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Kapitel 7
ОглавлениеFrüh am nächsten Morgen gingen Jeschua, Daniel, Johannes und Esther zu Elias und Aviel. Und nachdem sie ihnen berichtet hatten, erhofften sie von ihnen zu hören, was zu tun sei. Elias und Aviel zogen sich zu Beratungen unter vier Augen zurück, bevor Aviel zu ihnen sprach: „Wir danken Euch, dass Ihr zu uns gekommen seid, denn Eure Not ist auch die unsere,“ sagte er, der vor allem aufgrund der Belastungen der bisherigen Ereignisse schwer atmete. „Und wohl habt Ihr Eure Bedenken ausgeführt, denn ich erkenne darin keine Widersprüche. Doch diese Angelegenheit übertrifft die Erfahrungen, die wir haben. Mögen weisere Männer darüber befinden, als wir es sind.“ Und auch Elias nickte dazu. Daniel, Johannes und Esther erschraken und Jeschua sah ihre Angst, denn er sagte: „Fürchtet Euch nicht! Gut hat der Dorfrat gesprochen!“ Sie sahen Jeschua erstaunt an.
„Wenn Ihr damit einverstanden seid, gehen Johannes und ich noch heute nach Nazaret. Wir wollen die Weisen dazu befragen. Sie werden uns in dieser ernsten Angelegenheit den Weg zum Willen der Gottheit weisen. Wir werden spätestens übermorgen, nach dem Mittag zurück sein.“ Und sie nickten alle. Bevor Jeschua und Johannes die Gemeinschaft auf Simons Anwesen verließen, sagte Jeschua zu Kenan: „Wenn es möglich ist, denke nach, bevor Du Deine Waffen gebrauchst. Bleibt keine Zeit dafür, zögere nicht einen Lidschlag, sie zu gebrauchen!“ „Ja, Herr!“ sagte Kenan.
Sie erreichten Nazaret nach einem Eilmarsch in weniger als vier Stunden und sie gingen umgehend zu den Weisen. Erfreut wurden Jeschua und Johannes von ihnen begrüßt, doch in ihren Augen sah Jeschua, sie wussten, er und Johannes waren aus ernstem Anlass gekommen. Gestärkt von frischem Wasser, Brot und Salz berichteten Jeschua und Johannes von den Ereignissen seit ihrer Ankunft in NaÏn und die Weisen hörten ihnen zu, sie hatten nur wenige Zwischenfragen. „Wir danken Euch für Euren Bericht,“ sagte der Älteste der Weisen. „Gut habt Ihr gehandelt. Unser Entschluss und der Wille der Gottheit, Euch nach NaÏn zu entsenden, gebietet es, dass wir uns mit dieser ernsten Angelegenheit beschäftigen werden. Ruht Euch aus und kommt nach den Nachmittagsgebeten wieder zu uns. Dann werden wir Euch unseren Entschluss verkünden.“ „Ja, edle Weise,“ sagten Jeschua und Johannes.
Ihnen wurde ein Schlafplatz bereitet und weil der Marsch anstrengend gewesen war, schliefen sie sofort ein. Einer der Schüler der Weisen weckte sie nach den Nachmittagsgebeten, sie wuschen sich, man brachte ihnen etwas Obst und frisches Wasser, dann gingen sie zu den Weisen. „Nun,“ sagte der älteste der Weisen. „Wir sehen, Ihr seid wieder zu Kräften gekommen.“ Und er lächelte ihnen freundlich zu. „Eure Berichte haben uns sehr berührt, Jeschua und Johannes, und wir trafen diese Entschlüsse: Ihr werdet morgen nach Tiberias reiten und Ihr werdet dem Römer und dem Rechtsgelehrten von der Entwicklung berichten. Und ich sage Euch: Nicht die Heerscharen der Gottheit werden über uns kommen, wenn wir den dunklen Mächten nicht Einhalt gebieten, sondern die römische Armee!“ Er machte eine Pause und sagte dann: „Einer aus unseren Reihen wird Deinen Platz in NaÏn einnehmen, bis Du aus Tiberias zurückgekehrt sein wirst. Er wird von mehreren, waffenerfahrenen Männern begleitet und beschützt, die in NaÏn bleiben, bis dieser Spuk vorüber ist!“ Abermals holte er Atem. „So soll es geschehen, denn wir fürchten die Amoriter nicht!“ Endete der älteste der Weisen.
Doch Jeschua erhob seine Stimme: „Edle Weise, wir danken Euch für Euren Ratschluss, denn er ist gerecht.“ Jeschua zögerte kurz, doch dann sagte er: „Herr, ich kann nicht reiten!“ „Nun,“ sagte der älteste der Weisen, „dann wird Johannes es Dich lehren.“ Und die Weisen lächelten und sie verabschiedeten sich.
Jeschua ging umgehend in Richtung seines Zuhauses und Johannes tat es ihm gleich. „Wir treffen uns hier kurz vor Sonnenaufgang wieder, Johannes,“ sagte Jeschua noch. „Wer sind die Amoriter, Jeschua?“ fragte Johannes. „Ich erkläre es Dir morgen, geh nun.“
Tränen der Freude liefen über Marias Wangen, als sie ihren ältesten Sohn wiedersah und ihn fest ihre Arme schloss. Sein Bruder und seine Schwester, sein Patenonkel und dessen Familie freuten sich ebenso sehr. Von jeder Begebenheit musste Jeschua bis in die kleinste Einzelheit berichten und so wurde es ein langes Abendessen. Maria nahm keine Melancholie in Jeschuas Augen wahr. Die Stimme ihres Sohnes erschien ihr noch klarer geworden, seine Statur noch kräftiger, aber ihre Sorgen, die sie hatte, wenn sie Jeschua ansah, waren geblieben. Und nach fast einem Monat schlief Jeschua schließlich wieder auf dem Schlafplatz, auf dem er bisher die meiste Zeit seines Lebens geschlafen hatte. Es kam ihm vor, als wären viele Jahre vergangen.