Читать книгу Tausendfürst - Nick Finkler - Страница 9
Alles oder nichts
ОглавлениеDie Zwillinge hatten mit der Restauration der oberen Etagen ganze Arbeit geleistet. Alle Reparaturen gingen recht zügig voran, da zeitweise niemand unter dem Beschuss der Respen zu leiden hatte, denn Juliet und Eldrit hatten gemeinsam einen Schutzwall um die Villa gelegt, der jedwede Munition sofort neutralisierte. Im Inneren der Villa machte man sich für die abendliche Aktion bereit, und gegen Nachmittag war auch Caspar wieder zu gebrauchen; sein Rausch hielt nie sehr lange an. Ubrum und Thewak hatten sich um die Planung des Angriffs gekümmert, während Wisi vorsichtig die Lage beim Feind beobachtete und Fegat den anderen diverse Aufgaben erteilte. Der Sphärenteufel verhielt sich so unauffällig wie möglich, und dennoch schienen zumindest die mysteriösen Ungeheuer ihn bemerkt zu haben, denn sie hielten sich stets auf Distanz zu ihm auf, um nicht entdeckt zu werden, und eines Tages erwischte es auch ihn. Niemand hatte gesehen, wie es passiert war, aber es fiel auf, als Wisi von einer Erkundung nicht zurück kam. Scheinbar wollten die unbekannten Wesen die Insassen der Villa mit ihrem Erscheinungsbild überraschen. Während des Tages nahm der Nebel weiterhin zu, sodass man lediglich Fiskus, den Falken, mit seinen scharfen Augen als Späher auf dem Dach ließ und die restlichen für den Kampf rüstete. Im Feindeslager waren die Veränderungen nicht unbemerkt geblieben, Srel stellte anders als sonst einige Wachen mehr auf und diesmal auch an dem Pfad, der zur Villa führte. In den bisherigen Wochen hatte man sich darum weniger gekümmert, weil seit Entstehen der Kluft niemand mehr damit gerechnet hatte, dass die Belagerten diese Hürde auf sich nahmen. Doch die Gefangenen waren entflohen, der Solide mit ihnen. Es war offensichtlich, dass die Villa nun einen sehr starken Verbündeten zur Seite hatte, was Srel keine Ruhe mehr ließ. So kam es, dass an diesem kalten Abend fast die Hälfte aller Respen auf den Beinen war, um sich gegen eine mögliche Gefahr zu wehren. Dumm und leicht abzulenken waren manche von ihnen, Juliet ließ mannshohe Schatten zwischen den Nebelwolken auftauchen und herumwandern, woraufhin direkt einige Soldaten die Verfolgung aufnahmen. Doch die Belagerung hätte ein jähes Ende gefunden, wenn General Srel unter seinen Männern nicht auch eine Horde schlauer Recken gehabt hätte. Sie hielten weiter Stand und fokussierten ihren Blick in Richtung Villa.
Jetzt galt es für die Belagerten, den Schlachtplan umzusetzen, an dem man bis kurz vor Sonnenuntergang gefeilt hatte. Während Juliet ihren Part weiterhin beibehielt und die Dümmsten unter den Soldaten verwirrte, schlich sich eine kleine Truppe lautlos aus der Villa. Eine der Gestalten, die dort im Nebel herum geisterten, trug einen sehr langen und breiten Gegenstand mit sich, den sie über die klaffende Wunde des Berges legte, als wäre es ein Grashalm. Immer noch ohne jeden Ton, gingen sie hinüber und wurden vom Nebel verschluckt. Die Respen sahen eisern in die dicke, weiße Masse und warteten nur auf einen Angriff.
Aus dem Nebel trat ein Mädchen hervor, gerade mal volljährig, und sie lächelte die Soldaten an.
"Entschuldigt bitte, aber mich wollt ihr doch haben, nicht wahr? Ich bin Yols Tochter.''
Die Männer ließen ihre Schilde und Uleszinen langsam sinken, dann sahen sie sich an. Einer von ihnen ging dann langsam auf das Mädchen zu und beugte sich ein wenig zu ihr hinunter.
"Ist das auch die Wahrheit? Du musst nämlich wissen, wenn du uns hier was vorlügst, dann ...''
"Nichts dann!''
Blitzschnell stak die Zweiklinge des Kapitäns im Kopf des Respen. Felina hatte sich rasch abgewandt, als sie den Luftzug hinter sich spürte. Sofort gingen die anderen Soldaten auf Caspar los, doch in diesem Moment preschten Vez und die Räuberkolosse hervor. Während sie unter den Männern, die so gut wie keine Chance hatten, wüteten, bemerkte Srel die Unruhen am Bergpfad.
"Los, sofort sämtliche Soldaten nach oben! Aber zackig!''
Noch im Satz war der General selbst los gerannt, seinen Nircer fest in beiden Händen. Doch nicht alle seiner Gefolgsleute bekamen Gelegenheit, sich zu beweisen: Moonwolf und der Stille waren plötzlich auf der Bildfläche erschienen. Die Füchsin war erstaunt, wozu dieser hagere Kerl fähig war. Mit einem gezielten Faustschlag zwischen die Augen der Feinde beendete er innerhalb von Minuten das Leben vieler Männer. Moonwolf hatte mit ihrem kleinen Dolch und der Wurfaxt trotzdem gut zu tun. Unterdessen nahmen sich Eldrit und der Räuberhauptmann ein ganz anderes Ziel vor: General Srel, der gerade im Begriff war, sich in das Kampfgetümmel einzumischen. Nie zuvor hatten sie eine solche Energie aus einer Waffe strömen sehen. Srel wollte sich seinen Weg durch die Angreifer frei brennen; für ihn waren sie nicht mehr als Fliegen. Sein persönlicher Todfeind musste irgendwo weiter oben lauern, deshalb gab es fast nichts, was ihn aufhalten konnte. Nachdem Yhildrat mit den Flammen zu kämpfen hatte, erhob der Trollenprinz sich in die Lüfte. Juliet hatte ihm über einen kurzen Zeitraum die Macht zu fliegen verliehen, was ihm jetzt durchaus von Nutzen war. Srel folgte ihm mit den Augen und holte kräftig mit seinem Flammenschwert aus. Da begann seine Uniform lichterloh zu brennen.
"Wie gefällt es dir, geröstet zu werden, alter Mann?'' lachte Eldrit von oben herab.
Doch Srel war nicht dumm. Geistesgegenwärtig warf er sich zu Boden und rollte die Flammen auf dem harten Boden aus. Die Brandwunden schmerzten höllisch, aber er gab nicht nach, sondern stieß einen schrillen Pfiff aus, und sogleich beschäftigten ein gutes Dutzend Bogenschützen, getarnt durch den Nebel, den lästigen Magier. Srel lief weiter nach oben. Derweil hatten auch Tipkin und Tekpan angefangen, ihre Kampfkünste unter Beweis zu stellen; mit ihren Raubtierdolchen parierten sie meisterhaft die Schläge der Uleszinen und kümmerten sich zusammen mit dem Panther um die beherzte Säuberung der gesamten blauen Plattform. Fegat, der seine Gegner mit dem Bogen ohne Pfeile verblüffte, da die Geschosse erst kurz vor ihrem Ziel sichtbar wurden, hatte sich bereits bis zum grünen Bereich durchgekämpft und hoffte, dass sein werwölfischer Freund noch während des Kampfes auftauchen würde. Doch in dieser Nacht blieb die Hoffnung ergebnislos.
Als der Morgen nicht mehr fern war und Srel erkannt hatte, dass sich der Solide nicht zeigen würde, widmete er sich den anderen Feinden. So kam es, dass Caspar und die anderen in den letzten Stunden der Nacht zur Villa zurückkehren mussten, da ihnen der General wirklich überlegen war. So oft man auch Truppenangriffe gegen ihn versuchte, stets war sein Nircer zur Stelle und konterte schmerzhaft. Und wenn es doch einmal brenzlig für ihn wurde, was selten der Fall war, dann gab es immer noch genügend Respen, die den Kameraden schwer zu schaffen machten. Die beiden Ungeheuer zeigten sich in diesem ersten großen Kampf nicht; scheinbar hielten sie viel von Srel und seinen Kampfkünsten und sie behielten Recht. Der General hatte den Feind wieder geschlagen. Und obwohl die Krankenstation der Villa am kommenden Morgen viele Verletzte beherbergte und unter den Nekiséern einige Verluste zu beklagen waren, sie waren bei Srels Amoklauf dazugestoßen und hatten nur wenig ausrichten können, so war doch Freude angesagt unter den Insassen. Man hatte den Belagerern ordentlich zugesetzt, und die zwei Gruppen genossen von dieser Nacht an ein hohes Ansehen. Bei den Feinden hatte es viele Tote gegeben, obgleich die Respen weiterhin in der Überzahl waren. Fenrir hatte sich nicht am Kampf beteiligt, weil er genau wie Narbenkralle als Trumpf diente; allerdings als einer, den man nicht so gerne einsetzen wollte wie den Werwolf. Die meisten wussten von der Macht der Mantroserker, und sie beteten, dass diese Macht nicht zum Vorschein kommen möge. Der junge Harpan hatte schon einiges über die Stärke und Tapferkeit seines bisher noch immer verschollenen Freundes erwähnt, so dass man diesen Trumpf lieber auszuspielen bereit war. Der Werwolf konnte in seiner dritten Form die Kraft, die ihm innewohnte, wenigstens noch ein Stück weit kontrollieren. Aber dies ging bei Soliden nur schwierig; sie waren so stark, dass jede einzelne Faser dieser Stärke im Kampf zum Einsatz kommen konnte; von Kontrolle war da selten die Rede.
Am Frühstückstisch wurde ausgelassen geplaudert, niemand wollte für diese Zeit an die vergangene Nacht denken. Gleichwohl wurde die Harmonie nach einiger Zeit unterbrochen, als Fiskus in die Küche flog. An diesem Morgen klang die Stimme des Spähers erregt und abgehetzt.
"Zwei Gestalten nähern sich in diesem Moment in kurzen Schritten der Villa. Sie scheinen vom Stabwald zu kommen!''
Der Stabwald, das war das Wäldchen, in dem die Zwillinge das nötige Holz für die Reparaturen bekommen hatten. Thewak schickte sofort Ubrum und Juliet nach draußen, um nachzusehen. Zwei Gestalten konnten nicht viel Ärger machen, und bei einem drohenden Hinterhalt hätten die anderen Späher vom Dach längst etwas gemeldet.
Ubrum, der die beiden Gestalten als erster genauer erkennen konnte, staunte nicht schlecht.
"Fegat, Felina, kommt raus! Das müsst ihr sehen!''
Juliet musste sich die Augen reiben und meinte nur fassungslos: "Und wer von denen ist jetzt euer vermisster Freund?''
Fegat konnte es kaum glauben, als er mit Felina, Thewak und einigen anderen aus der Villa kam, und zuerst wusste er nicht, wie er reagieren sollte. Denn wem sollte er um den Hals fallen? Da liefen zwei genau identische Werwölfe auf sie zu und waren am Ende ihrer Kräfte. Ihre Körper sahen aus, als hätten sie herausfinden wollen, wer mehr Wunden aushalten konnte, ohne schlapp zu machen. Der Umstand, dass die beiden zur gleichen Zeit am gleichen Ort waren und auch noch beide derart hart mitgenommen aussahen, grenzte schon fast an ein Wunder. Als sie nur noch einige Meter entfernt waren, hob einer der beiden Werwölfe den Kopf. Mit heiserer Stimme keuchte er:
"Ah, Fegat. Felina. Wie schön, dass ihr auch noch da seid, meine Freun- ...''
In diesem Moment brachen beide gleichzeitig erschöpft zusammen. Schlagartig hatte sich das allgemeine Staunen in Hilfsbereitschaft verwandelt und die Ankömmlinge wurden rasch in die Villa getragen, wo sie viele Tage lang gepflegt wurden. In dieser Zeit verfiel die gesamte Villa wieder in Verteidigungsposition. Fegat, der überglücklich war, seinen Freund wiederzusehen, saß Tag und Nacht bei ihm. Er hatte sich bei den Worten des Werwolfs genau eingeprägt, wer von beiden Narbenkralle war, und man band den Patienten verschiedenfarbige Bänder an die Fußgelenke, um sie unterscheiden zu können. In den ersten Stunden nach seiner Ankunft war Narbenkralle immer wieder aufgewacht und hatte irgendwelche Worte gesagt, die aber keinen Sinn machten. Der Himmelskobold, ein kleiner Gnom mit weißem Rauschebart und kräftigen Armen, hatte diagnostiziert, dass Fegats Freund sich womöglich eine derbe Gehirnerschütterung zugezogen haben könnte. Am zweiten Tag waren dann beide Patienten ins Koma gefallen. Thewak, der ihre Genesung mit Sorge verfolgte, beschloss nach einer Woche wieder den offensiven Kampf aufzunehmen. Während am Nachmittag des achten Tages in der Küche eine Plansitzung stattfand, saß der nachdenkliche Harpan immer noch an Narbenkralles Bett. Er hatte kaum ein Auge zugetan, wieder und wieder meinte er, seinen Freund schreien zu hören. Doch wenn er dann in die kantigen Gesichtszüge des Uredan blickte, schlief dieser friedlich. Als Fegat gerade dabei war, wieder halb einzunicken, legte sich eine kräftige Hand auf seine schuppige Schulter. Er schreckte hoch, aber hinter sich fand er nur Fenrir, weshalb er sich wieder setzte.
"Leg dich doch ein wenig schlafen. Die Heiler meinen, dass sich das Koma noch einige Tage fortsetzen wird, also ist momentan kein Grund zur Unruhe.''
Fegat wandte seinen Blick nicht von dem Werwolf ab. "Darum geht es mir nicht. Narbenkralle und ich, wir sind schon ewig befreundet. Wir haben zusammen so viele Abenteuer bestanden. Ich möchte für ihn da sein, wenn er wach wird. Aber was erzähle ich das dir. Ein Solider wird sicher nicht wissen, was Freundschaft ist.''
Fenrir, der solche Bemerkungen in seinem Leben schon unzählige Male gehört hatte, ließ sich nicht provozieren, hockte sich stattdessen neben das Bett und sah dem Harpan in die Augen.
"Scheinbar warst du nicht anwesend, als ich deiner jungen Freundin und dem Panther von meinem Leben erzählte. Tatsächlich habe ich eine ähnlich feste Freundschaft wie du. Wir bewachten gemeinsam ein Dimensionstor, bis der Edeltroll auftauchte und mir die Möglichkeit bot, wieder aktiv zu werden. Gleipnir, so heißt mein Freund nämlich, ließ mich ziehen, weil er wusste, wie sehr es mich in die Welt hinaus zieht. Uns verbindet eine tiefe Freundschaft, denn wir kennen uns seit vielen Jahren und haben schwere Zeiten gemeinsam verbracht. Ich weiß, wie dir zumute ist. Aber willst du deinem Freund mit müden Augen entgegenblicken? Ich denke nicht. Darum bitte ich dich, gönne dir etwas Schlaf. Ich setze mich zu ihm und sage dir sofort, wenn er aufwachen sollte.''
Fegat lächelte dankend, stand auf und legte seine Flossenhand auf die Klaue des Werwolfs. Dann gab er Fenrir die Hand und ging auf sein Zimmer. In der folgenden Nacht erlitt die Gemeinschaft einen grausamen Verlust. Während eines weiteren Angriffs auf das Lager der Respen gelang es Moonwolf, mit den Waldzwillingen in das Zelt des Generals einzudringen. Nach reichlicher Überlegung war klar geworden, dass für die Reise nach Angelswin ordentlich Targen zur Verfügung stehen mussten, da anderenfalls die Versorgung sehr knapp werden würde. Das kleine Vermögen, welches Eldrit und seiner Gruppe abgenommen wurde, sollte jetzt wieder in ihren Besitz gelangen. Tekpan hielt die schwere Schatulle, die er unter Srels Nachtlager gefunden hatte, fest in seinen Händen, als Moonwolf, die mit Tipkin am Eingang Wache stand, ins Zelt gedrängt wurde. Der General, den aufzuhalten Ubrums Aufgabe gewesen war, stand vor ihnen.
"Sieh einer an. Mich berauben wollt ihr also, wie?'' Sein hämisches Grinsen wurde breiter. "Gut, dann passt mal auf, was ich mit Dieben mache.''
Srel hatte schnell festgestellt, dass keiner der drei besondere magische Kräfte besaß, welche ihm hätten gefährlich werden können, sondern alle im Nahkampf ausgebildet waren. Tekpan, der immer noch verzweifelt die Schatulle festhielt, wurde mit einem spitzen Stab an den Stützpfosten gehängt und Moonwolf spürte den harten Griff des Nircers, bevor sie ohnmächtig wurde. Dann schnappte Srel sich die hilflose Tipkin und sah sie sich genauer an.
"Wie mir scheint, seid ihr beiden Geschwister, hab ich Recht? Das ist fein.'' Er sah Tekpan böse an. "Ich lasse dich und das Drecksvieh laufen, aber nur aus einem Grund.'' Dann nahm er aus einer kleinen Holzkiste ein Messer; es war eindeutig stumpf. "Du sollst deinen sturen Freunden da oben berichten, was mit Dieben und solchen Leuten passiert, die mich nerven.''
Tipkin hatte keine Chance, und Tekpan musste das blutige Massaker mit ansehen. Immer, wenn er schrie oder sich abwendete, ritzte Srel besonders unvorsichtig, womit Tipkin kläglich zu wimmern begann. Der General wollte sie beide leiden sehen. Tipkin war längst tot, als Moonwolf ein paar Minuten später aufwachte und den weinenden Waldjungen immer noch am Stützbalken hängen sah. Srel war fort, doch das Messer stak wie zur Warnung im Deckel der Schatulle; das Blut troff unbarmherzig herab. Ihr wurde leicht übel, als sie das Mädchen erblickte. Dann nahm sie Tekpan herunter, schaute schweren Herzens auf die Schatulle, und die beiden verließen ohne Beute das Zelt. Die Füchsin befahl den sofortigen Rückzug für alle. In der Villa klärte sich erst, was vorgefallen war.
"Das können wir nicht durchgehen lassen!'' rief Felina unter Tränen.
"Es bringt aber auch nichts, wenn wir jetzt Racheengel spielen. Wir müssen planmäßig an die Sachlage herangehen'', warf der stark verwundete Panther ein, während er von der Elfe verarztet wurde. Bei dem Versuch, Srel aufzuhalten, war er böse erwischt worden.
"Ich finde, es wird Zeit, harte Maßnahmen einzusetzen.'' Thewak sah sich in der Runde um. "Solange der Werwolf im Koma liegt, nützt er uns nichts. Deswegen ...'', alle ahnten bereits, was er sagen würde, und es gefiel ihnen nicht. "Deswegen schlage ich hiermit vor, dass wir den Soliden die Sache erledigen lassen, damit wir hier weg kommen.''
Sofort redeten alle wild durcheinander.
"Ruhe bitte! Ich möchte etwas sagen.''
Alle sahen Vez an, der sich diesmal nicht sehr verausgabt hatte und noch bei Kräften war.
"Was Thewak sagt, klingt einleuchtend. Allerdings sollten wir die Risiken bedenken. Ein Solider achtet im Kampf nicht immer auf seine Umgebung; er zerstört einfach. Wenn wir Pech haben, zerstört Fenrir die Villa im selben Atemzug wie diesen tyrannischen General.''
"Wenn das passieren sollte, haben wir dennoch unseren Auftrag erfüllt.'' Caspar, dem in den letzten Tagen die Gefahr eines Soliden erklärt wurde, stand in der Tür. "Ich meine, schließlich geht es doch darum, auf jeden Fall zu verhindern, dass die Solid Yol in falsche Hände gerät. Und soweit wir wissen, sind Yalia und ich die beiden Kontaktpersonen für das Schiff. Sollten wir bei dem Unterfangen ums Leben kommen, haben die Feinde absolut nichts in Händen; sie wissen nicht einmal, wo das Schiff und der Schalter sind!''
"Ich sage, lasst es uns versuchen!'' Eldrit sah sich um. "Caspar hat Recht. Vertrauen wir einfach auf das Glück.''
Vez schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht glauben, wie leichtsinnig ihr denkt. Das hier ist kein Spiel, bei dem man entweder gewinnt oder verliert. Wir könnten draufgehen. Um welchen Preis? Dass unter Umständen keiner das Schiff findet? Seid doch bitte nicht so naiv!''
Und wieder redeten alle durcheinander. Man konnte sich nicht einig werden, sowohl die einen als auch die anderen Argumente waren logisch und doch nicht akzeptabel.
"He, Freunde!''
Fenrir stand unvermittelt in der Vorhalle, wo die Diskussion stattfand. Alle sahen sich nach ihm um, keiner wagte etwas zu sagen.
"Ich passe schon auf, dass ich euch nicht treffe. In Ordnung? Ihr könntet ja auch zum Stabwald gehen, dann seid ihr zumindest geschützt. Was mit der Villa passiert, ist dann egal.''
Thewak ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand. "Mein lieber Freund, das ist eine gute Idee. Wenn du dich auf dein Ziel konzentrierst, sollte der Gipfel genug Schutz für uns alle bieten. Los, sammelt rasch euren Proviant zusammen und dann weg hier! Sagt den Heilern, sie sollen die Patienten reisefertig machen. Morgen früh will ich alle Mann im Stabwald wissen!''
Zum Glück war nicht viel zu packen, und die beiden Werwölfe wurden leichten Schrittes von den Räubern transportiert. Mit wem es Probleme gab, den flog Juliet einfach am Pfad vorbei zum Wald.
In den frühen Morgenstunden waren dann fast alle auf der anderen Seite des Berges. Nur Thewak, Ubrum, Fegat und Caspar standen noch bei Fenrir am Eingang der Villa. Der Harpan sah betreten zu Boden.
"Entschuldige bitte, dass du jetzt das alles auf dich nehmen musst. Wenn mein Freund gesund wäre ...'', weiter kam er nicht, weil Fenrir ihn stumm anlächelte und nickte.
Ubrum sah in den Nebel hinein. "Eine gute Luft für einen Angriff. Sie werden dich nicht erwarten, also heize ihnen kräftig ein.''
Caspar zwinkerte dem Soliden zu. "Ich hoffe, wir können bei unserer Reise auf dich zählen.''
Fenrir nickte. Schließlich sah Thewak zu ihm hoch.
"Verscheuche sie vom Berg, und halte dich nicht zurück.''
Anschließend gingen die vier den Pfad zum Wald entlang und Fenrir stand allein vor der Villa.
"Dann lasst uns mal loslegen!'' sagte er leise zu sich selbst.