kraft seine Stimme und sagte: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“

Wahrscheinlich lächelte Jesus daraufhin, und die Anspannung verflog sogleich. Petrus war wohl ein wenig stolz auf sich (später musste er gedemütigt werden). Jesus sprach dann einen Segen über Petrus aus, der sowohl dessen Leben als auch das unsrige für immer berühren sollte: „Du bist gesegnet, Simon, Sohn Jonas, weil du im Test geschummelt hast!“ (meine Umschreibung). „Du hast die Antwort nämlich von einem anderen bekommen. Fleisch und Blut haben dir dies nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Letztendlich betrügen wir ja alle den Tod und das Gericht, da wir alle unsere Antwort von Gott und seinem Sohn bekommen. Es gibt keinen anderen Weg. Wir alle brauchen Hilfe vom Himmel, wenn wir Jesus kennenlernen wollen. Wir schaffen es nicht mit Hilfe eines hohen IQ oder indem wir die richtigen Bücher durcharbeiten. Weder die Intelligenz noch die Familienherkunft noch die Nationalität bringen uns in den Himmel; es ist die Gnade Gottes. Nur wenn wir seine Hilfe annehmen, können wir Jesus wirklich kennenlernen.

Um was es mir wirklich geht, ist Jesu Verständnis von seiner Gemeinde in Vers 18. Zunächst möchte ich den Kontext darlegen, damit wir verstehen, wie Jesus vorging. Wenn wir darüber sprechen wollen, was die Gemeinde wirklich ausmacht, müssen wir an dieser Stelle ansetzen. Alles über die Gemeinde beginnt und endet mit der einen Frage: Wer ist Jesus für dich? Jesu Aussage über die Gemeinde steht in einem Zusammenhang, der damit beginnt, dass Gottes Gnade die Identität Jesu offenbart, und sie endet mit Jesu Werk am Kreuz und seiner unfassbaren Auferstehung drei Tage später (vgl. Mt 16,21). Selbst wenn wir alles andere richtig machen, sind wir nicht wirklich die Gemeinde, wenn wir diese wichtige Frage auslassen. Gemeinde beginnt mit Jesus: wer er ist und was er getan hat. Alles dreht sich um Jesus, und wenn wir mit der Zeit andere Dinge in den Mittelpunkt stellen, entspricht die Gemeinde nicht mehr dem, wie Jesus sie gemeint hat.

Bevor wir über Gemeindegründung und -wachstum reden, müssen wir uns also mit der Frage auseinandersetzen: „Wer ist Jesus für mich?“ Auch wir müssen die Antwort von unserem Vater im Himmel erhalten und nicht durch ein Buch oder ein Seminar. Die Gemeinde ist geistlich. Mit ihr ist ein Geheimnis und eine Offenbarung verbunden.

Wenn wir auf die Frage antworten, dass Jesus der König der Könige ist, dann wird unsere Gemeinde genau das reflektieren. Hat Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden und ist immer gegenwärtig, dann wird die Gemeinde anders sein. Ist Jesus aber fügsam, passiv und gleichgültig, dann wird es unsere Gemeinde ebenfalls sein.

Ich denke, eines unserer Probleme ist, dass wir vergessen, uns diese Frage zu stellen, wenn wir neue Gemeinden gründen wollen. Die Folge sind schwache Gemeinden. Wir reden mehr über unseren Stil und das Modell unserer Gemeinde als über den Herrn der Herren, der in ihr regiert. Wir erklären den Leuten, weshalb unsere Gemeinde anders oder besser ist als andere Gemeinden vor Ort und hoffen, dass die Menschen uns dann attraktiv finden; stattdessen sind sie gar nicht interessiert. Nur wenn wir zu unserer ersten Liebe zurückkehren und auf Jesus ausgerichtet sind, werden sich viele angezogen fühlen. Sie werden gedrungen sein, Jesus zu gewinnen, statt einen religiösen Gottesdienst zu besuchen.

Organische Gemeinde

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