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Angst vor der Zukunft

Die Angst lastete in den ersten Tagen schwer auf mir. Sie umschloss meinen Kopf wie eine Schraubzwinge und kippte von oben dunkle Gedanken hinein. Wenn ich an meine Zukunft dachte, mit Familie, Haus, Hund, Garten und einem Job, der mir Freude bereitete, lachte sie höhnisch und übermalte die schönen Bilder mit schwarzer Farbe. Die neuen Bilder zeigten mich allein im Rollstuhl in einer Einraumwohnung, wie ich die Wand anstarrte. Einen Job hatte ich in diesem Szenario nicht und wenn meine Eltern zu Besuch kamen, schauten sie mich mitleidig an, wussten mir aber auch nicht zu helfen.

Doch das ließ ich nicht zu. Das war ich nicht. Ich würde kämpfen und kein Stück meiner Freiheit freiwillig hergeben.

Mein Freund nahm die Diagnose hin und stellte keine Fragen. Er war mit seinem Job beschäftigt. Ich sah wieder gut, also verstand er nicht, warum ich mich sorgte. Ihm war die lachende und tanzende Nele viel lieber, die in schicken Outfits auf Party erschien.

Zum Glück war ich nicht allein. Ich hatte liebe Menschen um mich, die mir Mut zusprachen, meinen Hund, der mir Kraft gab, und Bücher, die mich trösteten und mir halfen. Die Aufgabe, die vor mir stand, war groß und würde mich wohl bis zu meinem Lebensende begleiten.

Ich wusste nicht, welche Symptome sich zeigen und wie sie mich einschränken würden. Daher musste ich flexibel bleiben und die Angst weit genug wegschieben, damit sie mich nicht belasten würde. Dennoch wollte ich sie in Sichtweite behalten, damit ich stets motiviert blieb, so gesund wie möglich zu leben.

Bei den Menschen in meiner Nähe musste ich lernen zu unterscheiden. Es gab die, die die Wahrheit aushielten und es gab die anderen, denen ich besser die heile Welt vorspielte.

All die Menschen um mich herum, die mich schützen wollten, dafür aber fortwährend Bedenken äußerten wegen meiner MS, fütterten versehentlich auch die Angst und verliehen ihr mehr Kraft.

Deshalb errichtete ich einen Schutzwall um mich herum. Ich ließ nicht mehr alle am Verlauf meiner Krankheit teilhaben. Nur wer mir Mut zusprach, blieb innerhalb des Walls. Die anderen erhielten Zutrittsverbot.

Denn ich brauchte meine Kraft und wollte der Angst keine zusätzlichen Helfer zur Seite stellen.

Ich ahnte schon damals, dass die Angst immer wieder neue Methoden ausprobieren würde, um mich zu beherrschen. Und es würde schwache Momente geben, in denen ich hinter meinen eigenen Erwartungen zurückblieb.

Diese im Verborgenen lauernde Angst überrumpelte mich in den kommenden Jahren immer wieder. Solange ich stark war, hatte sie keine Chance. Aber manchmal war ich schwach.

Multiple Sklerose? Keine Angst!

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