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Kapitel 5: Und wenn sie gerade kellnert?

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Oder hat sie Übersetzer mit Dolmetscher verwechselt? Da sollte man nicht zu pingelig sein. Klar, das ist die Erklärung. Wenn die gerade kellnert, hat sie ja im Fall des Falles kein Wörterbuch zur Hand. Da rufe ich den Kunden an und erkläre ihm, dass die Übersetzung heute fernmündlich kommt. Da muß der eben auch beweglich sein. Das kann man verlangen.

Heute rief eine charmante Dame an. Erstaunlich, wie viele Leute gleich auf mein Büro aufmerksam werden. Dieser Bummel-Student aus dem Badischen muß meine provisorische Schmalspur-Website gut angemeldet haben. Sie sei von einer Schule, bei der ’baulicherseits einiges im Argen liege’ – das habe ich ja vermutlich auch den Medien entnommen, daß es um den baulichen Zustand unserer Schulen nicht zum Besten stehe – und nun suche man Sponsoren, die sich an den Renovierungskosten beteiligen, vielleicht auch an Sportgeräte-Ausstattung (Fußbälle). Da wolle sie einfach einmal anfragen, ob ich mich beteiligen wolle und auf diese Art meinen guten Namen...

Da war ich aber beeindruckt! Woher die mich kennt? Da ist man im ersten Moment schon überrascht. Und dann noch der Hinweis auf meinen guten Namen. Muß sich ganz schön rumgesprochen haben, meine Existenz-Gründung. Ich habe natürlich so getan, als würde ich ein grösseres, termingebundenes Übersetzungsprojekt unterbrechen, einmal kurz bedeutungsschwer und gut hörbar aufgeseufzt (Um was geht es denn? Passt gerade nicht wirklich, aber den Anruf kann ich gerade noch einschieben). Die Erfahrung des Gespräches mit ihr muß ich gleich weitergeben.

Aufgemerkt:

Falls Vertreter von Schulen oder ähnlichen Institutionen anrufen und dich als Sponsorin oder Sponsor werben wollen: Gehe darauf ein! Die damit verbundene Imagesteigerung kann man kaum hoch genug schätzen. Wenn du Glück hast, erscheint dein Name in der Schülerzeitung in einer Fußnote:

’Wir danken Büro X für die Spende von 10 Fußbällen oder Büro Y für die Beteiligung an

der Erhaltung der Bausubstanz.’ Bedenke die hohe Auflage solcher Zeitungen. Vielleicht ist es auch einem kleinen Lokal-Redakteur eine noch kleinere Meldung wert, wenn er einen guten Tag hat.Hier das Geld zusammenzuhalten, wäre ganz verkehrt. Du bist schließlich in der Anfangs- und Aufbauphase. Zum Aufbau gehört auch das Image. Wenn du zuviel springen lässt, stellt sich zwar mit Sicherheit ein finanzieller Engpaß ein. Aber an dem kommst Du sowieso nicht vorbei.Spende grossherzig, zumal solche Instandhaltungsarbeiten ja eigentlich zu den kommunalen Aufgaben gehören oder die Landespolitik sich darum kümmern sollte. Da kannst du als Dienstleister ruhig mal einspringen, wenn die gerade andere Prioritäten haben. Eine Hand wäscht die andere!

Nun – aus Erfahrung – noch eine Erklärung zu dem Hinweis auf den ’guten Namen’.

Zweifele nicht daran, daß sie es ernst meint. Wenn du dir in so kurzer Zeit einen guten Namen gemacht hast, dann verdienst du das auch. Wieso sollte sie dir auch Honig um den Bart schmieren wollen? Zeige durch deine übertriebene Spende gleich, daß der gute Name mehr als berechtigt ist. Setze noch einen drauf und frage sie, ob sie nicht auch noch jemand in der eigenen Verwandtschaft kennt, der sich in einer Notlage befindet.Wenn man mit deinem Unternehmen’soziales Engagement’ verbindet, kann dir das nur recht sein. So zeigst du nebenbei deine Vielseitigkeit: Du hättest auch das Zeug zum Sozialarbeiter. Davon abgesehen: Wer da spendet, der kann es sich leisten. Dessen Firma muss folglich florieren, folglich gute Arbeit leisten ...Ganz schön scharfsinnig, wie?!

Adrian Babelssohn

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