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GIBT ES EINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN EINEM BURNOUT UND EINER DEPRESSION? WAS IST EIN BURNOUT?

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Was ist ein Burnout? Burnout (zu Deutsch: ausgebrannt sein) beschreibt die physische und psychische Erschöpfung, oftmals einhergehend mit reduzierter Leistungsfähigkeit, Konzentrationsproblemen, Angst und einem Gefühl von Ausgebranntsein. In der Regel wird es durch dauerhaften Stress ausgelöst, der von den Betroffenen nicht mehr bewältigt werden kann. Das Hirn verbraucht dann aufgrund seines Dauereinsatzes mehr Botenstoffe als es produzieren kann, weshalb ein biomechanisches Defizit entsteht. Dieses äußert sich in körperlicher und seelischer Erschöpfung. Jede Krankheit wird einer bestimmte Zahl in der ICD-Liste (International Statistical Classification of ­Diseases and Related Health Problems, zu Deutsch: Inter­nationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme), welche von Ärzten, Psychologen und Therapeuten zur verwendet wird, zugeordnet. Für ein Burnout gab es bis 2019 in dieser Liste keine Zahl. Das bedeutete, dass offiziell andere Diagnosen verwendet werden mussten, umgangssprachlich aber von einem Burnout gesprochen wurde.

Was früher als „Manager-Krankheit” bekannt wurde, ist mittlerweile eine häufig auftretende Erscheinung. Es ist nicht nur der Stress allein, es ist vor allem die Angst, nicht mehr alles zufriedenstellend zu erreichen. Es ist die Angst davor, nicht pünktlich fertig zu werden, mangelndes Selbstvertrauen und die Sorge, nicht gut genug zu sein, vor allem im Beruflichen. Daher könnte man auch von einer Angst-Krankheit sprechen. In Japan gibt es sogar ein eigenes Wort für den Tod durch Überarbeitung: Karoshi.

Überarbeitung bis hin zum Tode - das klingt ­schockierend. Die gute Nachricht ist: Nicht nur dir und mir geht es so. Vor allem höher Qualifizierte und Unternehmer sind Opfer dieser Angst-Krankheit. Johannes Siegrist ist Medizinsoziologe der Universität Düsseldorf und erforschte in mehreren Studien den Zusammenhang zwischen Stress in der Arbeitswelt und die dadurch auftretenden Krankheiten oder wie er die oftmals auftretende Situation nannte: Gratifikationskrise. Nach seinem Modell der sogenannten Gratifikationskrise erkrankt ein Mensch dann durch Stress, wenn er sich stark verausgabt, allerdings nicht in angemessenem Maße dafür ent­schädigt wird. Diese Entschädigung bezieht sich nicht rein auf das Gehalt, sondern ebenfalls auf Arbeitsplatzsicherheit, Einfluss, Karriere- und Weiterbildungs­möglichkeiten.1 Wir lassen uns mittlerweile von und in der uns gegebenen Zeit tyrannisieren. Der Wirtschaftsjournalist und Autor Stefan Klein beschreibt es wie folgt: „Lieber reich und müde als gesund und wach”.2

Bereits im Jahr 2001 haben die Wirtschaftswissen­schaftler Winfried Panse und Wolfgang Stegmann veröffentlicht, dass Angst nicht nur ein Karriereblocker ist, sondern in der deutschen Wirtschaft auch Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe pro Jahr verursacht. Denn dazu zählt nicht nur der Ausfall durch Krankheit oder Kündigung selbst, sondern beispielsweise auch ­Medikamenten- und Alkoholmissbrauch. All das muss die deutsche Wirtschaft jedes Jahr extra erwirtschaften, um den Kreislauf finanziell dennoch aufrecht zu erhalten. Seit dem Veröffentlichen dieser Zahlen sind fast 20 Jahre vergangen und die Zahlen steigen in beängstigendem Maße weiter an.


Die Krankenkasse AOK zählte 2018 im Durchschnitt rund sechs Burnout-Fälle je 1.000 Mitglieder, wohin­gegen es 2008 noch zweieinhalb waren und 2005 gerade mal einer.3 Tendenz steigend. Damit hat sich die Diagnose-Häufigkeit in den letzten 15 Jahren versechsfacht.

Vom Burnout zurück ins Leben

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