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Gesund ein hohes Lebensalter erreichen

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Wenn wir uns weiter in den klassischen therapeutischen Bahnen bewegen, dann haben wir tatsächlich keine Chance, gesund älter zu werden. Die Statistik entmutigt uns hier gründlich. Könnten beispielsweise mithilfe neuer medizinischer Verfahren sämtliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermieden werden, dann würde die heutige mittlere Lebenserwartung um rund 1,5 Jahre steigen. Um nur (!) 1,5 Jahre. Wäre es dem medizinischen Fortschritt möglich, alle Krebserkrankungen zu heilen, dann würde sich unsere mittlere Lebenserwartung um weitere 2,1 Jahre verlängern. Um nur (!) 2,1 Jahre. Dem Ziel der gesunden 120 wären wir damit nur wenig näher gekommen.

Wieso? Weil wir die Symptome des Alterns kurieren, nicht aber die Krankheit Alter selbst. In dem Grundlagenbuch Altern wird heilbar haben wir die fürchterlich vielfältigen Entgleisungen unseres Zellstoffwechsels auf 352 Seiten beschrieben. Alle drei lebensnotwendigen Grundkompetenzen unserer Zellbiologie, die an Komplexität und filigraner Systemsteuerung auch von künstlicher Intelligenz kaum zu übertreffen sein dürften – nämlich Zellerneuerung, Energieversorgung und Entgiftung –, stolpern früher oder später in eine Versagenskaskade, die dem Gesamtkunstwerk Mensch die Lebenskraft entzieht. Wenn die Krankheit Alter sich erst einmal breitmachen konnte in unserem Zellgeschehen, dann hat das leider fatale Folgen. Vor allem, sobald die Selbstheilungs- und Reparatursysteme betroffen sind. Eine der vielen daraus resultierenden Krankheiten heilbar zu machen, hilft vielleicht dem einzelnen Patienten. Doch ein langes Leiden in der letzten Lebensphase wird es den meisten von uns nicht ersparen.

DAVID A. SINCLAIR, einer der international bekanntesten Alternsforscher, Co-Direktor des Paul-F.-Glenn-Zentrums für Biologie des Alterns und Professor für Genetik an der Harvard Medical School, liebt es, seine Studenten mithilfe eines »Old Age Simulation Suits« zu erschrecken. Er lässt sie in seinen Vorlesungen in diesen Anzug schlüpfen, um recht drastisch das Elend des Altseins am eigenen Körper zu erfahren.


Bleigewichte machen den Körper beim »Old Age Simulation Suits« schwer und unbeweglich, Bandagen versteifen die Gelenke, Kopfhörer mit Schallschutz erschweren das Hören, eine dunkle Brille nimmt die Sicht.

Was also bitte schön tun, um dieser furchtbaren Krankheit namens Alter zu entkommen? Immerhin zeigt die Statistik, dass über Hundertjährige, die weitgehend gesund sind, am Ende meist ohne langes Siechtum sterben. Das wäre doch ein hehres Ziel der Alternsforschung und -therapie, oder? Und so viel Trost darf sein: Wir sind bereits auf dem Weg – und oftmals weiter, als landläufig vermutet. Die Langlebigkeits- oder Longevity-Forschung hat in den letzten Jahren so faszinierende Erkenntnisse errungen und überraschende Erfolge gefeiert in Molekularbiologie, Biochemie und Genetik, dass die Entwicklung von Präparaten, Medikamenten und Therapien für eine Verbesserung der Longevity derzeit explodiert.

»Altern wird heilbar«, das ist das Credo, das Wissenschaft und Geschäftssinn zu Höchstanstrengungen treibt. In den Forschungslaboren herrscht absolute Goldgräberstimmung. Merrill Lynch, eine für Investmentbanking zuständige Tochtergesellschaft der Bank of America, zählt Firmen, die an Technologien und Medikamenten zur Lebensverlängerung arbeiten, zu den interessantesten Kapitalanlagen. Allein bis 2025 werde sich dieser Markt auf ungefähr 600 Milliarden Dollar verfünffachen. Und im Ranking der wachstumsstärksten Forschungsfelder listet die Citygroup 2018 die Longevity-Medizin auf Platz zwei – sogar noch vor dem autonomen Fahren und 5G.

Es macht also durchaus Sinn, sich dieses brandaktuelle Thema jetzt schon zu eigen zu machen. Was heute bereits verfügbar ist an Erkenntnis und Präparaten, um uns zumindest ein wenig der gesunden 120 näher zu bringen – alles Wesentliche zum aktuellen Stand erfahren Sie in diesem Buch.

Verjüngung ist möglich

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