Читать книгу Spuren im Schnee - Patricia St. John - Страница 5
ОглавлениеVorwort der Autorin
Als ich ein Kind von sieben Jahren war, lebte ich in der Schweiz.
Ich wohnte in einem Chalet in den Bergen, etwas oberhalb der Ortschaft, in der ich die Geschichte von Annette, Dani und Lukas spielen lasse. Auch ich fuhr, wie die Kinder in meiner Geschichte, im Mondschein mit dem Schlitten ins Dorf hinunter. Auch ich half im Sommer beim Heumachen. Ich begleitete die Kühe auf die Alm und schlief im Heuschober. Am Weihnachtsabend ging ich in die Dorfkirche und bestaunte den Christbaum mit seinen Apfelsinen und Lebkuchenbären. Auch ich wurde zum Arzt in die kleine Nachbarstadt gebracht. Mein kleiner Bruder fuhr im Karren des Milchmanns spazieren, gezogen von einem großen Bernhardinerhund. Und Schneeweißchen war mein eigenes Kätzchen.
Doch all das liegt viele Jahre zurück und ich bin seither nur noch als Gast in der Schweiz gewesen. Vieles hat sich inzwischen sehr verändert. So ist es heute gewiss undenkbar, dass ein Kind jahrelang der Schule fernbleibt. Auch ist das Gesundheitswesen verbessert worden und wahrscheinlich hat nun jede Ortschaft ihren eigenen Arzt – ich weiß es nicht.
Eines aber weiß ich gewiss: dass das kleine Schulhaus und die Kirche noch am selben Ort stehen; dass der Klang der Herdenglocken noch immer von allen Wiesen und Weiden herab zu hören ist; und dass in jedem neuen Frühling der Duft der Narzissenfelder das Tal erfüllt. Ich hoffe, dass die Kinder noch immer ihre Weihnachtslieder singen und dass sie ebenso große Freude an ihren Lebkuchenbären haben, wie ich sie damals hatte.
Ich habe den Namen des Dorfes absichtlich nicht genannt, denn einige Einzelheiten entsprechen nicht der Wirklichkeit. So gibt es z.B. keine Ortschaft in der Nähe, die nur auf dem Weg über den Pass erreicht werden könnte. Doch habe ich versucht, ein getreues Bild des Lebens, wie es sich hier abspielte, zu geben.
Solltest du einmal in diese Gegend kommen, so nimm in Montreux die elektrische Bergbahn und fahre bis zu einer kleinen Station, wo die Wiesen an den Bahnsteig grenzen und wo grüne, mit Chalets übersäte Hänge ringsum ansteigen.
Rechts vom Bahngleis neigt sich der Hang bis zum schäumenden, tosenden Fluss hinunter, an dessen jenseitigem Ufer der Berg wieder ansteigt. Und dort oben, zwischen einer steil abfallenden grünen Halde und einem spitzen Felsen, liegt der Pass. Wenn du überdies nicht weit vom Bahnhof entfernt das niedrige, weiße Schulhaus entdeckst und hinter einem kleinen Hügel die hölzerne Kirchturmspitze hervorgucken siehst, dann wisse: Das ist das Dorf, in dem diese Erzählung ihren Ursprung nahm.
Patricia St. John