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2 Methodik dieses Buches

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In der Schule wurden Aufsätze geschrieben. Die Gattungen „Texterschließung“ und „Problemerörterung“ werden Sie von der Oberstufe bis ins Abitur hinein begleitet haben. Beide Aufsätze folgen der Struktur der klassischen Trias, d.h. sie beinhalten eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. Wenn Ihnen das in Ihrer Schulzeit noch nicht ganz klar war, dann sollten Sie spätestens jetzt über den Sinn dieser Dreiteilung nachdenken. Denn jeder der drei Teile erfüllt eine ganz spezifische Funktion. Unabhängig von der Aufsatzgattung und daher sehr allgemein kann man behaupten, dass die Einleitung die Vorarbeit leistet, während im Hauptteil in mehreren – wiederum streng strukturierten – Schritten ein Ergebnis erarbeitet wird, das man im Schlussteil präsentiert. Ihr Ergebnis wird durch diese Dreiteilung nicht notwendig richtig, ohne sie aber mit hohem Risiko falsch.

Zur Klarstellung: Selbstverständlich haben das Erschließen eines Textes und das Erörtern einer Streitfrage nicht die Präzision und Exaktheit einer mathematischen Aufgabenlösung. Denn diese hat nun mal nur ein bestimmtes Ergebnis, während verschiedene Verfasser eines Aufsatzes zum gleichen Thema zu verschiedenen Ergebnissen kommen, die alle mehr oder weniger vertretbar, aber keinesfalls notwendig sind. Das bedeutet indes nicht, dass der Weg zum Ziel beliebig variabel wäre. In dieser Hinsicht sind sich die Deutsch- und die Mathematikaufgabe gleich: Die Einhaltung des Lösungsweges, d.h. die Bindung an eine bestimmte Form erst führt zum Erfolg. Das werden Sie vielleicht im Geschichtsunterricht bemerkt haben. Ich erinnere mich, wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, jedenfalls an kaum eine Prüfung, in der nicht die Erschließung einer historischen Textquelle verlangt war. Wer nun im Deutschunterricht nicht aufgepasst hatte, dem drohten auch hier unschöne Korrekturanmerkungen – etwa: „Einordnung in den historischen Kontext fehlt“ (das wäre in der Einleitung zu leisten gewesen) oder „Ergebnis nicht ganz nachvollziehbar“ (möglicherweise ein Hinweis darauf, dass der Bearbeiter interpretiert hat, ohne zuvor analysiert zu haben, dass also die Struktur des Hauptteils missachtet wurde).

Im Studium wird es Ihnen nicht anders ergehen. In der Regel wird man Sie – ebenso wie im Geschichtsunterricht – nicht dazu auffordern, einen Aufsatz zu schreiben, wie Sie ihn aus dem Deutschunterricht kennen. Die gedanklichen Schritte, die der Aufsatz formal in drei separate Teile packt, müssen Sie dennoch gehen, auch wenn Sie sie am Ende nicht alle zu Papier bringen werden. Ein Beispiel: Wenn Sie etwa entscheiden wollen, ob das Gesetz mit dem Begriff „sofort“ einen Zeitraum von wenigen Stunden oder aber doch einigen Tagen meint, dann integrieren Sie dazu in Ihrer Hausarbeit – einem juristischen Gutachten – keinen Aufsatz aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. Vielmehr setzten Sie sofort mit den Argumenten ein. Nichtsdestotrotz müssen Sie sich auch bei Ihrer Hausarbeit fragen, wieso Sie argumentieren, d.h. wieso die streitige Frage überhaupt entschieden werden muss – eine nicht notwendige Entscheidung wäre ein schwerer Fehler! –, wie Sie argumentieren wollen und dementsprechend wie Sie Ihre Argumente anordnen müssen, um mit ihnen zu überzeugen. Mit diesen Fragen würden Sie sich, wenn Sie einen Aufsatz schreiben würden, in der Einleitung beschäftigen.

Auch wenn Sie also im Studium vornehmlich eine Lösung erarbeiten, wie sie beim Aufsatz der Hauptteil leistet, bedarf es einer gedanklichen Vorarbeit. Daneben sollten Sie wissen, wie Sie Ihr Ergebnis präsentieren, und sich daher auch in Erinnerung rufen, was der Schlussteil eines Aufsatzes beinhaltet. In methodischer Hinsicht werde ich für dieses Buch daher die aus dem Deutschunterricht bekannte Dreiteilung übernehmen und in jedem der beiden Teile einen Abschnitt der Vorarbeit (Einleitung), der Erarbeitung (Hauptteil) und der Darstellung (Schluss) des Ergebnisses widmen. Ein willkommener Nebeneffekt: Auf diese Weise werden Sie Schritt für Schritt mit den Anforderungen an die Aufgabenstellung vertraut und können die strukturierte Vorgehensweise der Lösung erkennen. Unabhängig von Ihren Vorkenntnissen werden Sie feststellen, wie leicht das Analysieren, Interpretieren und Argumentieren mit der richtigen Technik sein kann.

Analysieren, Interpretieren, Argumentieren

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