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Tag 7 der Isolation, 22. März 2020
ОглавлениеLiebes Tagebuch,
ich musste leider feststellen, dass das Karonavirus vor nichts Halt macht! Jetzt hat es mich erwischt! Also nicht direkt, sondern indirekt! Es hat nämlich den Spargel befallen! Also nicht direkt, sondern indirekt! So gefreut hab’ ich mich auf mein Spargelgröstl, und jetzt heißt es, dass es für meinen Spargel keine Erntehelfer gibt! Die kommen ja jedes Jahr aus Rumänien, und wegen dem Karona werden sie heuer nicht reingelassen! Die Grenzen sind dicht, nicht nur unsere, auch die von den Ungarn … Die Monarchie hat schon auch den einen oder anderen Vorteil gehabt. Da waren die Grenzen nicht so geschlossen wie jetzt in der Europäischen Union.
Ich frag’ mich, was mit all den Arbeitslosen ist? Können sich die nicht erbarmen und ein bisserl Spargel brocken gehen? Muss das Gemüse jetzt wirklich in der Erde verrotten? Und mit den Künstlern erst, die alle nicht auftreten dürfen. Die Kabarettisten zum Beispiel: Statt ihre Pointen abzustechen, könnten sie doch locker Spargel ausstechen!
Bei einem hab’ ich angerufen, einem ganz bekannten Kabarettisten, also einem mir persönlich bekannten Kabarettisten, dem Norbert Peter. Und ich hab’ ihn gefragt, ob er vielleicht helfen kann. Ich hab’ ihm gesagt, er soll etwas tun, denn: „Das Volk hat keinen Spargel mehr!“
Sagt er drauf: „Dann soll es halt Kuchen essen!“
Vielleicht ist es eh besser, wenn die Kabarettisten auf die Bretter warten, die ihre Welt bedeuten. Wenn die auf dem Feld arbeiten müssen, kannst hinter jedem einen Masseur und einen Heilpraktiker herschicken.
Da muss doch ein Krisenstab einberufen werden. Eine Pressekonferenz muss her! Die Regierung soll gefälligst Sonderzüge losschicken, die Erntehelfer in Bukarest in den Zug setzen, den Zug plombieren und erst im Marchfeld wieder aufmachen, gleich neben dem Spargelfeld. So steckt sich keiner an – und ich krieg bald mein Gröstl!