Читать книгу Fräulein Quakis Versuche, ein Mensch zu werden - Otto W. Bringer - Страница 5
ОглавлениеFeinde haben Frösche ihr Leben lang. Schon die Eier im Laich werden gefressen. Von Molchen. Die aus den verbliebenen Eiern geschlüpften Kaulquappen werden Opfer der Gelbrandkäfer. Von 1000 Froscheiern überleben 500 als Kaulquappen. Winzlinge, denen man noch nicht ansieht, was aus ihnen wird. Ca. 50 entsteigen dem Wasser nach der Metamorphose als Jungfrösche. Und schon sind neue Feinde da.
Der Fressgier ausgeliefert von größeren Fröschen, die keine Rücksicht auf ihre Verwandten nehmen. Soll auch bei Menschen vorkommen. Im übertragenen Sinne, ausnutzen zum Beispiel. Quaki nimmt sich fest vor: bin ich eines Tages ein Mensch, werde ich keinen anderen Menschen ausnutzen. Versprochen.
Wieder bei den Feinden der Jungfrösche. Bachstelzen, Laufkäfer und Wolfsspinne sind hinter den Kleinen her. Die mit ihren kleinen Beinchen nicht weiter springen können als der kleine Finger eines Menschen lang ist. Man soll es nicht glauben, sogar Amseln picken sie vom Boden wie eine Beute. Und jubeln danach das Lied vom Leben.
Sind sie ausgewachsen wie unser Fräulein Quaki, bedrohen Ringelnattern, Kreuzottern, Graureiher, Weißstörche, Füchse, Krähen, Raben und Iltisse ihr Leben. Was also machen? Quaki fragt sich, gibt es eine Gemeinsamkeit im Verhalten? Einen Lebensraum, den alle Arten bevorzugen? Wenn sie ihn nicht schon lebenswichtig brauchen wie Fische, Frösche und Lurche das Wasser.
Unser Fräulein kommt zu der Erkenntnis: alle lieben das Wasser. Lebensraum im weitesten Sinne. Bewegen sich ähnlich durch die Fluten eines Baches zum Beispiel. Schlangenförmig die Ringelnatter, die Kreuzotter. Tummeln sich also wie Frösche im Nass. Schnell wie der Blitz. In Bächen, Teichen, Moorgräben, Bruchlandschaften unter Bäumen. Seltener in größeren Pfützen nach starken Regenfällen.
Für Fräulein Quaki heißt das aufpassen. Augen auf, jede Bewegung zu registrieren, die fremd ist. Nix träumen hinter herunter gelassenen Jalousien. Sieht sie etwas sich bewegen. Die Luft anhalten ist gut. Warten bis die Luft rein ist, am allerbesten. Ihre Erfahrungen zeigen, dass es in der Regel nicht lange dauert. Auch Feinde sind immer on tour. Bleiben nur an einer Stelle, wenn sie ein Nahrungsmittel wittern.
Man braucht nur sich selbst zu fragen, weiß man, was der Feind will. Fressen oder gefressen werden ist die Losung. Seit Adam und Evas Zeiten nach dem Sündenfall. Als sie sich selbst erkannten. Die Natur, Früchte und Tiere in unendlicher Zahl. Ob Adam oder Eva einen Frosch sahen an einem der zahlreichen Flüsse und Bäche im Paradies, wissen wir nicht. In der Bibel steht nichts davon. Fräulein Quaki denkt sich ihr Teil.
Weil Menschen wie Tiere denken, kommt tierisches dabei heraus. Allzu Menschliches. Der große Hunger ließ Adam nicht ruhen. Auch Abwechslung sollte sein. Schlachtete ein Schaf statt Kürbis und Kokosnüsse. Und briet es über Holzkohlenfeuer, bis es gar war. Eva entzückt: „Die paradiesischen Früchte sind nichts gegen eine rosa gebratene Keule vom jungen Schaaf. Den Namen Lamm hatten sie noch nicht erfunden.
Frösche ließen sie leben, weil sie noch nicht her aus gefunden hatten, wo sie sich versteckten. Ihr monotones, rhythmisches Quaken erinnerte sie daran, dass sie nicht allein waren. Nach dem Rausschmiss durch – wie hieß noch mal der Erzengel?
Die größten Feinde aller Frösche sind die von oben kommen. Herabstürzen wie ein Blitz, entdecken sie ihr Opfer. Graureiher zum Beispiel. Nicht ganz so plötzlich Raben, Krähen. Typisch tückische Heranschleicher die Füchse. Sitzen und warten, beißen zu blitzschnell. Schnell ist auch der Iltis. Schwimmt im selben Gewässer, als könnte er kein Wässerchen trüben. Eh das Fröschlein sich versieht, schnappt er zu.