Читать книгу ich du er sie es - null DERHANK - Страница 22

16.

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»So wird das nix!«, dachte ich halblaut, rührend, wie sie sich allem Modernen widersetzt, aber wir werden uns nicht die Blöße geben, mit einem PAPIERPLAN durch die Gegend zu laufen, ich hatte ja die Route auch längst ausgearbeitet, ausarbeiten lassen, von meinem END, und die Kartendarstellung war so vereinfacht, dass sogar jemand, der im Zeitalter der faltbaren Wanderkarten stecken geblieben war, alles verstehen müsste.

»Heute O!«, sagte ich, berührte mit dem Daumen O und vergrößerte die alte Hansestadt auf ihren Straßengrundriss, beeindruckte das alte Mädchen mit ein bisschen Schnickschnack, Wechsel vom Luftbild zur topografischen Karte und zurück, und weil ich es geschafft habe, auf meiner alten, aber getunten Mühle sogar LIFE-Air zu installieren, ließ ich sie ein wenig das Treiben auf dem Domplatz bestaunen, wie es gerade zeitgleich draußen vor der Tür geschah.

»Wir können rausgehen und uns selbst zuwinken«, sagte ich, »in den himmeL …«, »Himmel?«, unterbrach sie mich.

»Nicht DEIN Himmel«, frotzelte ich, sah aber, dass ich mich etwas zurückhalten musste. »Der himmeL ist auch nichts anderes als die gute alte Cloud, oder ganz früher sagte man Internet dazu, DAS kennst du doch, oder?«

Das alte Mädchen sah mich an, sichtlich verwirrt, aber auch - und das ließ mich den Blick abwenden - mit einer hinter ihrer Fremdelei ruhenden Gelassenheit, die irgendwie unerschütterlich und - mir fällt kein besseres Wort ein - weise wirkte. Als wäre der Schnickschnack Kinderkram, sie sah mich an wie eine Mutter ihren in seiner Spielwelt schwelgenden Knaben.

»Zu den Römern?«, sagte ich.

»Gerne, ganz wie du magst«, antwortete sie, ich wäre der Gast, ich solle entscheiden. Ich winkte der Kellnerin, die irgendwo im Halbdunkel vor sich hinträumte, die übrigens sackzement auffällig hübsch war, offenbar nicht nur modisch japanisiert, sondern womöglich eine echte Replik, »Und morgen geht's los«, versuchte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf uns zu lenken, »die erste Etappe, das sind 25 Kilometer, abends in L, da haben wir ein Hotel, ich hoffe, du …«

»Und für heute?«, unterbrach mich Clara, »hast du ein Zimmer …?«

Ich hatte ehrlich gesagt keins, sondern darauf spekuliert, ich könnte bei ihr, zu Hause, aber natürlich würde ich mir ein Zimmer nehmen, »ich nehme mir eins …«

»Nein, nein …«, da lächelte sie, und mir fielen ihre weißen Zähne auf, so weiße Zähne, oder schien das nur, weil sie von einem so dunklen Gesicht gerahmt waren?

»Nein …«, Clara schaute auf zu der Kellnerin, die wirklich atemberaubend schön war, die mich nicht ansah, mich aber mit ihrer Hüfte fast berührte; ich konnte den Blick nicht von ihr lassen. »Noch zwei Kaffee?« - »Ja …« - »für mich nicht …« - »aber ich noch einen, so schwarz wie meine Freundin bitte …«

Clara zuckte unmerklich zusammen, dann fasste sie mich am Arm.

Ich sah der Kellnerin nach. Sackzement!

»Wir haben ein Gästezimmer …«

Wir? Sie blinzelte, schien über ihren eigenen Satz erschrocken, herrje, Erinnerungen, bitte jetzt keine Erinnerungen, dachte ich, an wen auch immer! Etwas zu hastig zog sie ihre Hand zurück, doch meine rechte fing sie wieder ein, gerade noch, jetzt umklammerte ich ihr Handgelenk, sah sie an, ihre Augen feucht, ein wenig gerötet, je älter man wird, desto näher am Wasser gebaut. Wer ist 'Wir'?, fragte ich nicht. Bei meinem Anruf vor ein paar Wochen, beim TELEFONIEREN - sie besaß ja nicht einmal Videofonie! - hatte ich sie gefragt, ob verheiratet? Kurze Antwort, »ja, gewesen«, ich hatte nicht nachgefragt.

»Ich!«, korrigierte sie sich, räusperte sich, und ich ließ es dabei, »ich habe ein Gästezimmer!«, bekräftigte sie.

»Okay«, sagte ich, »danke.« Sie ist Witwe, nahm ich an, in unserem Alter …, ich ließ sie das Thema wechseln.

ich du er sie es

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