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Geschenke und Liebesbriefe

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Magst du der Gefahr auch gut aus dem Wege gegangen sein, dein Mädchen wird dich dennoch plündern; eine Frau findet schon einen Kunstgriff, wie sie einen leidenschaftlichen Liebhaber rupfen kann. [421] Ein locker gegürteter Händler wird zu deiner kauflustigen Dame kommen, und du wirst dabeisitzen, wenn er seine Waren auspackt. Sie wird dich auffordern, diese zu besichtigen, so dass du als Sachverständiger erscheinst; dann wird sie dir einen Kuss geben und dich schließlich bitten zu kaufen. [425] Sie wird schwören, sich damit auf viele Jahre zufriedenzugeben, und sagen, jetzt brauche sie es dringend, jetzt kaufe man günstig. Wirst du vorschützen, du habest kein Geld dabei, um zu bezahlen, so fordert sie einen Scheck – und du bedauerst, dass du schreiben gelernt hast. Was dann, wenn sie durch einen angeblichen Geburtstagskuchen Geschenke erpresst [430] und, sooft sie etwas braucht, Geburtstag feiert? Was dann, wenn sie todtraurig über einen erlogenen Schaden weint und erdichtet, ein Edelstein sei ihr vom Ohr gefallen? Vieles erbitten sie leihweise, wollen es aber nicht zurückgeben. Du trägst den Verlust, und dein Schaden wird dir nicht einmal gedankt. [435] Um die gottlosen Künste der Dirnen aufzuzählen, würden mir keine zehn Münder mit ebenso vielen Zungen reichen.

Wachs, hineingegossen in geglättete Täfelchen42, möge zunächst das unbekannte Gewässer erkunden; lass ein Wachstäfelchen als deines Herzens Mitwisser den ersten Schritt tun. Lass es deine Schmeicheleien und aufgezeichnete Liebesworte überbringen. Füge auch reichlich Bitten hinzu, wer du auch sein magst! [441] Achill schenkte dem Priamus auf seine Bitte hin Hektors Leichnam; selbst der zürnende Gott lässt sich durch eine bittende Stimme erweichen. Versprich nur recht viel – denn was kosten schon Versprechungen? Reich an Versprechungen kann jeder Beliebige sein. [445] Hoffnung hält, hat sie einmal Glauben gefunden, lange Zeit vor; sie ist zwar eine trügerische, aber eine zweckdienliche Göttin. Hast du einmal etwas gegeben, so wird man dich mit gutem Grund sitzen lassen können; sie wird das Erhaltene mitnehmen und nichts verloren haben. Aber was du nicht gegeben hast, bei dem erwecke stets den Eindruck, als wolltest du es geben: [450] So hat ein unfruchtbarer Acker oft den Besitzer getäuscht. So lässt der Spieler nicht ab zu verlieren, um nicht zu verlieren, und der Würfel ruft die gierigen Hände immer wieder zu sich zurück. Das tut not, das ist deine Aufgabe: ohne Vorleistung zur Vereinigung zu gelangen. Um nicht umsonst gegeben zu haben, was sie gab, wird sie es weiterhin geben.

[455] So gehe denn ein Briefchen hin, in schmeichelnden Worten verfasst, es erforsche ihren Sinn und erprobe als erstes den Weg: So haben Schriftzeichen, die auf einem Apfel zu ihr kamen, Cydippe getäuscht, und ohne es zu wissen, wurde das Mädchen durch ihre eigenen Worte gefangen. Lerne die edlen Künste, ich ermahne dich, römische Jugend, [460] nicht nur, um ängstliche Angeklagte zu schützen! Wie das Volk, der gestrenge Richter und der erlesene Senat, so wird auch das Mädchen, durch Beredsamkeit überwunden, sich ergeben. Aber deine Kraft bleibe verborgen, trage deine Redekunst nicht zur Schau und nimm dich vor gesuchten Worten in Acht. [465] Wer – außer einem Wahnsinnigen – deklamiert vor der zärtlichen Freundin? Oft war Geschriebenes ein triftiger Grund für Hass. Deine Rede sei glaubwürdig, deine Worte vertraut, aber schmeichelnd, so dass du persönlich mit ihr zu sprechen scheinst.

Nimmt sie das Geschriebene nicht an und schickt es ungelesen zurück, [470] so hoffe, sie werde es noch lesen, und bleibe deinem Vorsatz treu. Mit der Zeit kommen störrische Jungstiere vor den Pflug, mit der Zeit lernen Pferde, sich den geschmeidigen Zaum gefallen zu lassen. Ständiger Gebrauch scheuert einen eisernen Ring durch, ständiger Kampf mit der Scholle richtet die krumme Pflugschar zugrunde. [475] Was ist härter als Stein, was weicher als Wasser? Trotzdem höhlt das weiche Wasser den harten Stein. Sogar Penelope wirst du mit der Zeit besiegen – bleibe nur beharrlich! Du siehst: Troia fiel zwar spät, aber es fiel. Hat sie es gelesen und will sie nicht antworten, so zwinge sie nicht dazu; [480] sorg nur dafür, dass sie von dir immer neue Schmeicheleien zu lesen bekommt. Hat sie erst einmal lesen wollen, wird sie auch auf das Gelesene antworten wollen; diese Dinge kommen schrittweise, in ihrem natürlichen Rhythmus. Vielleicht wird zu dir sogar zuerst ein abweisender Brief kommen, mit der Bitte, sie nicht mehr zu belästigen. [485] Doch worum sie bittet, das befürchtet sie; worum sie nicht bittet, das wünscht sie: nämlich, du mögest beharren. Lass nicht locker, und du wirst endlich deinen Wunsch erfüllt bekommen.

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