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Kapitel 8, oder: BIC
ОглавлениеBeatrice war natürlich nicht da. Stattdessen – wenn ich richtig verstanden habe – die Mutter. Ob ich der Verlobte sei? Und dabei so ein argwöhnischer Unterton in der Stimme. Ich dachte, ich höre nicht recht! Da ruft man als Geschäftsführer wegen BIC und IBAN an und die übersetzt das mit Verlobter. Ich habe also immer wieder BIC, BIC, BIC und IBAN gesagt. Klang schon etwas komisch. Dann legte sie plötzlich auf. Unverständlich. Daraufhin habe ich Beatrice Eine e-mail geschickt und sie gebeten, mir diese BIC und IBAN mitzuteilen. Schon nach 8 Tagen kam die Antwort. Sie sei bei einer kleinen Bank (schon der Vater ihres Onkels Vicenzo habe da gearbeitet) und da habe man andere Bezeichnungen. Nun, denn – Hauptsache, die Überweisung geht raus. Was kümmert mich, ob die das BIC und IBAN oder IWAN oder sonst wie nennen. Die Überweisung an sie habe ich dann gleich ausgefüllt, als das Geld vom Kunden da war. Überrascht war ich nur, dass der Kunde die Rechnung um 10 % gekürzt hat. Ganz schön spontan, der Mann. Ich habe dann nachgerechnet und gesehen, daß das genau der Länge des fehlenden Absatzes entsprach. Da hat der aber auch penibel nachgerechnet. Das mußte ich Beatrice noch erklären.
Drei Tage später rief mich meine Bank an und sagte, die von Beatrice genannten Abkürzungen seien in Mittel- und Westeuropa unbekannt. Was sollte der Hinweis auf Mitteleuropa? Sie habe überall nachgefragt, kein Mensch wisse, was die bedeuten, auf jeden Fall würden sie – dies sehe man schon an der Länge – nicht IBAN und BIC entsprechen.
Die reiten da aber auch ganz schön drauf rum! Also, gut: Was blieb mir anderes übrig: Ich griff wieder zum Telefon. Und wer antwortet mir? Dieser Antonio...Ich riefe ganz schön oft an in letzter Zeit, ob dies etwas zu bedeuten habe? Was für eine Frage! Natürlich, sagte ich ihm, es habe etwas zu bedeuten: Es ginge um BIC und IBAN. ‘Um was? HE???‘
Der hatte also auch noch nie etwas von den beiden gehört, genau wie meine Bank-Sachbearbeiterin von den italienischen Abkürzungen. Antonio verstand dann irgendwann ’big’, bis ich ihm erklärte, dass ich nicht das englische big = groß meine. Aber es war zwecklos. Er fragte immer wieder mit unangenehm schriller Stimme: ’Who is Iwan???’, your name is Iwan?’, was etwa so klang: ’Huuu-e iss-e dis-e Iwan? Juuer Näeme isse Iwane?’
Irgendwann wußte ich mir nicht mehr zu helfen und legte auf.
Was tun? Ich habe dann gar nicht mehr lange gefackelt, einen Hesse-Band (Titel: Dank an Goethe) aus dem Regal geholt und die Geldscheine für Beatrice zwischen Seite 80 und 81 gelegt. Eine schöne Karte mit einem schönen Sinnspruch dazu und ab die Post.
Eine Woche später bekam ich eine E-mail von Beatrice. Sie danke sehr für das Buch von Hesse, das sie sehr überrascht habe. Sie habe es gleich gelesen. Sie wolle wirklich nicht unhöflich sein, nur wäre sie dankbar, wenn ich jetzt bald auch das Geld überweisen könnte.
Zum Glück gibt es E-mail. Ich habe ihr umgehend geschrieben und sie gebeten, auf Seite 80 nochmals nachzusehen. Ich bekam postwendend Antwort von einem Herrn Mailer-Daemon, die E-mail-Adresse sei unbekannt.
Was nun? Zum Glück gibt es Telefon! Ich rief abends an und wurde auch gleich mit Antonio verbunden. Wie schön. Es kam mir schon fast so vor, als gehöre er zur Familie. Er schrie etwas von ’partita’, er könne jetzt nicht, ich solle morgen anrufen. Dann legte er auf. Dabei wollte ich doch gar nicht mit ihm sprechen...Geduld! Ich schlug also im Wörterbuch nach und fand ’partita iva = Mehrwertsteuer’. Was meinte er damit? Überweisungen ins ’Ausland’ sind doch von der Mehrwertsteuer befreit! So viel wusste ich schon. Außerdem hatte ich doch gar nicht überwiesen, sondern das Geld im Buch geschickt. Sicherheitshalber schlug ich nochmals in einem anderen Wörterbuch nach, bis ich den Hinweis auf ’partita = Fussballspiel’ fand...
Na, also. Das war doch unmittelbar nachzuvollziehen. Der gute Antonio hatte sich gerade ein Fußballspiel angesehen, als ich anrief. Verständlich, daß er da seine Ruhe haben wollte. Ich wünschte ihm rückwirkend einen schönen Abend und eine herbe Niederlage der von ihm favorisierten Mannschaft. Die Verhandlungen zogen sich dann noch eine Weile hin. Später kam heraus, daß Beatrice das Buch gar nicht gelesen hatte und das Geld doch angekommen war. Das müssen die vielzitierten Anfangsschwierigkeiten sein. Nur Mut!