Читать книгу Liebeskunst - Ovid - Страница 7

Das Theater

Оглавление

Du aber geh vor allem im Rund des Theaters auf Jagd: [90] Dieses Gebiet ist ergiebiger, als du es in deinen kühnsten Wünschen erhoffst. Dort findest du etwas zum Lieben, etwas zum Spielen, dort findest du, was du einmal berühren und was du festhalten willst. Wie Ameisen in langem Zuge dicht durcheinanderwimmeln, wenn sie ihre gewohnte Speise im körnertragenden Munde befördern, [95] oder wie Bienen, wenn sie ihre geliebten Waldtäler und duftenden Weideplätze erreicht haben, um Blumen und Thymianspitzen schwärmen, so eilen fein herausgeputzte Frauen zu den gut besuchten Spielen. Oft hat die reiche Auswahl mich mit meinem Urteil zögern lassen. Sie kommen, um zu schauen, sie kommen, um sich selbst anschauen zu lassen. [100] Das ist ein gefährlicher Ort für die Keuschheit! Du, Romulus, hast als erster die Spiele aufregend gestaltet, als die geraubten Sabinerinnen die frauenlosen Männer erfreuten! Damals hing weder über dem marmornen Theater ein Sonnensegel, noch war die Bühne von Krokusessenz gerötet. [105] Dort waren einfach Laubbäume aufgestellt, die das waldreiche Palatium hervorgebracht hatte; so kam eine kunstlose Szene zustande. Auf Stufen aus Rasenstücken saß das Volk, und Kränze aus dem nächstbesten Laub bedeckten das struppige Haar. Die Männer schauen zurück, und jeder fasst das Mädchen ins Auge, [110] das er will, und in verschwiegener Brust bewegen sie so manches. Und während zur rohen Melodie des etruskischen Bläsers der Tänzer dreimal mit dem Fuß auf den geebneten Boden stampfte, gab der König mitten im Beifall (der Beifall war damals noch nicht gesteuert) dem Volk das erwünschte15 Zeichen zum Beutemachen. [115] Alsbald springen sie auf, bekunden ihren Willen durch Geschrei und ergreifen mit gieriger Hand von den Jungfrauen Besitz. Wie Tauben, die verängstigte Schar, vor Adlern fliehen und wie das zarte Lamm vor dem Anblick der Wölfe, so fürchteten sie sich vor den Männern, die sich, als gäbe es kein Gesetz, auf sie stürzten. [120] Allen Mädchen wich die Farbe aus den eben noch roten Wangen; denn die Furcht war ein und dieselbe und hatte doch viele Gesichter: Ein Teil rauft sich das Haar, ein Teil bleibt fassungslos sitzen, die eine schweigt betrübt, die andere ruft vergeblich nach der Mutter; diese klagt, jene ist starr vor Entsetzen, diese bleibt, jene flieht. [125] Hinweggeführt werden die geraubten Mädchen als hochzeitliche Beute, und vielen mochte sogar die Furcht gut zu Gesichte stehen. Hatte eine sich allzu sehr gesträubt und sich nicht zur Begleiterin hergeben wollen, hob der Mann sie an seine begehrliche Brust, trug sie fort und sagte: »Was entstellst du deine zarten Augen durch Tränen? [130] Was deiner Mutter dein Vater ist, das werde ich dir sein.« Romulus, du allein verstandest dich darauf, deinen Soldaten Vergünstigungen zu gewähren. Wenn du mir solche Vergünstigungen verschaffst, werde auch ich Soldat. Natürlich bleibt seitdem, da der Brauch inzwischen geheiligt16 ist, das Theater noch heute eine Gefahrenquelle für die Schönen.

Liebeskunst

Подняться наверх