Читать книгу Teacher Leadership - Schule gemeinschaftlich führen (E-Book) - Nina-Cathrin Strauss - Страница 15
Der HertsCam-Ansatz zur Unterstützung von Teacher Leadership
ОглавлениеDas HertsCam-Netzwerk ist heute eine unabhängige, von Lehrkräften geführte, gemeinnützige Organisation, die sich für eine Umgestaltung des Bildungswesens durch Teacher Leadership einsetzt. Das Netzwerk entstand aus einer Partnerschaft, die in den 1990er-Jahren zwischen der Universität Cambridge und der lokalen Bildungsbehörde von Hertfordshire gegründet wurde. Im Laufe der Zeit wurde es immer unabhängiger, und seit 2013 liegen Betrieb und Leitung von HertsCam vollständig in den Händen von Schulen und Lehrkräften. Die Kernprogramme sind das «Teacher Led Development Work»-Programm (TLDW) und das «MEd in Leading Teaching and Learning»-Programm. Beide Programme sind durch das Networking-Programm miteinander verbunden. Die internationale Initiative für Teacher Leadership hat es HertsCam ermöglicht, mit Partnerinnen und Partnern in mehr als 17 Ländern auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Ziel der Zusammenarbeit ist die gegenseitige Unterstützung beim Aufbau von Programmen zu Teacher Leadership (Frost 2011). Darüber hinaus verfügt HertsCam über einen erfolgreichen Publikationszweig. Ich stelle nun jedes dieser Elemente von HertsCam kurz vor.
Das «Teacher Led Development Work»-Programm (TLDW) ermöglicht es Lehrkräften und anderen Fachleuten, Projekte zu initiieren und zu leiten, um die Effektivität des Lehrens und Lernens an ihren Schulen zu verbessern (Hill 2014). Das Programm nutzt die Methodik der von Lehrkräften geleiteten Entwicklungsarbeit (Frost u. Durrant 2003), die es ihnen ermöglicht, durch die Initiierung, Gestaltung und Leitung von Entwicklungsprojekten Veränderungen zu bewirken. Die Entwicklungsarbeit wird definiert als strategisches, zielgerichtetes und überlegtes Handeln mit dem Ziel, Verbesserungen in der beruflichen Praxis zu erreichen. Sie erfolgt in Form von kooperativen Prozessen mit Aktivitäten wie Beratung, Verhandlung, Reflexion, Selbstevaluation und Deliberation. TLDW arbeitet mit Workshops, die Reflexion, Planung und Critical Friendship anregen. Ein Team von Tutorinnen, Tutoren und erfahrenen Lehrkräften moderiert jeweils in den Workshops und stellt eine Sammlung von Instrumenten zur Verfügung.
Das «MEd in Leading Teaching and Learning» ist ein zweijähriger, berufsbegleitender Masterstudiengang, der sowohl praxisnah ist als auch immer wieder kritisch auf die Praxis blickt. Der Studiengang führt zu spürbaren Verbesserungen der Unterrichtspraxis und zu Fortschritten im beruflichen Wissen (Frost et al. 2018). Dieser Studiengang wird ausschließlich von erfahrenen Lehrpersonen unterrichtet, die sich als wissenschaftliche Fachkräfte verstehen. Sie sind mit der akademischen Literatur vertraut und nutzen sie in ihrer Lehrtätigkeit zur Beleuchtung alltäglicher Berufsprobleme. Die Wissensbasis für den Kurs ist ein übergreifendes Konzept, «Leadership for Learning», das Themen wie pädagogische Führung, Professionalität, Organisationswissenschaft, Pädagogik sowie Projektdesign und -management umfasst. Das MEd-Programm wird von HertsCam durchgeführt und von der Universität Hertfordshire begleitet und fortlaufend evaluiert. Die Zertifizierung erfolgt über die Universität.
Das Networking-Programm umfasst eine Reihe von sechs Netzwerkveranstaltungen, die an Schulen nach dem Unterricht, normalerweise zwischen 16.30 und 18.30 Uhr, durchgeführt werden. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, durch Dialog und «kritische Freundschaft» das eigene Wissen zu erweitern (Anderson et al. 2014). Die Lehrkräfte leiten Workshops und beteiligen sich mit Postern. Diese werden auf einem Rundgang als Grundlage für Diskussionen mit anderen Netzwerkmitgliedern verwendet. Ergänzend zu den sechs Netzwerkveranstaltungen, findet jährlich an einem Samstag eine internationale Konferenz statt.
Die Internationale Initiative (ITL) begann 2008, als sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kroatien, Griechenland, Portugal, Spanien und der Türkei für HertsCam interessierten (Frost 2011). Erweitert wurde ITL, als die Open Society Foundations (OSF) ihr Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) auf dem Balkan in das Projekt einbrachten. Die OSF finanzierte eine Reihe internationaler Workshops, welche die Gründung von Teacher-Leadership-Gruppen in 15 Ländern unterstützten.
Eine weitere Tätigkeit von HertsCam sind Veröffentlichungen, die es ermöglichen, dass Lehrkräfte sich für Teacher Leadership einsetzen. Material, das in der Zeitschrift «Teacher Leadership» veröffentlicht wurde, ist frei verfügbar (www.teacherleadership.org.uk).
Die hier skizzierten HertsCam-Programme sind nur einige von vielen, die Teacher Leadership unterstützen. So gibt es zum Beispiel ein erfolgreiches Programm in Ontario, das Lehrkräfte befähigt, ihr eigenes Lernen zu gestalten (Lieberman, Campbell u. Yashkina 2016). Das Programm wird durch eine Zusammenarbeit zwischen dem Bildungsministerium von Ontario und der Ontario Teachers’ Federation großzügig finanziert. Die Teilnehmenden sind allesamt erfahrene Lehrkräfte, die sehr positive Rückmeldungen zu ihren Erfahrungen gegeben haben. Auch in den USA gibt es verschiedene Programme für Teacher Leadership, wie sie im Artikel von Berg, Carver und Mangin (2014) teilweise skizziert wurden. Eine weitere Quelle für Informationen über Programme in den Vereinigten Staaten ist das «International Journal of Teacher Leadership».