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Ich bin
ОглавлениеIch bin ein paar Jahre alt. Ich sitze auf der Fensterbank, ringsum liegen Spielsachen verstreut, umgestürzte Türme aus Bauklötzen, Puppen mit weit aufgerissenen Augen. Im Haus ist es dunkel, die Luft in den Zimmern wird kühler, der Abend dämmert. Niemand ist zu Hause; sie sind fortgegangen, verschwunden, man hört noch ihre verhallenden Stimmen, Rascheln, das Echo von Schritten, ein fernes Lachen. Draußen vor dem Fenster liegt der verlassene Hof. Sanft senkt sich das Dunkel herab. Wie schwarzer Tau breitet es sich über die Dinge.
Am spürbarsten ist die Starre, sie ist dicht und sichtbar: der kalte Dämmer und das schwache Licht der Natriumlampen, das kaum einen Meter von seiner Quelle schon im Dunkel versinkt.
Nichts ereignet sich, der Anmarsch der Finsternis macht vor der Tür des Hauses Halt, der ganze Tumult des Dunkelns kommt zur Ruhe, bildet eine pelzige Haut wie auf erkaltender Milch. Vor dem Hintergrund des Himmels dehnen sich die Umrisse der Gebäude ins Unendliche, verlieren langsam alle scharfen Kanten, Ecken, Winkel. Das erlöschende Licht zieht die Luft mit sich, das Atmen wird schwer. Das Dunkel dringt jetzt durch die Haut. Die Töne rollen sich zusammen, ziehen die Schneckenaugen zurück; das Orchester der Welt ist abgezogen und im Park verschwunden.
Dieser Abend ist der Rand der Welt, ich habe ihn zufällig und absichtslos beim Spiel ertastet. Ich habe ihn entdeckt, als man mich einen Augenblick allein, ohne Obhut gelassen hatte. Natürlich saß ich in der Falle, war eingesperrt. Ich bin ein paar Jahre alt, sitze auf der Fensterbank, blicke in den erstarrten Hof. Die Lichter in der Schulküche sind schon ausgeschaltet, alle sind schon heimgegangen. Die Betonplatten auf dem Hof haben sich mit Dunkelheit vollgesogen und sind verschwunden. Die Türen sind geschlossen, die Luken dichtgemacht, die Rollladen heruntergelassen. Ich würde gern hinausgehen, weiß aber nicht, wohin. Einzig und allein meine Gegenwart nimmt schärfere Umrisse an, die zittern und wogen, das tut weh. In einem einzigen Augenblick entdecke ich die Wahrheit: Es lässt sich nicht mehr ändern – ich bin.