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Kapitel 2: Der entscheidende Termin bei der IHK

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Der entscheidende Tag war gekommen. Termin in Ludwigshafen am Rhein:

Der Existenzgründungs-Spezialist − ein graumelierter Herr mit guten Umgangsformen,

der sehr kompetent wirkte − brachte es gleich auf den Punkt:

„Geschäftspläne sehen n o r m a l e r w e i s e anders aus..“

Diese Deutschen müssen doch für alles eine DIN-Norm einführen...Dabei setzte er – bei dezentem Fingertrommeln – eine Miene auf, die zunächst beinahe abschreckend und dann fast triumphal wirkte:

„Und w i e, meinen Sie, überbrücken Sie die schwierige Anfangsphase? Wenn keine oder kaum Aufträge eingehen, aber die Kosten weiterlaufen?“

Wie der die Dinge beim Namen nannte! Ich verwies darauf, dass ich ja ’stark reduzierte Grundkosten habe’: Verzicht auf ein Auto. Dies konnte er rechnerisch unmittelbar nachvollziehen: Wiegen des Kopfes, kritischer Prüferblick, begleitet von: Hm, hm...

Ich denke, der Verzicht auf ein Auto ist unbedingt sinnvoll, zumal ich ja gar keinen Führerschein habe. Habe ich ihm natürlich nicht verraten. Aber er war mit dieser unternehmerischen Denkweise noch nicht zufrieden. Er fuhr einen Finger aus und deutete mit kritischem Blick auf meinen improvisierten und etwas armseligen Geschäftsplan:

„Schön und gut: Damit haben Sie zwar diesbezüglich keine finanzielle Belastung, aber…

Da habe ich sogleich Initiative gezeigt, bevor er seinen Gedankengang weiter ausführen konnte und ihn auf mein ’Büro in der eigenen Wohnung’ verwiesen. Er schien die Büroräume-Kosten-Ersparnis sogleich durchzurechnen. Aber so schnell war ja so ein Kostenstellen-Fuchser nicht zu überzeugen. Ich setzte noch einen drauf und argumentierte damit, daß ich – zumindest in der Anfangszeit von 25 Jahren – keine Sekretärinnen einstellen werde. Ebenso bekommen Mitarbeiter strikterweise weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld (welche Mitarbeiter?) Nun schien es, daß er mir mehr zutraute. Er diagnostizierte, daß ich ‘sprachlich sicher gut‘ sei. Im kaufmännischen Bereich müsse ich aber dazulernen (Mir blieb nur rätselhaft, warum er an dieser Stelle vielsagend die Stirn runzelte). Ich schloß mich, aus taktischen Gründen, seiner Ansicht an. Am Ende zückte er seinen goldrandigen Kugelschreiber und unterzeichnete mit motivierendem Gesichtsausdruck (ob d a s mal gut geht?) den Antrag: BEFÜRWORTET! Wer sagt es denn? Er drehte sich um, flugs wie ein beweglicher Bürosessel. „Äh, Fräulein Müller...? Wenn Sie den jungen Mann bitte zum Ausgang begleiten...“

Adrian Babelssohn

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