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Taiohae, 25. August 1910
ОглавлениеIch bin erst gestern wieder nach Hause gekommen. Ich war wie schon die letzten Monate wieder auf Ua Huka, eine kurze Woche lang. Ich habe in Onoos Familie gelebt, mit ihnen vom selben Tisch gegessen und später in der Küche geholfen. Vanessa ist mir zu einer kleinen Freundin geworden. Die Frauen in Onoos Familie sind in der Minderheit. Vanessa nennt mich ihre große Schwester, sie ist gerade einmal sieben und ich schon fünfzehn. Ich lese ihr oft vor, obwohl meine Bücher nicht immer der richtige Stoff für eine Siebenjährige sind. So erzähle ich ihr Märchen, die ich aus dem Gedächtnis vortrage. Ihre Mutter und die beiden alten Frauen hören auch zu, wenn ihre Arbeit es zulässt. Ich weiß allerdings nicht, ob sie mein Französisch immer verstehen. Selbst Vanessa und auch Onoo haben damit noch ihre Schwierigkeiten. Ich selbst versuche einige Worte Marquesanisch zu lernen. Vieles lerne ich in der Küche und ebenso vieles bringen mir Onoo und Vanessa bei. Die Grammatik, sofern es eine gibt, habe ich bisher noch nicht richtig durchschaut. Onoo versteht sich nicht auf diese Dinge, sondern verwendet die Grammatik ohne mir eindeutige Regeln nennen zu können. Einmal habe ich Onoo auf die Felder begleitet. Sie lagen hoch oben zur Steilküste hin. Es gab Vanille, herrlich duftend und wir haben Mangos geerntet, ein Obst, das es zu jeder Mahlzeit gibt, genauso wie die Bananen, die mehr im Tal wachsen. In die Kokosnusshaine, von denen die Ropaatis mehrere besitzen, hat mich Onoo nicht mitgenommen. Es sei zu gefährlich, hat er mir erzählt und mir die Gefahr mit den herabfallenden Nüssen beschrieben. Die Palmen sind oft mehr als dreißig Fuß hoch und die Nüsse hängen ganz oben in den Kronen. Auf dem Weg zur Erde werden die Kokosnüsse zu gefährlichen Geschossen. Wir haben dafür aber Kokosnüsse geschält, was eine harte Arbeit ist. Ich habe auf einer Art Hocker gesessen, vor einem ein Metallspieß, neben einem Berg von Nüssen. Ich habe dann eine Kokosnuss genommen und sie auf den Spieß gehackt. Dann habe ich gezogen und die faserige Schale aufgerissen, um an die harte Nuss zu gelangen. Ich habe nur eine Nuss geschafft, dann waren meine Kräfte am Ende. Mit etwas Übung schaffe ich sicherlich mehr, aber es ist keine richtige Arbeit für mich. Besser gefallen hat mir dagegen das Monoimachen. Onoo hat mir schon des Öfteren den Tiare-Busch gezeigt. Seine Blüten duften so herrlich. Die gepflückten Blüten werden in Kokosnussöl eingelegt. Selbst Vanessa konnte mir erklären, dass das Öl die guten Stoffe aus den Tiare-Blüten aufnimmt und so zum Monoi-Öl wird. Ich kenne das Monoi-Öl schon seit Langem, seinen Geruch verbinde ich immer mit ganz frühen Erinnerungen. Ich war noch sehr klein und ich wurde mit dem Öl eingerieben. Ich wusste bislang aber nicht, wie Monoi-Öl gemacht wird, jetzt weiß ich es und habe es sogar selbst hergestellt. Onoo hat mir ein kleines Fässchen geschenkt, mit ganz frischem Monoi, das wir gerade erst gemacht haben. Ich will es jetzt jeden Tag benutzen, es riecht ja auch so gut und macht die Haut schön weich. Vanessa benutzt es auch für ihr Haar, was ich nicht so bevorzuge.