Читать книгу Analysieren, Interpretieren, Argumentieren - Pascal Pitz - Страница 12
3.1 Informationen über den Text
ОглавлениеSie erinnern sich daran, dass Sie die Einleitung mit einem allgemeinen „Infosatz“ beginnen mussten, der alle wesentlichen Textinformationen enthielt, die (fast gänzlich) als Bearbeitungsnotiz der Aufgabenstellung zu entnehmen waren. Dazu gehörten: die Textgattung, der Autor, die literarische Epoche, das Datum der (Erst-)Veröffentlichung und die Textquelle. Auch im Studium sollten Sie, in Vorbereitung auf die eigentliche Textarbeit, diese Informationen zusammentragen, weil sie erstens dem wissenschaftlichen Wert und zweitens der inhaltlichen Richtigkeit Ihrer Bearbeitung dienen. Im Einzelnen:
Wir haben bereits festgestellt, dass Sie, wenn Sie im Studium eine Aussage über einen Text treffen und diesen dazu erschließen, einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion liefern. Anders als im Schulunterricht dient Ihre Arbeit nämlich nicht der Erlernung grundlegender technischer Fähigkeiten, sondern sie hat einen unmittelbaren praktischen Bezug. Selbst wenn Ihre Bearbeitung keiner breiten Masse bekannt wird (wie das im Studium wohl die Regel ist, wenn Sie über Ihre Arbeit allenfalls vor Ihren Kommilitonen referieren), so gelangt sie doch zumindest in die Hände des Dozenten, der sie korrigiert. Und bei diesem handelt es sich, anders als beim Lehrer an der Schule, um einen praktizierenden Wissenschaftler, der Ihre Arbeit nicht ausschließlich als theoretische Übung versteht. Ist es aber so, dass das, was Sie im Studium tun, kein Selbstzweck ist, sondern einen (wenn auch kleinen) Meinungsbeitrag im wissenschaftlichen Diskurs leistet, dann müssen Sie auch wissenschaftlich arbeiten. Sie müssen die Formalitäten des wissenschaftlichen Arbeitens wahren! Das gilt nicht nur für das Zitieren, sondern auch, wenn Sie sich insgesamt auf einen fremden Text beziehen, den Sie erschließen. Schon deshalb ist es geboten, dass Sie sich ausdrücklich auf den Text eines bestimmten Autors beziehen, der zu einem bestimmten Datum (erst-)veröffentlicht wurde und den Sie einer bestimmten Quelle entnommen haben. Nur so ermöglichen Sie es den anderen Teilnehmern des wissenschaftlichen Diskurses, den von Ihnen erschlossenen Text aufzufinden, Ihre Aussagen nachzuvollziehen und gegebenenfalls darauf zu reagieren. Dazu zwei Beispiele:
Denken Sie zunächst an die Erschließung politischer Reden, die möglicherweise so oder so ähnlich mehrfach (auch vom selben Redner) gehalten werden oder historisch in unterschiedlichen Fassungen überliefert sind. Hier müssen Sie präzise angeben, auf welche Rede in welcher Fassung Sie sich beziehen. Oder: Stellen Sie sich vor, ein Jurastudent würde sich im Rahmen seiner Hausarbeit auf § 33 GWB beziehen. Dabei handelt es sich um eine Vorschrift, die vom Gesetzgeber inhaltlich jüngst verändert wurde. Würde der Student nun nicht klarstellen, ob er sich auf den Text in seiner alten oder in seiner neuen Fassung bezieht, wäre sein Auslegungsergebnis für andere, wenn überhaupt, nur schwer nachvollziehbar.
Autor, Datum der (Erst-)Veröffentlichung und Textquelle sind also stets zu Beginn der Bearbeitung anzugeben, um die formalen Anforderungen an das wissenschaftliche Arbeiten zu erfüllen. Anders verhält es sich bei der Textgattung und der literarischen Epoche. Die Beschäftigung hiermit dient der inhaltlichen Richtigkeit der Erschließung. Freilich gilt dies auch für den Autor, das Datum der (Erst-)Veröffentlichung und die Textquelle. Denn es ist für die Analyse und Interpretation des Textes durchaus von Bedeutung, wer ihn wie, d.h. in welcher Form (Prosatext, Verstext), wann, mithin in welchem gesellschaftlichen Kontext, geschrieben und wo, also mithilfe welchen Verlegers veröffentlicht hat.
Bleiben wir beim obigen Beispiel des § 33 GWB: Für die Auslegung dieser Vorschrift kommt es auch darauf an, ob ihre Veränderung durch den deutschen Gesetzgeber auf eine Vorgabe des europäischen Gesetzgebers zurückgeht oder nicht. Denn die Frage um die letztendliche Urheberschaft des neuen Inhalts ist für dessen Verständnis unerlässlich. Wenn Sie sich schon zu Beginn Ihrer Bearbeitung hierüber Gewissheit verschaffen, verringern Sie das Risiko, diesen relevanten Gesichtspunkt bei der späteren Erschließung des Textes zu übersehen.