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Überblick über die Beiträge

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Der Beitrag von David Frost beschäftigt sich mit dem Verständnis von Teacher Leadership und der Realisierung an Schulen. Frost plädiert dafür, Teacher Leadership unabhängig von Funktionen und Positionen zu sehen, vielmehr als Teil der Professionalisierung von Lehrpersonen. Er stellt Teacher Leadership durch Ermächtigung – Einsetzen von Lehrpersonen in eine formale Position zum Beispiel – der Ermöglichung gegenüber: dass Lehrkräfte also die Möglichkeit haben, ihr spezifisches, berufsbezogenes Wissen einzubringen und damit Verantwortung zu übernehmen. Wie diese Vorstellung von Teacher Leadership umgesetzt werden kann, zeigt Frost am Ende seines Beitrages am Beispiel des HertsCam-Netzwerkes, das Teacher Leadership seit vielen Jahren weltweit durch praxisorientierte Programme und Weiterbildungen fördert.

James P. Spillane argumentiert in seinem Beitrag dafür, Schulführung aus einer «Distributed Multilevel Perspective» zu betrachten. Dahinter steckt die Idee, dass Führungspraxis durch einen Rahmen betrachtet werden muss, in dem sich Führung auf mehrere Personen verteilt (Leader-Plus-Komponente), und dass sie aus den wechselseitigen Interaktionen und Beeinflussungen zwischen den Führenden, den Geführten sowie der Situation entsteht (Komponente der Führungspraxis). Spillane erläutert außerdem, wie Führung sich über alle Ebenen des Bildungssystems erstrecken kann und dass daher nicht nur die Schule als Organisation in den Blick zu nehmen ist, um Führungspraxis zu untersuchen.

Der dritte aus dem Englischen übersetzte Beitrag von Jacky Lumby setzt sich kritisch mit der Popularität und der erwähnten Programmatik von Distributed Leadership auseinander. Lumby wirft die Frage auf, inwiefern Distributed Leadership tatsächlich neue Möglichkeiten für Lehrpersonen eröffnet, sich an Schulführung zu beteiligen, oder doch nur dazu dient, sie mit zusätzlichen Aufgaben und Belastungen zu versöhnen. Zugleich zieht sie die Frage der Macht als Hintergrundfolie heran und zeigt, wie Distributed Leadership Ungleichheit fördern und eben nur bestimmten und nicht allen Personen Führung ermöglichen kann.

Sigrid Endres und Jürgen Weibler übertragen in ihrem Beitrag ihre Erkenntnisse zu pluralen Führungsformen aus schulfremder Forschung auf die Organisation Schule. Ihr Führungsverständnis rückt dabei die Wechselseitigkeit (relationale Führung) in den Fokus und geht davon aus, dass Führung nicht nur durch Einfluss, sondern auch durch Akzeptanz seitens der Geführten definiert ist. Anhand des «Plural Leadership Framework» skizzieren die beiden, wie plurale Führungsformen im Schulfeld realisiert werden (können), und gehen hier insbesondere auf die anspruchsvolle Umsetzung von Shared Teacher Leadership in der Praxis ein.

Niels Andereggs Beitrag setzt sich forschungsbasiert mit der Frage auseinander, was es genau bedeutet, wenn Führung verteilt ist. Anhand verschiedener theoretischer Zugänge erläutert er, warum Führung nicht als Verfügen einer Person über eine andere, sondern als gemeinschaftlicher sozialer Prozess verstanden werden muss. Aus phänomenologischer Sicht analysiert Anderegg eine Situation aus dem schulischen Alltag, in der sich praxisrelevant zeigt, worin die kleinen, feinen Unterschiede liegen, wenn Führung gemeinschaftlich verstanden und gestaltet wird: Die Lehrperson Käthe lässt sich «anstecken» von einer Kollegin, auch wenn nicht ganz im Sinne der Schulleitung.

Nina-Cathrin Strauss beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Perspektive der Teacher Leaders. Sie gibt einen Einblick in den internationalen und deutschsprachigen Stand der Diskussion zur Frage, wie Teacher Leadership in Schulen realisiert wird. Mit dem Blick auf die Schulpraxis unterscheidet sie die Formen funktions-, themen- und professionsbezogene Teacher Leadership. Anhand von Erkenntnissen aus einem Forschungsprojekt beleuchtet sie, wie Lehrpersonen zu Teacher Leaders werden.

Markus Ammann blickt auf Facetten von verteilter Führung in Schulen, die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurden. Er begibt sich phänomenologisch auf die Spurensuche nach Hinweisen, wie sich Schulleitungshandeln in lernwirksamen Schulen zeigt. Anhand der Facetten des Schulleitungshandelns zeigt sich die Bedeutung von Einbindung und Mitwirkung der Lehrkräfte an der Führungsverantwortung in lernwirksamen Schulen.

Der Beitrag von Andreas Schubert und Christoph Hofbauer widmet sich einer größeren Reform, der Implementation von Teacher Leadership durch die Funktion Lerndesignerin bzw. Lerndesigner in Österreich. Die beiden Autoren analysieren die Bedeutung dieser Funktion für die Neuen Mittelschulen als Prozess hin zu gemeinschaftlicher Einflussnahme auf das Lernen und Lehren in den Schulen durch Lehrpersonen mit hoher Expertise – in einer Schulkultur, die von gemeinschaftlicher Verantwortung geprägt ist. Teacher Leadership wird so zur systematischen Professionalisierungsmaßnahme.

Als Überleitung zu den praxisorientierten Beiträgen erläutert Christian Aeberli aus der Sicht einer kantonalen Bildungsverwaltung, wie sich traditionelle Führungsvorstellungen zur Volksschule in der Schweiz – hier spezifisch im Kanton Aargau – in den letzten Jahren gewandelt haben und sich weiter wandeln werden. Ähnlich wie James P. Spillane in seinem Beitrag zeigt Aeberli, wie sich Führung über verschiedene Systemebenen hinweg verteilt. Er demonstriert dies unter anderem am Beispiel der Ressourcensteuerung.

Anschließend widmen sich drei Beiträge der Frage, wie gemeinschaftliche Führung und Teacher Leadership im Schulfeld gelebt werden. Im Rahmen von Interviews erzählen Schulleiterinnen und Lerndesignerinnen von ihren Erfahrungen – wobei es reiner Zufall ist, dass für einmal ausschließlich Frauen zu Wort kommen (zum Teil ist es aber auch der virusbedingten Situation in den Schulen geschuldet, die dazu geführt hat, dass einige angefragte Personen nicht verfügbar waren).

Im «Praxisfenster Schweiz» berichtet Rita Sauter, Schulleiterin an der Schule Hedingen, wie an ihrer Schule Lehrkräfte auf unterschiedliche Art und Weise in die Führung eingebunden werden und warum Teacher Leaders grade nicht «Mini-Schulleitungen» sein sollen.

Carmen Bietz, Schulleiterin der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, erzählt im «Praxisfenster Deutschland» von der Form der gemeinschaftlichen Führung an ihrer Schule und wie sie gelebt wird. Vieles wird an der Helene-Lange-Schule gemeinsam durch alle Lehrkräfte entschieden, und alles, was an der Schule gemacht wird, ist Teamarbeit.

Drei Teacher Leaders berichten im «Praxisfenster Österreich» schließlich von ihrer Arbeit als Lerndesignerinnen an drei unterschiedlichen Neuen Mittelschulen in Österreich. In ihren Erzählungen konkretisiert sich die Führungsarbeit von Teacher Leaders, und es zeigt sich, in welchen Herausforderungen und Spannungsfeldern sie sich bewegen, aber auch welche Chancen und Möglichkeiten sich durch Teacher Leadership für Schule ergeben.

Abschließend versuchen sich Niels Anderegg, Nina-Cathrin Strauss und Reto Kuster an der Aufgabe, die Vielfalt an Erkenntnissen zu Teacher Leadership als Teil gemeinschaftlicher Führung entlang der verschiedenen Beiträge im Buch zu bündeln und ihr Verständnis von Teacher Leadership und gemeinschaftlicher Schulführung darzustellen.

Teacher Leadership - Schule gemeinschaftlich führen (E-Book)

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