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4.

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Yu ki ko·chô, die viele Leben hat, bleibt für diesmal stehen. Für einen Blick auf drei Altersgenossinnen, Schulmädchen, sechste, höchstens siebte Klasse, drei mal eng beisammen auf den Drahtgittersitzen der Haltestelle am Hauptbahnhof, fein gezeichnete Wesen und auf New-Nippon-Art germanisch frisiert, das strohige Walkürenhaar zu dicken Zöpfen geflochten, die überproportional großen, chirurgisch geformten Mandelaugen mit Wimpern wie Schmetterlingsflügel, die künstlichen Sommersprossen, die rostrot bemalten Münder, die grellweißen Rüschenblusen, die bunten Krawatten, die kurzen, plüschigen Röcke in pink, himmel und mint und die individuell bedruckten Seidenstrümpfe, die bis über die dünnen, weißen Oberschenkel gezogen sind und in asteroidentauglichen Megaboots verschwinden - die drei Tools sind supercute! Und wie sie da für sich sind, jede ihr FRIEND vor Augen, sich nur hie und da gegenseitig die Screens zeigend, das hat nur wenig von Kindischsein oder Kleinen-Mädchen-Albernheiten. Wären es Jungs, wären das mannbare Penisvergleiche, aber Mädchen vergleichen keine Penisse, Mädchen sind schon in diesem Alter gänzlicher, zeigen sich ihre Freunde und meinen nicht mal die auf den Screens in Text, Ton, Pic oder Vid dargestellten Kontakte, sondern die Screens selbst. Die FRIENDs sind das Wesentliche.

Yukiko wird weitergezogen, als würde das jemand nicht mögen, dieses Verharren und auf fremde Touchs glotzen. »Eifersüchtig?«, fragt sie, und die Stimme in ihrem Ohr lacht.

»Gib mir einen Namen!«, sagt sie, die Stimme.

»Wird es dann was anderes?«

Sie betrachtet ihr rechtes Handgelenk, um das sie ihr eigenes, nagelneues FRIEND gelegt hat - oder um das ES sich geschmiegt hat, von selber. Kein Geschenk, das FRIEND, sondern ein Vorschuss von Papa BIG, Vorschuss und Arbeitsgerät zugleich, eine gerollte Nanofolie, dünn wie Papier, aber weicher, und zugleich fester, ein angenehmer Griff, und obwohl sie so dünn ist, spürt Yukiko einzelne Finger, die das FRIEND irgendwie elektronisch simuliert.

»Was eigenes …«, antwortet Stimme, die männlich ist, die nur im linken Ohr zu hören ist, was Yukiko immer ein wenig irritiert, aber sie mag sich trotzdem keinen zweiten Stick einsetzen lassen. Ein Ohr muss frei bleiben.

»Was eigenes …«, wiederholt sie, was spöttisch klingen soll, und wirklich scheint Stimme den Spott zu spüren.

»Du kannst mich nicht immer nur 'Ding' nennen«, sagt Stimme, »ich nenn' dich auch nicht 'Tool'!«

Yukiko überquert die Straße, so spontan, dass der heranhuschende Wagen bremsen muss, dass der sie nur in einer ausgeklügelten Kurve zwischen zwei entgegenkommenden Fahrzeugen umfahren kann, was sogar den vor sich hinkontemplierenden Insassen hinter seiner getönten Smartscheibe aufblicken lässt.

»Warum machst du das?«, fragt Stimme, »ich muss dich darauf hinweisen, dass GOD bei spontanen Richtungswechseln keine Garantie für die persönliche Sicherheit übernimmt.«

»Ding ist doch mein Lebensretter!«, sagt Yukiko und wäre beinahe gegen ein fremdes Tool gelaufen, das weltvergessen nach oben in den Himmel starrt, in den richtigen. Vielleicht lässt es bzw. lässt er (es ist ein Mann) sich gerade ablichten von der über ihnen schwebenden SOL. Sie hätte ihn angerempelt, wäre ihm dessen eigenes FRIEND nicht zu Hilfe gekommen und hätte ihn unsanft beiseite gelenkt; und das ihre, das so gerne endlich einen Namen hätte, flüstert per Stimme nochmals »Yukiko …?«

Yukiko geht weiter und sieht sich nach dem Tool um. Irgendwas ist nicht really FRIENDig an dem, und sie meint dabei nicht das Äußere, diesen ballonseidenen Rucksack, diesen old school Hut aus Goretexleder, diese funktionslose Brille, diese Survivalklamotten oder diese Reifengummisandalen, aus denen sich gelbe, verwachsene Dinosaurierzehennägel herausschieben, nein, es ist die Art gewesen, wie der ihr ausgewichen ist. Wie als hätte er das selbst getan, also ungeführt, und, na klar, der Opa hatte gar kein echtes FRIEND in der Hand, oder wenn, dann ein uraltes, so ein Brett wie früher. Mit so was muss man natürlich zusehen, wo man bleibt.

»Ist ER das etwa?«, fragt Yukiko und weiß es schon, simultan.

ich du er sie es

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