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Die Kivelinge in Lingen – Bürgersöhne führen durch die Stadt

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Von Mike Röser

Lingen. Die Ansagen sind kurz und prägnant. „Das Wesentliche an Lingen, das sind wir, die Kivelinge“, sagt Timo Blome und blickt dabei unter seinem Hut hervor in die Runde. „Ich bitte Sie eindringlich, meinen Anweisungen Folge zu leisten und aufmerksam zu sein.“ Nicht umsonst trage der junge Mann neben ihm eine Hellebarde. In Kostümen führen Blome und zwei Mitstreiter die Teilnehmer in Zweierreihen durch Lingen: willkommen bei der Stadtführung mit den Bürgersöhnen.

Rund 1000 Gästen im Jahr zeigen die Kivelinge die Stadt. Um reine Stadtführungen, die nur die Sehenswürdigkeiten aufzeigen, handelt es sich dabei aber nicht, erklärt Johannes Wilming: „Wir haben das Interesse, anderen Leuten zu zeigen, was wir als Kivelinge machen.“ Seit 2004 ist er selbst dabei, koordiniert seit Anfang des Jahres die Termine, die über den Verein Lingen Wirtschaft & Tourismus gebucht werden können. „Das sind ganz unterschiedliche Gruppen.“ Von Geschäftsleuten über Gesellschaften zum 60. Geburtstag bis zu einer Gruppe von Privatleuten.

So wie jene, die Blome, Lukas Westenberg und Peter Flatken dieses Mal führen. Während Westenberg mit der Hellebarde darauf achtet, dass niemand aus der Reihe tanzt, und Flatken mit seiner Trommel bis zum nächsten Stopp den Takt vorgibt, erzählt Blome vor markanten Punkten Lingens, woran man das Wirken der Kivelinge erkennt. Angefangen natürlich am Stammsitz der Bürgersöhne, dem Kivelingshaus, von dem die Teilnehmer erfahren, dass es 1583 wiederaufgebaut wurde, nachdem es 1548 bei einem Stadtbrand zerstört wurde. Oder vor dem alten Rathaus, vor dem der Sprecher die Geschenke aufzeigt, die in den vergangenen Jahrzehnten von den Kivelingen an die Stadt gemacht wurden – wie die Zeiger der Uhr in Hellebarden-Form, das Glocken- und das Figurenspiel an dem historischen Gebäude. Kleine Schmonzetten dürfen da nicht fehlen. So offenbart Blome etwa im alten Rathaus die Abneigung der Kivelinge vor dem Trauzimmer: „Wir haben dort schon viel zu viele Kameraden auf dem Feld der Ehe fallen sehen.“ Kiveling kann schließlich nur sein, wer noch nicht in den Stand der Ehe eingetreten ist.

Das alles geschieht in traditionellen Kostümen. An denen der elf Sektionen sind diese jedoch nicht angelehnt, so Wilming: „Die wurden extra für die Führungen angefertigt.“ Zumal Welfen, Emspiraten oder auch Burglöwen gemeinsam mit Gästen auf Spurensuche durch die Stadt gehen. „30 bis 40 Kivelinge machen das“, sagt Wilming.

Für die Gruppe, der Blome und Co. die Stadt zeigen, geht es nach dem Kivelingshaus und dem alten Rathaus weiter über das Professorenhaus (samt Ernennung eines Ehrendekans aus der Gruppe), das Palais Dankelmann, wo einst das Gericht tagte, das markante Fachwerkhaus Hellmann und den Pulverturm als letztes Zeichen der Stadtmauer zurück zum Kivelingshaus. Dort gibt’s auf die gelungene Stadtführung noch einen Spökenkieker (Kräuterschnaps) und für einen Teilnehmer, den Hellebardenträger Westenberg als nicht so aufmerksam ausgemacht hat, eine Abreibung mit anschließendem Fragespiel, gefesselt in der Schandgeige, einem mittelalterlichen Foltergerät. Den Anweisungen der Kivelinge ist nun einmal Folge zu leisten.


Stadtgeschichte und Geschichten aus der Stadt: Vor dem Machurius-Bogen am Pulverturm, beides Geschenke der Kivelinge an die Stadt, erklärt Timo Blome (rechts) den Teilnehmern der Führung die entsprechende Legende. (Mike Röser)

Das Historische Spektakulum ist jederzeit auf Anfrage buchbar.

Kontakt: Lingen Wirtschaft & Tourismus GmbH, Telefon: 05 91 / 91 44-144, info@lwt-lingen.de, www.tourismus-lingen.de Kosten: je Gruppe bis 12 Personen 114 Euro inkl. persönlicher Ernennungsurkunde und einem Kurzgetränk Dauer: rund 90 Minuten Treffpunkt: vor dem historischen Rathaus am Marktplatz

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