Читать книгу Talking to Heaven - Nina Herzberg - Страница 16
Sterbeprozess
ОглавлениеIch: Erzähl mir bitte von deinem Tod. Wie war das Sterben für dich?
Papa: Ich habe das Sterben nicht als Sterben realisiert. In meiner Krankheit gab es ein paar wenige Momente, in denen ich Angst hatte zu sterben, und zwar meistens, wenn ich alleine war, früh morgens. Dann habe ich darüber nachgedacht, wie es wohl sein wird, gehen zu müssen. Ich habe mein Leben immer selbst bestimmt, war nie von jemandem abhängig und habe immer alles kontrollieren können. Der Tod war das Einzige, das mir Angst machte, da ich ihn nicht kontrollieren konnte. Und ich war lange Zeit nicht bereit zu gehen.
Ich: Hast du deshalb mit uns kaum übers Sterben reden können?
Papa: Ja genau. Wenn ich hätte zugeben müssen, dass ich sterbe, hätte ich zugeben müssen, schwach zu sein. Das konnte ich nicht. Ich war immer der, auf den man sich verlassen konnte, der alles hinkriegt, der für alles zuständig ist. Ich konnte doch nicht einfach gehen.
Ich: Ja, das verstehe ich. Wie war es in den letzten Tagen?
Papa: Ich spürte, dass mein Körper keine Kraft mehr hat. Ich erkannte mich selbst im Spiegel kaum noch wieder. Es war ein ständiger Wechsel von »Ich kann eigentlich nicht mehr und der Kampf ist mir zu anstrengend« und »Nein, ich gebe nicht auf, ich will mich nicht damit abfinden«. Das hat mich sehr zerrissen und unglücklich gemacht. Mein Körper musste erst völlig kollabieren, bis ich loslassen konnte. Die letzten Stunden war ich durch die Medikamente ruhiggestellt und war mit einem Bein schon auf der anderen Seite. Da erst wurde es leichter für mich. Ich spürte, dass ich nicht allein war, die Schmerzen ließen nach und ich merkte, dass ich so viel mehr bin als dieser Körper, der nicht mehr so wollte wie ich.
Ich: Hattest du da noch Angst?
Papa: Nein, ich habe mich beschützt und geliebt gefühlt. Auch wenn ich noch nicht völlig verstand, was los war, konnte ich loslassen, mich hilflos fühlen, und wurde aufgefangen.
Ich: Von wem?
Papa: Von beiden Seiten: Ich spürte euch alle, das erste Mal seit Langem pur, also nur eure reine Liebe und Unterstützung, ohne den Streit und die Anstrengungen, die vorher zwischen uns gestanden hatten. Ihr konntet selbst auch die Ruhe spüren. Und ich bekam da schon ›Heilung‹ von der anderen Seite. Die Omas (meine Mutter und Schwiegermutter) waren da, lachten mit mir und ließen alte, schöne Erinnerungen in mir wach werden. Gegenwart und Vergangenheit verschwammen. Und der letzte Schritt, das weißt du ja, war nur noch ein Schritt zur Seite.
Ich: Wie hast du dich nach dem Sterben in der geistigen Welt zurechtgefunden?
Papa: Es war alles klar. Ich brauchte mich nicht zurechtfinden. Es war ein Erinnern kein Entdecken. Ich war schon einmal hier. Außerdem gibt es viele Seelen, die mich unterstützten. Ich war nicht allein.
Ich: Wen hast du in der geistigen Welt getroffen?
Papa: Ich traf als Erstes auf meine Eltern und deine andere Oma, die ich sehr mochte, wie du weißt. Es war toll, sie wiederzusehen, und wir haben viel Spaß hier. Ich konnte alte Verletzungen mit meinen Eltern heilen und habe endlich meinen vermissten Bruder getroffen, den ich nie kennenlernen konnte. Ich traf viele Freunde von früher, die vor mir gestorben waren. Ich traf auch Freunde von dir und verstehe nun viel besser, warum du sie mochtest und was sie für dich bedeutet haben.
Aber ich weiß, worauf du hinauswillst. Ja, ich kann hier jeden treffen, den ich möchte. Und ja, es ist eine große Party hier. Wie du selbst geschrieben hast, gibt es in der Energiewelt keine Ebenen und keine Grenzen. Also sind alle Seelen am selben Ort. Aber es gibt eben auch keine Körper mehr, kein besser oder schlechter, kein talentierter oder weniger talentiert. Somit gibt es auch keine berühmten und nicht berühmten Seelen. Diese Kategorien existieren nicht mehr. Und doch ist es faszinierend für mich, so viele unterschiedliche, bunte Seelen kennenzulernen. Ich möchte keine Namen nennen, aber du weißt, wie sehr mich manche Musiker faszinierten. Sie hier zu erleben, ist wunderbar. Das, was wir durch ihre Musik zu deren Lebzeiten spüren konnten, ist nicht verloren. Es schwingt auch hier weiter. Ihre Seelen sind auch hier noch Musik.