Читать книгу Vergiss nicht, mich zu lieben - Nicole Beisel - Страница 11
Mit dem Ende kommt ein Anfang
ОглавлениеDas gemeinsame Essen mit Elizabeth hat mich nur noch mehr aufgewühlt. Es ist, als wäre die Nähe zwischen uns nie ganz weg gewesen, als hätte sie nur geruht in einer stillen, dunklen Kammer, deren Tür lange verschlossen blieb. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch sie noch verborgene Gefühle für mich hegt, auch wenn sie sie vielleicht nicht auszusprechen vermag. Ich kann sie verstehen, mir geht es ähnlich, schließlich haben wir beide neue Partner und dass wir uns wiedergesehen haben, verdanken wir nur einem Zufall – oder, wie Liz es nennen würde, dem Schicksal. Wie gerne würde ich uns beiden noch mal eine Chance geben, aber erstens liegt es in Elizabeth‘ Hand, was nun geschieht, und außerdem will ich weder ihre noch meine Beziehung zerstören. Aber um letztere brauche ich mir wohl keine Gedanken mehr zu machen, wie es scheint.
„Tim, kann ich nachher kurz vorbeikommen?“ Jane klingt angespannt.
„Klar, gerne. Ich denke, ich bin gegen sieben zuhause. Ist was passiert?“ Wie ich es hasse, auf die Folter gespannt zu werden,
„Nicht direkt. Ich möchte nur gerne mal mit dir reden. Mach dir nicht allzu viele Gedanken, okay? Ich werde pünktlich da sein. Bis dann.“ Kaum, dass ich etwas erwidern kann, legt sie auf.
Sie will mit mir reden, worüber denn? Vielleicht doch über Elizabeth? Sie weiß nichts von unserem Treffen oder den Nachrichten, die wir uns seitdem hin und wieder schicken. Ein weiteres Treffen war uns bislang nicht möglich, da dieses nur am Wochenende stattfinden könnte, was ziemlich auffällig wäre. Außerdem fühle ich mich nicht wohl dabei, sie hinter dem Rücken unserer Partner zu treffen, auch wenn ich mir ein Wiedersehen sehr wünschen würde.
Kurz nachdem ich zuhause ankomme, klingelt es an der Tür. Jane ist da.
„Hallo. Komm rein.“ Die Begrüßung ist eher kühl, wir umarmen uns nicht und küssen uns auch nicht. Sie folgt mir ins Wohnzimmer und nimmt neben mir auf dem Sofa Platz. „Was liegt dir auf dem Herzen?“ Jane räuspert sich und wirkt verlegen. Ich bin gespannt, was mich nun erwartet.
„Hör zu. Ich bin nicht blind, und ich merke doch, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt, seit wir bei der Feier waren.“ Oh oh, sie ahnt etwas. „Du warst nie wirklich frei für mich und wirst es auch niemals sein. Elizabeth scheint dir noch immer sehr viel zu bedeuten, sicher denkst du seit dem Wiedersehen oft an sie.“ Ich schlucke schwer. Ist das so offensichtlich?
„Jane, nicht. Ich bin wirklich gerne mit dir zusammen.“ Jane lächelt. Sie wirkt nicht böse, eher ein wenig traurig.
„Keine Sorge, es ist okay. Wirklich. Ich mag dich sehr gerne, aber ich kann dich nicht glücklich machen, wenn dein Herz ständig nach einer anderen verlangt. Ich kann dir diese Liebe nicht geben. Es macht keinen Sinn, wenn wir länger zusammen bleiben. Wir sollten getrennte Wege gehen.“ Ich kann kaum glauben, was sie da sagt, aber ich fürchte, sie hat Recht. Ich werde immer an Elizabeth hängen, ganz gleich, wie sehr eine andere Frau mich auch lieben mag.
„Versehe. Gut, wenn das dein Wunsch ist …“ Sie schüttelt den Kopf.
„Natürlich würde ich mir wünschen, es wäre anders. Aber tief in deinem Inneren ist es auch dein Wunsch, das musst du dir doch eingestehen. Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber Fakt ist, dass du noch an ihr hängst und dich nicht voll und ganz auf eine Beziehung zu mir einlassen kannst.“ Behutsam legt sie ihre Hand auf meine. „Es ist in Ordnung, ich komme zurecht. Ich habe lange darüber nachgedacht und denke, das ist das Beste für uns beide.“ Ich seufze tief und nicke zustimmend.
„Okay. Dann war’s das wohl, hm?“
Der Abschied fällt kurz aus. Eine Umarmung, einige gute Wünsche und ein letzter Blick. Ich gebe zu, dass das Aus trotz allem überraschend für mich kam und dass es mich ein wenig traurig macht. Wir hatten eine schöne Zeit, ich habe ihre Nähe sehr genossen. Aber vielleicht ist es wirklich besser so. Keine Lügen und Geheimnisse mehr, kein schlechtes Gewissen.
Erst spät am Abend wird mir das ganze Ausmaß der Sache bewusst. Ich bin ein freier Mann, ungebunden und verliebt. Verliebt in die Vergangenheit. Ob das gutgehen kann? Habe ich überhaupt noch eine Chance? Nun, ich schätze, das liegt nun nicht mehr in meiner Hand. Ich weiß, was ich will, aber ich werde ganz sicher nicht noch eine Beziehung zerstören. Wenn Elizabeth mit diesem seltsamen Typen glücklich ist, gönne ich es ihr, auch wenn sie auf mich einen ganz anderen Eindruck macht. Warum sonst sollte sie mir ständig schreiben und sich mit mir treffen wollen? Ich beschließe, sie über meine neue Situation zu informieren. Vielleicht einfach so, vielleicht auch, weil ich mir dadurch etwas erhoffe.
Jane hat mich verlassen. Tim.
Ihre Antwort hierauf verrät nicht viel.
Das tut mir sehr leid.
Ich hoffe, ich bin nicht schuld. Liz.
Mit einem kurzen letzten Satz versuche ich sie zu beruhigen.
Mach dir keine Sorgen. Es ist okay so. Tim.
Ich liege an diesem Abend noch lange wach und denke nach. Über Jane und unser Ende, das ich zwar bedaure, aber über das ich zugegebenermaßen nicht sehr traurig bin. Und über Elizabeth und ihren Freund Sam. Samuel Dalton. Irgendwie lassen mich dieser Name und dieses Gesicht nicht los. Wo habe ich ihn nur schon mal gesehen? Vielleicht bei einer Gerichtsverhandlung? Oder kennen wir uns aus der Schulzeit? Ich überlege und überlege, aber es will mir einfach nicht einfallen. Aber eine Sache kann ich trotzdem versuchen herauszufinden. Gleich morgen früh im Büro.
Elizabeth