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Bacchus und Ariadne

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[525] Doch wohlan, Bacchus ruft seinen Seher: Auch er unterstützt die Liebenden und ist der Flamme gewogen, die ihn selbst erwärmt. Das Mädchen von Cnossus45 irrte besinnungslos an unbekannten Sandstränden umher, wo die Wasser des Meeres an die kleine Insel Dia branden; und kaum vom Schlaf erwacht, in gürtellosem Gewande, [530] mit nacktem Fuß, ihr blondes Haar ohne Band, rief sie den tauben Wogen zu: »Du grausamer Theseus!« Und ein Tränenregen benetzte ihre zarten Wangen, die ein besseres Los verdient hätten. Sie schrie und weinte zugleich, aber beides stand ihr gut, die Tränen taten ihrer Schönheit keinen Abbruch. [535] Und wieder schlug sie mit den Händen an ihre so zärtliche Brust und sprach: »Der Ungetreue ist fort; was soll aus mir werden? Was wird aus mir?« Noch redete sie; da ertönten am ganzen Gestade Cymbeln und Pauken, geschlagen von gottbegeisterter Hand. Sie wurde vor Schreck besinnungslos, und die letzten Worte blieben ihr im Halse stecken. [540] Aus der ohnmächtigen Gestalt war das Blut gewichen. Schau, da kommen die Mimalloniden46, denen das Haar offen auf den Rücken fällt, da kommen die leichtfüßigen Satyrn, die Vorhut des Gottes. Da ist der trunkene alte Silen: Kaum kann er noch auf dem durchhängenden Eselsrücken sitzen und hält sich mit List und Tücke krampfhaft an der Mähne fest. [545] Während er den Bacchantinnen nachgeht und diese flüchten und ihn wieder angreifen, während der schlechte Reiter seinem Vierbeiner mit der Gerte zusetzt, verlor er das Gleichgewicht und fiel vom Langohr herunter auf den Kopf. Die Satyrn schrien: »Steh auf, Väterchen, steh auf!« Schon ließ der Gott auf dem Wagen, den er mit einer traubenschweren Weinlaube überdacht hatte, [550] den vorgespannten Tigern die goldenen Zügel schießen. Da entschwand dem Mädchen die Gesichtsfarbe, die Stimme und auch der Gedanke an Theseus. Dreimal wollte sie fliehen, dreimal hielt die Furcht sie zurück. Sie erschauerte wie taube Ähren, die der Wind bewegt, wie das leichte Schilfrohr, das im feuchten Sumpfe zittert. [555] Zu ihr sprach der Gott: »Sieh, ich bin für dich da, ein treuerer Beschützer. Fürchte dich nicht, Mädchen von Cnossus, du wirst Bacchus’ Gemahlin. Nimm den Himmel zum Geschenk: Am Himmel wirst du als Sternbild zu sehen sein, oft einem unsicheren Schiff als kretische Krone den Weg weisen.« Sprach’s und sprang vom Wagen, damit sie die Tiger nicht fürchte, [560] und der Sand gab unter seinem Fuße nach. Dann nahm Bacchus sie an seine Brust, denn sie hatte keine Kraft, sich zu wehren, und er trug sie fort; es wird hier dem Gott leicht, seine Allmacht durchzusetzen. Ein Teil singt: »Hymenaee«47, ein Teil schreit: »Euhion, euhoe.«48 So verbinden sich auf heiligem Lager die Braut und der Gott.

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