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Kapitel 4: Jetzt bewirbt man sich bei mir!

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Heute bekam ich die Bewerbung einer Übersetzerin: Sie’sei ‘Spanierin – aus Valladolid – spreche und verstehe fließend Spanisch und könne von daher natürlich entsprechende Schriftstücke übersetzen’. Außerdem habe sie ’einige Kurse’ absolviert und wohne schon lange in Deutschland. Sie verfüge zudem über ’Erfahrung in der Gastronomie (Kellnerin)’ und sei ’nunmehr entschlossen, ihr Berufsziel gezielt anzusteuern’. Anbei ihr Lebenslauf. In Erwartung meiner Antwort, danke sie für die wohlwollende Prüfung ihrer Bewerbung durch die geschätzte Geschäftsführung und freue sich auf erste, sicher sehr interessante Projekte.

Donnerwetter! Ich bekomme Bewerbungen...Wer hätte das gedacht?! Früher habe ich mich immer beworben und jetzt drehen die den Spieß um. Ein schönes Gefühl. Habe ich gleich zweimal gelesen, mir auf der Zunge zergehen lassen und dabei jedes Wort genau unter die Lupe genommen. Besonders die geschätzte Geschäftsführung. Obwohl, geschätzter Geschäftsführer wäre noch treffender gewesen.

Aufgemerkt:

Übersetzungsbüros anschreiben und sich auf die Qualifikation ’Muttersprachler/-in’ berufen, macht durchaus Sinn. Also, Pizzabäcker, nehmt euch ein Beispiel, wenn ihr gerade bei eurer PIZZERIA keine berufliche Zukunft mehr seht. Nur frisch ans Werk! Wie wäre es mit ’Übersetzer’? ’Entschlossen sein’, das ist ja schon mal was; darauf kann man aufbauen.

Als Muttersprachler die eigene Sprache können, darauf kommt es grundlegend an und wie bereichernd ist doch oft die Kenntnis von Dialekten. Und wo das Wörterbuch fehlt, wird improvisiert. Dies war doch schon immer eine Stärke der Italiener.

Sollte ich vielleicht bei Pizzerien anfragen?

Vielleicht sollte ich da überhaupt einmal nachfragen, bei den Pizzerien, ob da der ein oder andere Interesse hat? Immer ’Pizza Funghi’ oder ’Tonno’ servieren, das muß auf Dauer langweilig sein. Diese Pizzabäcker sind doch äusserst wendig. Wenn ich an diese Pizzeria in Perugia denke, wie der mit dem Teig auf dem Finger jonglierte, ihn nach oben warf, sich dabei noch wie ein Wirbelwind umdrehte, regelrechte Piruetten vollführte, schneller als dieser Brian Joubert bei der Eiskunstlauf EM, und ihn wieder auffing...! So ein Mann eignet sich doch rasend schnell ein Fachgebiet wie ’Lebensmitteltechnik’ an. Wendig sein muß man als Übersetzer auch. Vielleicht gar keine schlechte Idee… Die sind auch gewohnt zügig zu arbeiten und sind bestimmt nicht so weltfremd wie macher hochnäsige Akademiker, der nur Hörsäle kennt.

Aber zurück zu dieser Spanierin: Erfahrung in der Gastronomie (Kellnerin)...Sehr gut!

Das weiß man doch, mit wie vielen Leuten Kellnerinnen ständig in Kontakt kommen.

So wird die Kommunikation permanent geschult. Und dann dieser bescheiden-unauffällige Hinweis auf ’Gastronomie’. Das ist natürlich ein Fachgebiet. Sie wollte es nicht demonstrativ herausstellen. Sympathisch eigentlich...

Kellnerinnen sind doch auch eine Art Mittler, genau wie Sprachmittler. Und wenn bei denen ein Sachse oder Saarländer am Tisch hockt und etwas bestellt, müssen die das auch erst mal in eine andere Sprache übersetzen. Eigentlich ein verwandtes Berufsbild... Die hast Du gleich richtig taxiert. Außerdem: Sie wohnt schon lange in Deutschland...Sehr gut! Da kennt die die deutsche Mentalität bald aus dem eff-eff. Das alleine sollte ausreichen, um ihr eine Chance zu geben...’Kurse gemacht hat sie auch schon’. Da sieht man doch gleich die richtige Einstellung: Fortbildung – die weiß, wo es langgeht. Gleich in die Kartei freiberuflicher Mitarbeiter aufnehmen und Vermerk ’Gastronomie’ nicht vergessen. Wenn da mal was kommt, rufst Du die an und sie kellnert gerade. Die Übersetzung wird sie nebenher mit links ausführen. So flexibel wie die als Kellnerin ist...Da muß sie ja auch Bestellungen aufnehmen und gleichzeitig abräumen. Ich glaube, das passt!

Adrian Babelssohn

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