Читать книгу Wer's glaubt, wird selig ... Wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel - Ottmar Fuchs - Страница 14

3. Heil für alle

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Die Bibel unterstellt Gott, er habe im Lauf der geschichtlichen Begegnung mit den Menschen immer wieder einsehen müssen (was selbstverständlich den Lernvorgang der Menschen selbst widerspiegelt), dass Gott mit Gewalt und Zwang nichts bei den Menschen erreichen kann. Wenn Gott zu Gunsten der Israeliten eingreift, ist dies auf Seiten der Ägypter als gewalttätige Zerstörung erfahrbar. Diesen bleibt Gott die Rettung noch schuldig. In der Geschichte bleibt immer ein erschreckend unabgegoltener Rest. Unter ihren Bedingungen tut eine rettende Tat Gottes gleichzeitig anderen Gewalt an. Mit beträchtlicher Vorsicht kann also davon die Rede sein, dass Liebe und Gewalt irgendwie in Gott begründet sind; dass sich Gott in dem Verhau der Geschichte aus Liebe für jemanden oder für ein Volk einsetzt und gleichzeitig einem anderen Gewalt und Unrecht antut. Am Kreuz verzichtete Gott auf diese innergeschichtliche Zwiespältigkeit seines Handelns. Am Ende der Geschichte, so hoffen wir, wird Gottes Liebe in einer anderen Weise, nämlich als für alle als nichts anderes als Liebe, „gewaltig“ sein, so dass alles Böse verschwindet und eine neue Erde ohne Leid und Tod entstehen kann, in der weder Gott noch die Menschen Leid zufügen müssen, um Bedrängte zu retten.

Im leidenden Gottesknecht bzw. in Jesus am Kreuz verzichtet Gott im Diesseits auf jede Art von zwingender Herrschaft, um so den Menschen etwas zu schenken, was sie zwischenmenschlich in dieser unerschöpflichen Voraussetzungslosigkeit kaum erfahren können. Und auch von Gott her gilt: In den Bedingtheiten der Welt ist diese unendliche Bedingungslosigkeit nicht als solche erfahrbar. Unendliches bleibt im Jenseits des Endlichen. Es gibt nur einen Weg dorthin, und das ist der Tod, das schärfste Ereignis der gewalttätigen Verneinung von Leben und Hoffnung. Denn erst durch ihn hindurch ist es den Menschen geschenkt, die unendliche Unbedingtheit der Liebe Gottes unmittelbar und ungehindert zu schauen. So stemmt sich der Glaube bereits im Diesseits gegen die Endgültigkeit dieser Grenze im Ereignis eines Geliebtseins, das zumindest ansatzhaft keine Grenzen spürt.

Die biblischen Texte kommen, wie menschliches Leben und Begegnen überhaupt, ohne Wenn-Dann-Vorstellungen nicht aus. Aber sie werden überholt von anderen Texten, in denen sich das „Immer Mehr“, die immer größere Liebe Gottes, zeigt, die alle Bedingungen unter- und überschreitet. Es sind Geschichten, in denen Gott seine Liebe niemals, jedenfalls niemals endgültig, zurückzieht. Gott bleibt beweglich in der Treue des Übergangs vom Zorn zur Barmherzigkeit.35 Selbst wenn Israel abfällt, lässt Gott sein Volk nicht im Stich. Gott will die Umkehr, aber letztlich ist die Umkehr nicht die Bedingung seiner Liebe, sondern die nicht zurückgezogene Liebe ermöglicht die Umkehr. So gilt die Gnadenformel: „YHWH ist ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn, reich an Güte und Zuverlässigkeit, bewahrend die Güte für Tausende, tragend Schuld und Frevel und Sünde …“ (Ex 34,6–7). So wandelt sich das Wenn-Dann in der Gottesvorstellung in ein Ohne-Wenn-und-Aber.

Wer's glaubt, wird selig ... Wer's nicht glaubt, kommt auch in den Himmel

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