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Tag 3 der Isolation, 18. März 2020
ОглавлениеLiebes Tagebuch,
zu Hause bleiben sollen wir. Und Hände waschen. Und auf keinen Fall anderen Menschen zu nahe kommen oder ihnen gar die Hände schütteln.
Das erinnert mich an meine Jugend: Meine Eltern haben mir verboten, vorehelichen Sex zu haben, damit ich keinen unehelichen Balg bekomme. Darüber hinaus haben sie mir verboten, mit Burschen zu schmusen oder mich unsittlich berühren zu lassen. Ich habe auch nicht mit einem von den jungen Männern ins Kino gehen dürfen, geschweige denn ihn treffen – meine Eltern haben alles mehrfach abgesichert.
Masken haben wir immerhin keine gebraucht, wenn wir rausgegangen sind.
Die Chinesen haben das Karona gehabt. Die Chinesen haben Masken gehabt. Aber wir brauchen keine Masken. Logisch: Ganz normale Masken schützen einen ja eh nicht. Sondern nur die anderen vor einem selber. Vielleicht. Wenn man die Maske ordentlich aufsetzt. Und möglichst flach atmet. Also nicht in hohem Bogen atmet, sonst fliegt das Virus rundherum um das Maulfetzerl. Das gibt’s außerdem nirgends zu kaufen.
Und was ist mit den Masken für das Gesundheitspersonal? Also, für die gibt es schon Masken, die einen auch selber schützen. Die brauchen sie ja auch. Langer Rede, kurzer Sinn: Wir brauchen keine Masken, weil wir auch gar keine haben.
In der Zwischenzeit diskutieren die Wissenschaftler, ob es der Virus oder das Virus heißt, oder die „Kwarantäne“ oder die „Karantäne“. Was täten wir ohne unsere Germanisten? Und apropos Wissenschaftler: Jetzt gibt’s im Fernsehen plötzlich Epidemiologen und Virologen in Dauerschleife, die uns die Welt erklären. Wo kommen die plötzlich alle her? Waren die vorher alle in einem Labor eingeschlossen? Oder sind das Ärzte, denen man den Stempel der Glaubwürdigkeit aufdrucken will? Wenn ja, dann wäre ich noch für Pandemiologen und Covidologen – empfiehlt die Tagebuchologin.