Читать книгу Vom Burnout zurück ins Leben - Patricia Zinnecker - Страница 11

WER IST GEFÄHRDET?

Оглавление

 Perfektionisten, die ihre Aufgaben zu 110% erledigen möchten

 Idealisten, die sich unerreichbare Ziele setzen

 Personen, die sich stark mit der Arbeit identifizieren

 Personen, die sich für unersetzbar halten

 Unternehmer, die rund um die Uhr erreichbar sind und sich keine Pause gönnen

 Empathische Menschen, die sich zu sehr in ihre Umwelt hineinversetzen (zu ausgeprägtes „Helfer-Syndrom”)

In der Regel sind es Menschen, die ihren persön­lichen Wert durch den Beruf definieren. Das können soziale Berufe wie Lehrer, Altenpflege- oder Krankenhauspersonal sein, die sich nicht angemessen ent­schädigt oder gewertschätzt fühlen. Ebenfalls aber höher Qualifizierte, die sich selbst hohen Druck aus­setzen bzw. diesen sich selbst machen. Auch immer mehr junge Unternehmer sind betroffen. Sie haben meist ein starkes Interesse an sich zu arbeiten und sind sehr ­empfänglich für sogenannte Motivations-­Tschakka-alles-ist-möglich-Hypes, welche durch die sozialen Medien und Events weitaus leichter zugänglich sind als noch vor wenigen Jahren. Kaum eine Postkarte kommt heutzutage noch ohne Moti­vationsspruch aus. Fast jeder arbeitet an seiner eigenen ­Motivation oder die der anderen, bis man top motiviert ist. Oder tot motiviert.

Per se ist Motivation nichts Schlechtes, doch auch hier macht die Dosis das Gift. Genau wie bei Stress ist die Balance ausschlaggebend. Gefährlich wird es vor allem dann, wenn der Betroffene hohe Ansprüche an sich selbst stellt und zudem sein Partner oder Vorge­setzter psychopathisch oder gar narzisstisch veranlagt ist. Narzissmus beschreibt eine ausgeprägte Form von Selbstverliebtheit oder -bewunderung mit Geltungsdrang. Ein Narzisst zeichnet sich durch übersteigertes Selbstbewusstsein aus, was allerdings immer wieder durch Aufmerksamkeit bestätigt werden muss. Er ist ungeduldig und hat einen mangelnden Willen, andere in die eigenen Entscheidungsfindung einzubinden. In erster Linie sucht er Fans, die ihn bewundern – keine Kollegen. Ein Narzisst ist ein König des ersten Eindrucks und weiß, wie er charmant und charismatisch wirkt. Zuletzt fehlt ihm die Empathie für seine Mitmenschen, auch wenn er sie sich zu einem gewissen Teil antrainieren kann. Er weiß sie zu benutzen, fühlt sie aber nicht, was ihn so gefährlich macht. Stefan Röpke von der Charité in Berlin untersuchte in einer Studie das Gehirn von Narzissten und konnte dabei feststellen, dass ihre Großhirnrinde deutlich dünner ist. Und genau in jener sitzen die Nervenzellen, welche für unser Mitgefühl verantwortlich sind.

Narzissten sind keine Seltenheit in der Geschäftswelt. Wenn diese beiden Extreme der Perfektion und des Narzissmus' aufeinandertreffen, ist ein Burnout vorprogrammiert. Während der eine sich immer mehr verausgabt und beispielsweise aufgrund alter Muster regelmäßig über seine Grenzen geht, muss der andere gar nicht darum bitten und erhält genau das, was er möchte: vollen Einsatz und Bewunderung. Im Falle eines Narzissten weiß jener sogar genau, welche Knöpfe er bei seinem Mitarbeiter oder Partner drücken muss, damit er immer weiterläuft. Man kann sich das bildhaft vorstellen wie der Esel mit der Karotte vor den Augen. Je schneller das Tier läuft, desto mehr hofft es auf die Belohnung, doch in Wahrheit verringert sich der Abstand unter keinen Umständen. Sollte der Fleißige also irgendwann keine Kraft mehr haben der Karotte nachzueifern, so wird er kurzerhand ersetzt und die von ihm erhoffte Belohnung in Form von Anerkennung und Beförderung zerplatzt wie eine Seifenblase. Das schmerzt dem Narzissten kaum, da er sich kurzer­hand neue Fans sucht, doch der Burnout-­Leidende fällt in ein tiefes Loch.

Ich wollte nicht mehr Teil in diesem Teufelskreislauf sein, in dem man um jeden Preis mit Vollgas fährt. Gleichzeitig wollte ich mich auch nicht in das andere Extrem stürzen und gar nichts mehr tun. Mein Business war mir nach wie vor wichtig, meine Gesundheit und mein Leben allerdings auch wieder. Es musste doch auch ausgeglichen gehen. Ich wollte daher meine Muster erkennen, aufarbeiten und mich entwickeln, um eine langfristige Veränderung be­­wirken zu können. Doch wie sollte ich vorgehen, um diese Phase der Erschöpfung hinter mir zu lassen und wieder ein Leben in Balance zu führen?

Ich entschied mich im nächsten Schritt für den Klassiker: Doktor Google. Der Allwissende, der immer Rat weiß.

Prompt erschien ein Selbsthilfe-Spruch, der mir zwar nicht neu war, mich allerdings wieder wach­rüttelte:

„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.” (Henry Ford)

Vom Burnout zurück ins Leben

Подняться наверх