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Tag 2 der Isolation, 17. März 2020

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Liebes Tagebuch,

alle müssen zu Hause bleiben. Unbedingt! Es gibt nur drei Gründe rauszugehen, hat der Bundeskanzler in einem Interview gesagt: erstens um arbeiten zu gehen für den Notbetrieb, also in den Gesundheitseinrichtungen, Apotheken, Supermärkten, bei der Post, Polizei und Feuerwehr, der Bahn und den anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Das gilt ferner für Beamte in den Ministerien, Lehrer und Kindergärtner, die den Notbetrieb für Kinder aufrechterhalten und deshalb nicht zu Hause bleiben können. Dann Journalisten, Politiker, Drogeriemitarbeiter und und und … Zweitens bei notwendigen Einkäufen und drittens, um anderen zu helfen, die selbst nicht rausdürfen.

Bei uns im Wohnbau fällt mir kaum jemand ein, der zu Hause bleiben muss. Ich habe mir gleich eine Liste mit Ausreden zusammengeschrieben, damit ich jederzeit raus kann. Irgendwo habe ich auch den Blutspende-Ausweis vom Roten Kreuz gefunden. Da habe ich gleich das Wort „Spender“ mit weißer Farbe übermalt und „Mitarbeiter“ hingeschrieben.

Notwendige Einkäufe: Ich mache, seit ich auf der Welt bin, nichts anderes. Ich kaufe ausschließlich Notwendiges. Ob das das Viertelkilo Butter oder das Rätselheft ist. Für alles andere habe ich gar kein Geld.

Und dann ist da noch meine Nachbarin, die Gundi. Für die muss ich sowieso alles erledigen, die ist 95 und hat Diabetes. Wenn mich also ein Polizist anhält, sage ich dem einfach, ich muss für die Gundi Schokolade einkaufen gehen. Und Nudeln. Die sind auch aus. Gibt’s nirgends mehr.

Das Bundeskanzleramt hat nun übrigens gerade verkündet, dass es auch noch einen vierten Grund gibt, das Haus zu verlassen – „um Bewegung im Freien zu machen“. Ja, eh. Was sonst? Ich will ja nirgends anwachsen. Wer jetzt noch zu Hause bleibt, dem ist nicht zu helfen.

Die letzte Rolle

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