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Wie sieht es bei der Alterserkrankung Alzheimer aus?

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Ungünstig im Alterungsprozess scheint es zu sein, die Variante 4 eines Gens zu tragen, das im Fettstoffwechsel eine Schüsselrolle spielt. Es handelt sich um das Gen, welches das Eiweiß Apolipoprotein E codiert. Drei Varianten des Gens gibt es: ApoE2, ApoE3 und ApoE4. Die ersten beiden machen keine Probleme. ApoE2 kommt am seltensten vor (bei circa elf Prozent der europäischen Bevölkerung) und scheint sogar positiv mit Langlebigkeit korreliert zu sein. ApoE3 haben die meisten Menschen (72 Prozent). Ungünstig ist ApoE4, das bei 17 Prozent der Bevölkerung vorliegt, denn diese Menschen laufen Gefahr, einen enormen Anstieg des »schlechten Cholesterins« LDL zu erleiden. Sie sind nicht nur einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt, sondern auch für Typ-2-Diabetes und für Alzheimer.


Die ungünstige Genkombination ApoE4/3 oder noch ungünstigere ApoE4/4 tragen hierzulande immerhin 23 Prozent der Menschen in sich.

Beschränken wir uns hier auf die genetische Veranlagung für Alzheimer-Demenz: Da wir mit einer doppelten Genausstattung (von Vater und Mutter) gesegnet sind, erscheinen die Varianten entweder einmal oder zweimal in unserem Erbgut. Menschen, die die Genkombination ApoE4/3 haben, laufen ein vierfach höheres Risiko, an der Spätform der Alzheimer-Demenz zu erkranken, als die Träger der Zweier- und Dreierkombinationen. Das Risiko für ApoE4/4-Träger ist sogar leider zwölffach höher. Dazu tritt die Krankheit bei diesen Gentypen rund zehn Jahre früher auf, so Dr. CHRISTOPH MARSCHALL vom Zentrum für Humangenetik und Laboratoriumsdiagnostik (MVZ) in Martinsried.

Forscher des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin um Professor THOMAS WILLNOW haben jetzt herausgefunden, was das von der Genvariante ApoE4 produzierte Protein in den Nervenzellen anrichtet: Es soll eigentlich ungesättigte Fettsäuren, die verschiedene gehirnschützende Aufgaben haben, über Rezeptoren in die Nervenzellen transportieren. Die Variante ApoE3 tut das auch. Aber ApoE4 verklumpt mit dem Rezeptor. Die Versorgung der Nervenzelle leidet massiv.


ApoE4 (links) lässt die Rezeptoren im Inneren der Nervenzelle verklumpen. Der Rezeptor kann nicht mehr arbeiten, die Zelle wird nicht versorgt. Bei ApoE3 (rechts) arbeiten die Rezeptoren problemlos an der Zelloberfläche.

Aha. Nun weiß man, wie ApoE4 unsere Nervenzellen schwächt, wie eine genetische Vorbelastung unsere Langlebigkeit einschränken kann. Was also um Himmels willen tun? Sollten sich alle einem Gentest unterziehen? Doch wenn ich weiß, »lch bin ApoE4«, kann ich ja nichts tun. Thomas Willnow und sein Team arbeiten derzeit an einem Wirkstoff, der verhindert, dass ApoE4 mit dem Rezeptor verklumpt. »Wenn es gelingt, ein solches Medikament zu entwickeln, könnte ein Screening auf ApoE4 sinnvoll sein«, sagt der Zellbiologe. »Doch bis es so weit ist, möchte ich selbst lieber nicht wissen, welche ApoE-Variante ich habe.« Und, ganz wichtig zur Entlastung: Nicht jeder, der ApoE4-Träger ist, wird die Spätform von Alzheimer entwickeln. Nur das Risiko ist höher. Außerdem gilt: Es gibt noch viele weitere Faktoren, die Alzheimer-Demenz auslösen können. Deshalb können auch die Träger von ApoE2 und ApoE3 erkranken. Nur ist das Risiko für sie geringer.

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