Читать книгу ich du er sie es - null DERHANK - Страница 8

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Du träumtest deine Mutter, träumtest, deine Mutter träume dich. Von roter Erde, die bis zum Himmel geht. Dessen Farbe ein so unendlich tiefes Blau ist, dass man darin die Sterne zu sehen glaubt. Das geträumte Gras ist knuspergelb, vertrocknet, und voller geflügelter Ameisen; riesengroße, sodass die Halme sich bis zum Boden neigen und von immer mehr Insekten erklommen werden. Ein Hochzeitsflug am Rande eines Wasserlochs, Hunderte, die aufsteigen, sich suchen, finden, kopulieren und auf ihre Art lieben, und Vögel, die sie jagen und fressen, und Königinnen, die sich nach dem Akt die Flügel abzwirbeln und untertauchen und neue Reiche gründen, und erschöpfte Männchen, die bei ihrer Rückkehr am Nesteingang von ihren flügellosen Schwestern verstoßen werden; eine eigene Welt mit eigenen Geschichten, und ein kleines schwarzes Mädchen, dessen Haut so vollkommen das Sonnenlicht schluckt, dass sie nicht einmal glänzt; des kleinen Mädchens Augen strahlen beim Anblick der aufsteigenden Tiere, deren Schwingen einen unheimlichen Lärm machen - Lärm, der immer schriller wird, ohrenbetäubend, und bevor das Kind sich umdreht, siehst du selbst die Maschine:

Propeller, die sich so schnell drehen, schneller, als ihr kleiner Bumerang, den sie in der Hand hält, jemals gedreht hat, so schnell, dass sie flirrende durchsichtige Scheiben in die Luft malen, und neben der Maschine drei Männer, denen man die Haut abgezogen hat! Männer mit breitkrempigen Hüten und bleichen Bärten, und eine ebenso gehäutete Frau mit Haaren wie aus Feuer, nass und blutädrig, und du weißt, das sind Balanda - auch Gubba, Migaloo, Wajala oder Walypala genannt -, das sind die 'Weißen Menschen', die keine Menschen sind, das sind die Unvollkommenen, die ihre Körper aus rohem Fleisch mit Stoff bedecken müssen, und du willst das Kind warnen, es soll weglaufen, es soll sich verstecken, du rufst, du schreist, aber man kann dich nicht hören, wegen des Heulens der Maschine, auch die Männer rufen, haben ihre Münder weit aufgerissen, aber auch sie kann man nicht hören, und du siehst, wie sie nach dem Kind greifen, unbeholfen, sich gegenseitig behindernd, beinahe tollpatschig, wie spielende Wallabies - aber das ist kein Spiel, Das ist kein Spiel!, schreist du, und endlich begreifst du, dass du selbst das Mädchen bist, das Mädchen, das immer noch strahlt, das immer noch nicht wegläuft, es ist wie gefangen im Lärm der Maschine, und sein Lachen ist in dir festgefroren, und erst als die Männer mit ihren lachlosen Gesichtern das Mädchen fast erreicht haben, sieht es sich suchend um und entdeckt den, nach dem es schon den ganzen Morgen gesucht hat. Da ist er, gar nicht weit, im Schatten eines toten Eukalypten, das Mädchen rennt los und ruft mit der hellen Kinderstimme eines 60er-Jahre-Films: Vater, Vater …!

Du schreckst hoch.

Auch jetzt, beim Ankleiden, bekommst du jedes Mal Herzklopfen, wenn du nur daran denkst. Du hast im Dunkeln neben dich gefasst, ins Leere, in das, wo immer ein Mann gewesen war. Aber du hast nicht an deinen Mann gedacht.

ich du er sie es

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