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Kunicki. Wasser I

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Es ist Vormittag, die Uhrzeit weiß er nicht genau, er hat nicht auf die Uhr geschaut, aber er wartet höchstens seit einer Viertelstunde – meint er. Er lehnt sich bequem in den Sitz zurück und schließt die Augen. Die Stille ist durchdringend wie ein hoher unablässiger Ton, es ist unmöglich, die Gedanken zu sammeln. Noch weiß er nicht, dass die Stille wie ein Alarm klingt. Er schiebt den Fahrersitz zurück und streckt die Beine aus. Sein Kopf wird schwer, den Körper zieht es hinterher in diese Schwere, er sinkt in die erhitzte weiße Luft. Er wird sich nicht rühren, er wartet.

Sicher raucht er eine Zigarette, vielleicht sogar zwei. Nach ein paar Minuten steigt er aus dem Auto und pinkelt in den Graben. Kein einziges Auto schien in der Zwischenzeit vorbeigekommen zu sein, aber jetzt ist er sich nicht mehr so sicher. Er steigt wieder ins Auto und trinkt Wasser aus der Plastikflasche. Allmählich wird er ungeduldig. Er drückt heftig auf die Hupe, und der ohrenbetäubende Ton lässt eine Zorneswelle aufbrausen, die ihn rasch holt. Mit einem Mal sieht er alles deutlicher: Er macht sich auf, über den Pfad ihnen hinterher und denkt sich unwillkürlich schon die Worte aus, die er gleich sagen wird: »Mensch, was zum Teufel machst du so lange? Was treibst du da?«

Der Olivenhain ist knochentrocken. Das Gras knistert unter den Sohlen. Zwischen den knorrigen Olivenbäumen wachsen wilde Brombeeren: Junge Ranken schieben sich auf den Pfad und greifen nach seinen Füßen. Überall liegt Abfall: Papiertaschentücher, schmutzige Binden, fliegenübersäte menschliche Exkremente. Manche Leute entleeren sich gleich auf dem Weg, machen sich nicht mal die Mühe, ins Gebüsch zu gehen, sogar hier haben sie es eilig.

Kein Wind. Keine Sonne. Der reglose weiße Himmel wirkt wie ein Zelt. Es dampft. Kleine Wassertröpfchen zersprühen in der Luft, überall riecht man das Meer – elektrisch, ozonhaltig, fischig.

Er sieht, dass sich etwas bewegt, aber nicht dort zwischen den Bäumen, sondern auf dem Weg, zwischen seinen Füßen. Ein riesiger schwarzer Käfer krabbelt auf dem Pfad. Einen Augenblick streckt er die Fühler prüfend in die Luft, hält inne, offenbar spürt er die Anwesenheit eines Menschen. Der weiße Himmel spiegelt sich als milchiger Fleck in seinem makellosen Panzer, und Kunicki hat ganz kurz das Gefühl, als schaue ihn ein einzelnes Auge aus der Erde an, das zu keinem Körper gehört, ein frei schweifendes, unbeteiligtes Auge. Kunicki stößt die Spitze seiner Sandale leicht in die Erde. Der Käfer eilt über den Pfad, raschelt im ausgedörrten Gras. Verschwindet im Brombeergebüsch. Sonst nichts.

Fluchend kehrt Kunicki zum Auto zurück, unterwegs hat er noch die Hoffnung, dass sie mit dem Jungen auf irgendeinem Umweg zurückgekommen und schon dort ist, ja er ist ganz sicher, dass das so sein wird. »Stundenlang suche ich nach euch!«, wird er ihnen sagen. »Was zu Teufel habt ihr getrieben?«

Sie sagte: Halt an. Als er anhielt, stieg sie aus und öffnete die hintere Tür. Sie löste den Gurt des Kindersitzes, nahm den Kleinen an die Hand und ging mit ihm davon. Kunicki hatte keine Lust auszusteigen, er war müde und schläfrig, obwohl sie erst ein paar Kilometer gefahren waren. Er sah sie nur aus dem Augenwinkel, ohne darauf zu achten, er wusste nicht, dass er besser genau hätte hinschauen sollen. Jetzt versucht er, sich dieses verschwommene Bild in Erinnerung zu rufen, es scharf zu stellen und näher zu holen, zu halten. Da sieht er sie von hinten, wie sie über den knirschenden Pfad gehen. Sie trägt eine helle Leinenhose, glaubt er, und ein schwarzes T-Shirt, der Kleine ein Trikothemd mit einem Elefanten darauf, das weiß er genau, denn er hat es ihm am Morgen selbst angezogen. Im Gehen reden die beiden miteinander, er hat nicht zugehört, er wusste nicht, dass er besser zugehört hätte. Sie verschwinden zwischen den Olivenbäumen. Er weiß nicht, wie lange das dauert, bestimmt nicht lange. Eine Viertelstunde, vielleicht ein wenig mehr, er vertut sich leicht mit der Zeit, er hat nicht auf die Uhr geschaut. Er wusste nicht, dass er besser auf die Zeit geachtet hätte. Er hasste es, wenn sie ihn fragte: Woran denkst du? An nichts, sagte er dann immer, aber sie glaubte ihm nicht. Man kann nicht nicht denken, sagte sie dann und war beleidigt. Aber klar! Kunicki empfand so etwas wie Genugtuung, er schaffte das – an nichts zu denken. Er kann das.

Doch dann bleibt er plötzlich mitten im Brombeerdickicht stehen, erstarrt, als hätte sein Körper im Bücken nach einem Brombeerstrunk wider Willen einen neuen Mittelpunkt seines Gleichgewichts gefunden. Das Summen der Fliegen und ein Dröhnen im Kopf begleiten die Stille. Einen Augenblick lang sieht er sich selbst von oben: ein Mann in alltäglichen Khakihosen und weißem Hemd, mit einer kleinen Glatze oben auf dem Kopf, der in dem kleinen, niedrigen Dickicht steht, ein Eindringling, ein Gast in einem fremden Haus. Ein dem Beschuss ausgesetzter Mensch, ein Ausgelieferter genau in der Mitte eines vorübergehenden Waffenstillstands in der Schlacht, in die der glühende Himmel und die schrundige Erde verstrickt sind. Angst überfällt ihn, er möchte sich sofort verstecken, im Auto verkriechen, doch sein Körper ignoriert ihn, er kann die Beine nicht rühren, kann sie nicht zwingen, sich in Bewegung zu setzen. Nur einen Schritt tun – er hat das nie für so schwer gehalten, die Übertragungsleitungen sind gerissen. Sein Fuß in der Sandale ist ein Anker, der ihn auf der Erde hält, er steckt fest. Konzentriert, mit Mühe, über sich selbst erstaunt zwingt er ihn zur Bewegung. Anders kann er diesen glühenden grenzenlosen Raum nicht verlassen.

Sie waren am 14. August angekommen. Die Fähre von Split war voll besetzt, ziemlich viele Touristen, aber die meisten waren Einheimische, die auf dem Festland eingekauft hatten, denn dort war es billiger. Auf den Inseln gibt es nicht viel anzubauen. Die Touristen ließen sich leicht erkennen, denn als sich die Sonne anschickte, unweigerlich ins Meer zu versinken, gingen sie alle nach Backbord und richteten ihre Objektive auf sie. Die Fähre passierte langsam die verstreuten Inseln, dann sah es kurze Zeit so aus, als führe sie aufs offene Meer hinaus. Ein unangenehmes Gefühl, einen ganz kurzen, unbedeutenden Augenblick lang machte sich Panik bemerkbar.

Problemlos fanden sie ihre direkt am Meer gelegene Pension namens »Poseidon«. Der Besitzer, der bärtige Branko in einem Hemd mit Muschelmuster, ließ sich gleich beim Vornamen nennen und klopfte Kunicki vertraulich auf die Schulter, während er sie in den ersten Stock des Hauses führte und stolz die Wohnung präsentierte. Sie hatten zwei Schlafzimmer zur Verfügung, eine kleine, traditionell eingerichtete Küchenecke mit Schränken aus laminiertem Pressspan. Aus den Fenstern sah man direkt auf den Strand und das offene Meer. Unter einem Fenster war eine Agave erblüht, die Blüte saß auf dem starken Stängel und reckte sich triumphierend über das Wasser.

Er nimmt eine Karte der Insel hervor und erwägt die Möglichkeiten. Vielleicht hatte sie die Orientierung verloren und war einfach an einer anderen Stelle auf die Fahrstraße gestoßen. Bestimmt steht sie woanders, stoppt vielleicht sogar ein Auto und fährt damit weg – aber wohin? Er sieht auf der Karte, dass die Landstraße auf Vis in einer gewundenen Linie über die ganze Insel führt und dass man darauf die Insel durchqueren kann, ohne einmal ans Meer zu kommen. So hatten sie selbst vor ein paar Tagen eine Tour über Vis gemacht. Er legt die Karte zu ihrer Tasche auf den Beifahrersitz und fährt los. Er fährt langsam, hält zwischen den Olivenbäumen nach ihnen Ausschau. Doch etwa nach einem Kilometer ändert sich die Landschaft, die Olivenhaine weichen steinigem Ödland, das mit trockenem Gras und Brombeergestrüpp bedeckt ist. Die weißen Kalksteinbrocken sind schartig wie Riesenzähne, die irgendein wildes Geschöpf hier verloren hat. Nach einigen Kilometern kehrt er um. Zu seiner Rechten sieht er jetzt verblüffend grüne Weingärten, in denen hier und da kleine Gerätehütten aus Stein stehen – alles leer und düster. Im besten Fall hat sie sich verirrt, vielleicht ist ihr auch schlecht geworden, oder aber dem Kleinen, es ist ja so schwül und heiß. Vielleicht brauchen sie Hilfe, und anstatt etwas zu tun, gondelt er die Landstraße hinauf und hinunter. Ach, wie dumm er ist, das begreift er erst jetzt. Sein Herz schlägt heftiger. Vielleicht hat sie einen Sonnenstich. Oder ein Bein gebrochen.

Er geht zurück und hupt ein paarmal. Zwei deutsche Autos kommen vorbei. Er schaut auf die Uhr: Ungefähr anderthalb Stunden sind schon vergangen, das heißt, dass die Fähre schon weg ist. Sie hat die Autos verschluckt, die Tore geschlossen und ist in See gestochen, ein mächtiger weißer Dampfer. Mit jeder Minute liegt ein größerer Streifen gleichgültiges Meer zwischen ihnen und der Fähre. Kunicki hat eine düstere Ahnung, von der ihm der Mund ganz trocken wird, eine Ahnung von etwas, das mit dem Abfall auf dem Pfad zusammenhängt, mit den Fliegen und den menschlichen Exkrementen. Er begreift. Sie sind umgekommen. Beide sind sie verschwunden. Er weiß, dass sie nicht in dem Olivenhain sind, trotzdem läuft er über den ausgedörrten Pfad dorthin und ruft nach ihnen, obwohl er schon gar nicht mehr glaubt, dass sie antworten werden.

Jetzt ist Siesta, die kleine Stadt ist so gut wie ausgestorben. Am Strand gleich neben der Fahrstraße lassen drei Frauen einen hellblauen Drachen steigen. Beim Parken kann er sie genau sehen. Eine von ihnen trägt eine cremefarbene Hose, die ihre dicken Gesäßbacken eng umspannt.

Er findet Branko an einem Tisch in dem kleinen Café. Dort sitzt er mit zwei anderen Männern. Sie trinken Obstler mit Eis, wie Whisky. Branko lächelt überrascht, als er ihn sieht.

»Hast du was vergessen?«, fragt er.

Sie bieten ihm einen Stuhl an, aber er will sich nicht setzen. Er will alles der Reihe nach erzählen, geht zu Englisch über, während er gleichzeitig in einem anderen Teil seines Kopfes nachdenkt, wie man jetzt vorgehen würde, wenn das Ganze ein Film wäre. Er sagt, sie seien verschwunden, Jagoda und der Kleine. Er sagt, wo und wann. Er sagt, dass er sie gesucht hat und sie nicht gefunden hat.

»Habt ihr euch gestritten?«

Fragt Branko.

Er verneint, wahrheitsgemäß. Die beiden Männer trinken von ihrem Obstler. Er hätte auch Lust darauf. Im Mund spürt er den scharf-süßlichen Geschmack. Langsam räumt Branko seine Zigaretten und Streichhölzer vom Tisch. Die beiden anderen stehen auf, widerspenstig, als wollten sie sich vor einem Kampf konzentrieren, vielleicht wollen sie aber auch nur hier im Schatten der Markise sitzen bleiben. Alle wollen zu der Stelle fahren, aber Kunicki beharrt darauf, dass erst die Polizei benachrichtigt werden muss. Branko zögert. Hier und da scheint ein graues Haar durch seinen schwarzen Bart. Auf dem gelben T-Shirt prangt das Bild einer roten Muschel und die Aufschrift »Shell«.

»Vielleicht ist sie ans Meer gegangen?«

Vielleicht. Sie beschließen, dass Branko und Kunicki zurück an die Stelle fahren, die beiden anderen gehen auf die Wache, um in Vis anzurufen. Branko erklärt, dass in Komiża nur ein Polizist stationiert ist, die richtige Wache ist in Vis. Auf dem Tisch lassen sie die Gläser mit den schmelzenden Eiswürfeln zurück.

Kunicki erkennt die kleine Bucht, wo er zuvor gestanden hat, sofort wieder. Ihm scheint es Ewigkeiten her zu sein, die Zeit fließt jetzt anders, sie ist zäh und herb, setzt sich aus Einzelsequenzen zusammen. Hinter den weißen Wolken kommt die Sonne hervor, auf einmal wird es heiß.

»Hup mal!«, sagt Branko, und Kunicki drückt auf die Hupe.

Ein langgezogener klagender Laut ertönt, wie von einem Tier. Er verstummt, zerfällt zu den Miniaturechos der Zikadenklänge.

Sie dringen in den Olivenhain vor, rufen sich hin und wieder etwas zu. Erst am Weingarten treffen sie wieder zusammen, nach kurzer Beratung beschließen sie, auch diesen ganz zu durchkämmen. Sie schreiten die schattigen Reihen ab und rufen nach der verschwundenen Frau: Jagoda! Jagoda! Kunicki wird sich der Bedeutung des Namens bewusst – Beere –, die war ihm ganz entfallen. Plötzlich hat er das Gefühl, an einem uralten, obskuren und grotesken Ritual teilzunehmen. Von den Weinstöcken hängen pralle dunkelviolette Trauben, perverse Ballungen von Brustwarzen, und er irrt in dem belaubten Labyrinth umher und schreit »Jagoda, Jagoda!«. An wen ist das gerichtet? Wen sucht er?

Er muss kurz stehen bleiben, er hat Seitenstechen, krümmt sich zwischen den Weinranken. Er taucht den Kopf in die schattige Kühle, die vom Laub gedämpfte Stimme Brankos verstummt, und Kunicki hört jetzt das Summen der Fliegen – den vertrauten Grundton der Stille.

Hinter diesem Weingarten beginnt der nächste, vom ersten nur durch einen schmalen Pfad getrennt. Sie bleiben stehen, und Branko macht einen Anruf von seinem Mobiltelefon. Er sagt mehrmals die beiden Worte »Zena« und »dijete« – »Frau« und »Kind« –, mehr kann Kunicki nicht verstehen. Die Sonne wird orange, wird groß und aufgedunsen, man kann zusehen, wie sie kraftloser wird. Gleich kann man ihr direkt ins Gesicht sehen. Die Weingärten nehmen jetzt ein tiefes Dunkelgrün an. Zwei menschliche Gestalten stehen ratlos in diesem Meer aus grünen Streifen.

Als es dämmert, haben sich bereits mehrere Autos und ein Männergrüppchen an der Landstraße eingefunden. Kunicki sitzt in einem Auto mit der Aufschrift »Polizei« und beantwortet mit Brankos Hilfe die ihm chaotisch erscheinenden Fragen des dicken, verschwitzten Polizisten. Er spricht in einem einfachen Englisch: »We stopped. She went out with the child. They went right, here.« Er zeigt die Richtung mit der Hand. »I was waiting, let’s say fifteen minutes. Then I decided to go and look for them. I couldn’t find them. I didn’t know what had happened.« Sie geben ihm lauwarmes Mineralwasser, er trinkt gierig. »They are lost.« Kurz darauf sagt er noch einmal: »Lost.« Der Polizist wählt eine Nummer auf dem Handy. »It is impossible to get lost here, my friend«, sagt er zu ihm. Dieses »my friend« kommt Kunicki merkwürdig vor. Dann meldet sich das Walkie-Talkie. Noch eine Stunde vergeht, bis sie in offener Schwarmlinie ins Innere der Insel aufbrechen.

Unterdessen sinkt die Sonne langsam über dem Weingarten, und als sie den Kamm erreichen, sieht man, dass sie schon das Meer berührt. Sie werden unfreiwillige Zeugen ihres theatralischen langen Untergangs. Schließlich schalten sie ihre Taschenlampen an. Es ist schon dunkel, als sie auf den hohen, felsigen Küstenstreifen der Insel kommen, wo zahlreiche Buchten sind. Sie steigen in zwei Buchten hinab, um nachzufragen. In kleinen Steinhäusern wohnen dort etwas exzentrischere Touristen, die keine Hotels mögen und dafür lieber etwas mehr bezahlen, um weder fließendes Wasser noch Strom zu haben. Sie bereiten ihr Essen auf Steinöfen zu, manche haben auch Gasflaschen mitgebracht. Sie fangen Fische, die direkt vom Meer auf den Grill wandern. Nein, niemand hat eine Frau mit einem Kind gesehen. Gleich gibt es bei ihnen Abendessen, Brot, Käse, Oliven und die armen Fische, die sich am Nachmittag noch ihren sorglosen Spielen im Meer hingegeben haben. Immer wieder ruft Branko im Hotel in Komiøa an – Kunicki bittet ihn darum, weil er sich nur vorstellen kann, dass sie sich verirrt hat und schließlich doch auf einem anderen Weg dorthin zurückgelangt. Doch nach jedem Anruf klopft Branko ihm nur wortlos auf die Schulter.

Gegen Mitternacht löst sich die Gruppe der Männer langsam auf. Auch die beiden, die Kunicki am Cafétisch in Komiża gesehen hat, sind dabei. Jetzt erst, beim Abschiednehmen, stellen sie sich vor: Drago und Roman. Zusammen gehen sie zum Auto. Kunicki ist ihnen für ihre Hilfe dankbar, er weiß nicht, wie er es ausdrücken soll, er hat vergessen, was auf Kroatisch »danke« heißt. Wahrscheinlich ein dem Polnischen entfernt ähnelndes Wort. Mit einem bisschen guten Willen müsste man eigentlich eine slawische Verständigungsform entwickeln können, eine Zusammenstellung ähnlicher praktischer slawischer Wörter, die man ohne Grammatik benutzen könnte, anstatt sich einer hölzernen und simplifizierten Version des Englischen zu bedienen.

In der Nacht legt ein Boot an dem Haus an, wo er wohnt. Sie müssen evakuiert werden, es gibt eine Überschwemmung. Das Wasser reicht schon bis zum ersten Stockwerk der Häuser. In der Küche dringt es durch die Fugen zwischen den Kacheln und strömt in warmen Bächen aus den Steckdosen. Die Bücher sind von der Nässe schon aufgequollen. Er öffnet eines und sieht, dass die Buchstaben wie Schminke zerfließen und verschmierte leere Seiten hinterlassen. Es stellt sich heraus, dass alle schon mit dem letzten Transport fortgefahren sind, nur er ist zurückgeblieben.

Im Schlaf hört er Tropfen, die vereinzelt vom Himmel fallen und kurz darauf zu einem heftigen kurzen Wolkenbruch werden.

Unrast

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