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In Osnabrück werden Alltagsszenen aus der frühen Neuzeit lebendig

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Von Almut Hülsmeyer

Osnabrück. Wie sah das Alltagsleben in Osnabrück vor 400 Jahren aus? Antwort auf diese Frage geben die Osnabrücker Stadtspieler auf einer rund zweistündigen Führung. Mit unterhaltsamen und humorvollen Theaterszenen entführen sie die Besucher ins ausgehende Mittelalter und in die frühe Neuzeit.

„Die Abwässer stinken absolument ekelhaft.“ Ein französischer Priester steht in brauner Kutte in der Osnabrücker Turmstraße. Neben ihm eine Nonne in Ordenstracht. Beide versuchen, sich in der für sie fremden Stadt zurechtzufinden. Ihr Urteil über Osnabrück, wo gerade die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden stattfinden, fällt alles andere als positiv aus. „Die Stadt ist schmutzig, und die Menschen leben mit den Tieren unter einem Dach“, kritisiert Abbé Joly, der als französischer Gesandter an den Verhandlungen teilnimmt und von der Nonne Émelie begleitet wird.

Die Stadtspieler Ralph Vorbach und Nicole Stahnke, die die beiden Figuren verkörpern, erinnern mit dieser Szene an das Ende des Dreißigjährigen Krieges und den Friedenskongress, der in Münster und Osnabrück stattfand. Den französischen Abbé Joly gab es tatsächlich. Seine Eindrücke der Friedensstadt hielt er schriftlich fest, sodass man heute noch nachlesen kann, dass der Osnabrücker Dom seiner Meinung nach „von gewöhnlicher Bauart“ war.

Vorbach und Stahnke gehören seit mehr als zehn Jahren zur 20 Mitglieder zählenden Gruppe der Stadtspieler. In bis zu fünf verschiedene Rollen schlüpfen sie während einer Führung. So spielt Stahnke nicht nur die Nonne Émelie, sondern auch die Schwester Karls des Großen, einen Soldaten, einen Trommler und die Frau eines Osnabrücker Bierbrauers. Ihr Job als Laienschauspielerin verlangt nicht nur Vielseitigkeit, sondern auch Schnelligkeit. Während die Teilnehmer nach jeder Szene Wissenswertes zur Stadtgeschichte und zum Alltagsleben der Osnabrücker erfahren, müssen sich die Stadtspieler in Windeseile ihr nächstes Kostüm anziehen.

Auf dem Heger Tor erwartet die Teilnehmer eine actionreiche Szene. Der Soldat und der Hauptmann des Bischofs liefern sich ein Gefecht mit dem Soldaten und dem Hauptmann des Rates. Am Ende des Kampfes liegen alle Männer tot auf dem Boden. Das Schauspiel ist eine Illustration aus der Zeit, als Franz Wilhelm von Wartenberg Bischof von Osnabrück war. „Er war ein Hardliner, der die Osnabrücker rekatholisieren wollte“, berichtet Stadtführerin Marion Hotfilter. Sie möchte Besuchern vor allem eine lebendige Führung bieten, die unterhält und Wissenswertes aus dem Alltagsleben der frühneuzeitlichen Stadtbewohner vermittelt.

Beispiel dafür ist die Episode, die Vorbach und Stahnke im Steinwerk spielen. Brauer Jakob versucht, ein vernünftiges Bier zu brauen, was ihm aber nicht gelingt. Ihm fehlt die Kräutermischung Grut, die im Mittelalter in Osnabrück zum Bierbrauen eingesetzt wurde und auf deren Vertrieb der Rat der Stadt ein Monopol hatte. Hopfen wurde von den Norddeutschen damals noch nicht zum Brauen verwendet.

Da die Führung in der Altstadt endet, bietet sich ein anschließender Kneipenbummel an, wo man nicht nur ein vernünftiges Bier trinken, sondern sich auch noch einmal die vielen Spielszenen ins Gedächtnis rufen kann.


Kein schmackhaftes Getränk: Die Frau (Nicole Stahnke) des Brauers Jakob (Ralph Vorbach) ist vom Bier ihres Mannes nicht begeistert. (Jörn Martens)

Mehrere Termine bis Mitte Oktober, freitags ab 19 Uhr „Westfälischer Friede“, samstags ab 15.30 Uhr das „Historische Spektakulum mit Musik“, sonntags ab 15.30 Uhr die „Große historische Stadtführung“. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kontakt: Telefon: 0541 51775. Die genauen Termine sind unter www.stadtspieler-os.de abrufbar. Kosten: Erwachsene 10 Euro, Kinder 5 Euro Dauer: rund zwei Stunden Treffpunkt: Rathaustreppe Tipp: Wer eine gesonderte Führung mit den Stadtspielern buchen möchte, kann dies unter Telefon 0541 51775 tun.

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